McKinsey-Studie

Wie der CIO den Enterprise Architect unterstützen muss

26.09.2016 von Christiane Pütter
Verantwortliche für Enterprise Architecture erfahren in den Unternehmen zu wenig Anerkennung, beobachtet McKinsey. CIOs sollten eingreifen.
  • Die Digitalisierung steigert die Komplexität der IT-Architektur und damit die Bedeutung des EA-Chefs (Enterprise Architecture)
  • In vier von zehn Unternehmen weiß die Geschäftsführung nicht, was das EA-Team tut
  • Jeder zweite EA-Chef wünscht sich, für diese Rolle würde ein strukturierter Karriere-Pfad entwickelt
Wer die IT-Architektur eines Unternehmens verantwortet, braucht Unterstützung vom CIO, so der Appell von McKinsey.
Foto: wavebreakmedia - shutterstock.com

Zwischen all den Schlagworten rund um digitale Transformation - von Innovation über Agilität bis zu den neuen Geschäftsmodellen - vermisst McKinsey die Unternehmensarchitektur. In dem Papier "How enterprise architects can help ensure success with digital transformations" führen die Consultants aus, welches Profil ein Enterprise Architect typischerweise erfüllen sollte und welche Rolle der IT-Verantwortliche übernimmt. Das Papier basiert auf einer Studie, an der sich mehr als 100 Entscheider beteiligt haben, darunter CIOs ebenso wie Unternehmensarchitekten und weitere IT-Experten.

McKinseys These: Die digitale Transformation steigert die Komplexität der IT-Architektur. Das zeigt sich auf Hardware-Ebene - immer mehr Endgeräte sind miteinander zu verbinden - ebenso wie bei der Menge an Anwendungen und Services. Eben damit wächst die Bedeutung von Unternehmensarchitekten.

Zwischen den Zeilen des Papiers liest sich die Skepsis heraus, mit der McKinsey die Ankündigung etablierter Konzerne betrachtet, fürderhin wie Startups agieren zu wollen. Das könne schon deshalb nicht funktionieren, weil ein etabliertes Unternehmen technologisch nicht vergleichbar sei mit einer jungen Firma, die bereits mit der neuesten IT gestartet ist. Hinzu kommen erhebliche Unterschiede in Fragen von Prozessen und Abläufen sowie der Unternehmenskultur.

Was Digitalisierung für Mitarbeiter bedeutet
Was ändert sich durch die Digitalisierung für die Mitarbeiter?
Antworten suchten diese IT-Chefs in einer Diskussion mit COMPUTERWOCHE-Redakteuren. Unser Bild zeigt von links: Hans Königes (CW), Edgar Kirchmann von Transearch, Dieter Loewe von NTT Data, Daniel Krauss von Flixbus, Axel Kummer von Metafinanz, Frank Engelhardt von Salesforce.com, Jürgen Renfer von der KUVB und Alexandra Mesmer (CW).
Axel Kummer, Metafinanz
„Wir müssen neu denken, ausgehend von den Geschäftsprozessen und den Endkunden. Dafür setzen wir auf kreative Köpfe, die auch aus anderen Branchen als der IT kommen.“
Daniel Krauss, Flixbus
„Unsere größte Herausforderung ist es, mit permanentem Change und der damit einhergehenden Unsicherheit zurechtzukommen.“
Dieter Loewe, NTT DATA
„Wir brauchen eine Arbeitskultur, in der Mitarbeiter ein Privatleben haben dürfen und nicht immer erreichbar sind.“
Edgar Kirchmann, Transearch
„Wer ­Digitalisierung ernst nimmt, braucht mehr als einen neuen Posten wie den Chief Digital Officer. Topmanagement wie Führungskräfte müssen das Thema ­treiben und vorleben.“
Jürgen Renfer, KVUB
„Digitale Veränderungen sind derart disruptiv, dass wohl niemand genau weiß, wo die Reise ­endet. Der CIO ist als Lotse gefordert.“
Frank Engelhardt, Salesforce.com
„Es motiviert die Mitarbeiter, wenn sie eine reelle oder auch gefühlte Autonomie ­haben.“

In der Studie erklärten 40 Prozent der Befragten, die Geschäftsführung wisse nicht, was das EA-Team (für Enterprise Architecture) tut. McKinsey sieht Unternehmensarchitekturen eng beim CIO angesiedelt. Die Consultants appellieren daher an CIOs, eine Lanze für das EA-Team zu brechen.

Denn im Prozess der Digitalisierung müssen Fachabteilungen und das EA-Team eng zusammenarbeiten. Der CIO sollte dafür sorgen, dass die Bedeutung der Unternehmensarchitektur bekannt wird und die Leitung des EA-Teams in Entscheidungen einbezogen wird. Derzeit sieht die Praxis allerdings oft so aus, dass EA-Leiter mehr mit Lieferanten sprechen als mit C-Level-Entscheidern. Sie wissen daher zu wenig über die Interessen und Ziele des Business.

McKinsey umreißt das Profil eines Enterprise-Architekten als einen Mix aus fachlichen und persönlichen Skills. EA-Chefs brauchen Kenntnisse in Coding, Lieferketten-Management und allen Betriebsabläufen des Unternehmens. Die Consultants sprechen hier von Grundkenntnissen, nicht von detaillierter Umsetzungsfähigkeit.

Außerdem kennen EA-Verantwortliche IT-Trends und Technologien. Vor allem wissen sie, nach welchen Mustern IT-Integration in ihrem Unternehmen abläuft. Sie haben den Überblick über die (Wieder-)Verwendung von Services und können einschätzen, welche Anwendungen wichtig sind und welche als "nice to have" gelten können.

In ihrer Funktion als Kooperationspartner von Geschäftsführung wie Fachabteilungen sind zusätzlich kommunikative Fähigkeiten gefragt. EA-Chefs brauchen Selbstvermarktungsfähigkeiten.

Wichtiger als monetäre Anreize ist EA-Chefs Anerkennung

Von den Studienteilnehmern, die Enterprise Architecture verantworten, wollte McKinsey wissen, was sie motiviert. Glaubt man den Befragten, geht es ihnen nicht in erster Linie ums Geld. 43 Prozent sprechen monetären Anreizen "hohe" oder "sehr hohe" Bedeutung zu. 90 Prozent dagegen suchen "interessante Herausforderungen". 71 Prozent verlangen nach Anerkennung in ihrer Funktion und Rolle. Jeder zweite EA-Chef wünscht sich, für diese Rolle würde ein strukturierter Karriere-Pfad entwickelt. McKinsey sieht es übrigens mit als CIO-Aufgabe an, EA-Leiter zu rekrutieren.

Ein weiterer Aspekt des Papiers widmet sich der Frage, wie der Erfolg des EA-Teams gemessen werden kann. Als mögliche Ansatzpunkte nennt McKinsey Veränderungen bei Kosten und Dauer der Implementierung neuer Technologien. Dabei sollte auch die Qualität des Vorgangs eine Rolle spielen.