Studie des CEBR

Wie Cloud-Technologie EU-weit die Gewinne steigert

03.03.2011 von Christa Manta
Von Cloud Computing profitieren nicht nur einzelne Unternehmen, sondern auch ganze Volkswirtschaften. Allen europäischen Ländern voran Deutschland, das bis zum Jahr 2015 mithilfe von Cloud-Technologien mehr als 220 Milliarden Euro Gewinn erwirtschaften wird. Das ermittelte jetzt eine Studie des London Centre for Economics and Business Research (CEBR) im Auftrag von EMC.

Dass Cloud Computing sich für Unternehmen rechnet, weil sie mithilfe der skalierbaren Technologien schneller und günstiger auf Markterfordernisse reagieren können, hat sich inzwischen herumgesprochen. Welche Auswirkungen die Dienste aus der Wolke volkswirtschaftlich gesehen haben, wurde bisher kaum untersucht. Jetzt hat sich das Londoner Centre for Economics and Business Research (CEBR) im Auftrag von EMC an eine Prognose gewagt. Der "Cloud Dividend Report" analysiert nach eigenen Angaben erstmals systematisch die makroökonomischen Implikationen von Cloud Computing in Europa, indem es Einsparungen bei Unternehmen identifiziert, die bereits Cloud Computing praktizieren und diese Effekte zu betriebswirtschaftlichen und volkswirtschaftlichen Variablen in Beziehung setzt. Neben Geschäftszuwachs und neuen Geschäftsmodellen seien auch steuerliche Aspekte sowie finanzpolitische Verflechtungen in der Eurozone mit in die Analysen eingeflossen.

760 Milliarden Euro Gewinn bis 2015

Laut den Analysen des Londoner Centre for Economics and Business Research wird der volkswirtschaftliche Gewinn durch Cloud Computing bis 2015 für die fünf größten Wirtschaftsnationen Europas 760 Milliarden Euro zusammen betragen. Foto: Cebr/EMC

Bis zum Jahr 2015, so lautet das Ergebnis des CEBR, werden die fünf größten europäischen Volkswirtschaften Deutschland, Frankreich, Italien, Großbritannien und Spanien dank Cloud-Technologien einen Gewinn in Höhe von rund 763 Milliarden Euro erwirtschaften, vorausgesetzt, die Marktdurchdringung setzt sich weiter so fort, wie bisher. Dabei habe Deutschland mit fast 50 Milliarden Euro das höchste jährliche Wachstumspotenzial, gefolgt von Frankreich mit 37,4 Milliarden Euro, Italien mit 35,1 Milliarden Euro und Großbritannien mit fast 30 Milliarden Euro. Schlusslicht ist Spanien mit rund 25,2 Milliarden Euro Gewinnpotenzial.

Fast 800.000 neue Jobs für Deutschland

Auch wird Cloud Computing laut dem CEBR dazu beitragen, neue Arbeitsplätze zu schaffen - bis 2015 insgesamt fast 2,3 Millionen in allen fünf betrachteten Ländern. Allein in Deutschland sollen rund 789.000 neue Jobs entstehen. "Unsere Studie zeigt, dass Cloud Computing nicht nur für Effizienz und Produktivität einzelner Unternehmen relevant ist, sondern vor allem auch unter makroökonomischer Perspektive", kommentiert Oliver Hogan, Chef-Ökonom beim Centre for Economics and Business Research und fügt hinzu: "Gerade vor dem Hintergrund der gegenwärtigen weltwirtschaftlichen Lage wird Cloud Computing zu einem kritischen Wachstumsfaktor für Europa."

Deutschland, Cloud-Land

Den Berechnungen des Cebr zufolge darf Deutschland zwischen 2010 und 2015 mit 221 Milliarden Euro Gewinn durch Cloud-Technologie rechnen. Foto: EMC/Cebr

Besonders eindrucksvoll sähe man das am Beispiel Deutschland, das laut den Prognosen besonders von Cloud-Technologien profitieren wird. Die deutsche Wirtschaft würde generell schneller wachsen, als erwartet. Mit 2,2 Prozent Wirtschaftswachstum konnte Deutschland im zweiten Quartal 2010 sogar die, verglichen mit dem Vorjahresquartal, höchste Steigerung seit der deutschen Wiedervereinigung verbuchen. Zu dieser Entwicklung habe die europäische Währungskrise entscheidend beigetragen. Der niedrige Euro half dem exportorientierten Land, die Verkäufe in Schwellenmärkten zu stärken. Zwar weisen laut der Studienbetreiber die neuesten Verbraucherumfragen und der ZEW-Geschäftsklimaindex darauf hin, dass das Vertrauen der Menschen noch nicht wieder hergestellt ist und die wirtschaftliche Lage noch nicht als stabil bezeichnet werden kann. Im gegenwärtigen Klima der ökonomischen Unsicherheit aber, könne Cloud Computing ein entscheidender Faktor sein, das Wirtschaftswachstum Deutschlands voranzutreiben.

Die Posteingangsbox wie einen Briefkasten nutzen

Eine Inbox ist wie ein Postbriefkasten. Der Postbote bringt uns Briefe und Pakete, wir entnehmen diese, sortieren sie, schmeißen die Hälfte weg und ordnen den Rest auf Stapel, von denen die meisten erst später angegangen werden. Was kaum ein Mensch macht, ist, die Briefe wieder zurück in den Briefkasten zu legen, um sie am nächsten Tag wieder aufs Neue zu sortieren. Wir sollten unsere Posteingangsbox ähnlich behandeln wie unseren Postbriefkasten.

Cloud-Technologien sollen rund 1,6 Prozent des BIP ausmachen

Menschen, die sich darüber beklagen, dass sie die E-Mails in ihrer Inbox sortieren müssen, denken vermutlich, sie müssten jede sich darin befindende Aufgabe auch sofort angehen. Wer sich seiner Inbox jedoch mit dem Anspruch nähert, die E-Mails darin lediglich zu ordnen, nicht aber gleich zu bearbeiten, wird sein Ansinnen erträglicher empfinden und vor allem als machbar. Nachrichten müssen nurmehr in einzelne Ordner verschoben, und können später abgearbeitet werden. Ähnlich, wie man es auch mit der Briefpost tut. In Google Mail können Anwender zwei Labels für ihre E-Mails erstellen: "To do A "und "To do B". A für die wichtigen Nachrichten, B für die weniger wichtigen. Sobald eine Nachricht gelabelt wurde, kann sie archiviert und später ganz bequem nach ihr gesucht werden.

Der Schlüssel liegt in einem genauen Zeitplan

Zum einen steigern die Dienste aus der Wolke Effizienz und Produktivität und können so dazu beitragen, dass Deutschland eine starke Position im Welthandel beibehält. Zum anderen könnten sie als Treiber für Unternehmensinvestitionen die wirtschaftliche Entwicklung ankurbeln. Neben den Möglichkeiten, die Cloud Computing für Geschäftsentwicklung und Neugeschäftsgenerierung eröffnet, ergeben sich signifikante Kostenvorteile für Unternehmen: Investitionsbedarf und laufende Betriebskosten sinken, Ressourcen werden besser ausgelastet. Die frei werdenden finanziellen Mittel können für Innovationen eingesetzt werden, was wiederum einen messbaren Einfluss auf die jeweilige Volkswirtschaft hat.

In Zahlen ausgedrückt: Für den Zeitraum 2011 bis 2015 prognostizieren die Studienbetreiber der deutschen Wirtschaft einen Gewinn von 221.2 Milliarden Euro dank dem Einsatz von Cloud-Technologien. Das entspricht ungefähr 1,59 Prozent des deutschen Bruttoinlandsprodukts über die genannte Periode. Dabei sollen Hybride Clouds mit 38,4 Prozent den größten Anteil am Gewinn ausmachen. Private Clouds würden 37,4 Prozent und Public Clouds 24,2 Prozent zum Gesamtgewinn beitragen.

Hybride Clouds versprechen das größte Einsparpotenzial

Herunter gebrochen auf die einzelnen Cloud-Modelle, verspricht der Einsatz von hybriden Clouds für Unternehmen und Institutionen in Deutschland das höchste Netto-Einsparpotenzial. Vor allem in der verarbeitenden Industrie sind die Ersparnisse dank gemischter Clouds bereits hoch und werden auch in Zukunft bleiben. Das Private-Cloud-Modell bietet vornehmlich Banken, sowie Finanz- und Unternehmens-Services hohes Potenzial für Kostenersparnisse in Gegenwart und in Zukunft, und die Public Cloud eröffnet den Geschäftsfeldern Vertrieb, Handel und Hotels, sowie Institutionen aus der öffentlichen Hand, sowie in den Bereichen Bildung und Gesundheit, die Möglichkeit, finanzielle Mittel in Zukunft besser einzusetzen.