Blackberry, iOS, Android

Wie der Smartphone-Support aussehen muss

14.12.2010 von Werner Kurzlechner
Blackberry als alleiniges mobiles Betriebssystem im Unternehmen reicht nicht mehr. Als Folge der turbulenten Schlacht, die sich die Smartphone-Anbieter liefern, sollten Unternehmen idealerweise drei Betriebssysteme unterstützen. Dazu rät Forrester Research.
Die Marktverhältnisse derzeit im Business Segment. BlackBerry scheint enteilt, aber Apple kommt mit Macht.
Foto: Forrester Research, Inc.

Der Markt für Handys und Smartphones gleicht einem Hauen und Stechen mit ungewissem Ausgang. Experten prophezeien, dass in einigen Jahren nur noch eine Handvoll Anbieter überlebt haben werden. Und so liest sich jede aktuelle Bestandsaufnahme so spannend wie eine Fußballtabelle oder eine politische Hochrechnung. Zum Beispiel, dass Apple mit seinen iPhones im dritten Quartal auf dem Weltmarkt an RIM mit seinen Blackberrys vorbeigezogen und zum viertgrößten Handyhersteller überhaupt aufgestiegen sei, wie IDC berichtet. Was der Siegeszug der Smartphones im Allgemeinen und des iPhones im Speziellen für Business-Anwender bedeutet, analysiert Forrester Research in einer aktuellen Studie.

Auch hier klingt die zentrale Botschaft nicht gut für RIM. Zwar bezeichnen die Studienautoren Benjamin Gray und Christian Kane Blackberry weiter als den "Goldstandard" für geschäftliche Anwender. Aber weil andere Anbieter aufgeholt haben und wie Apple immer mehr sichere und nützliche Business-Anwendungen anbieten, rät Forrester zur Ausweitung des IT-Supports auf mehrere mobile Betriebssysteme.

In der Vergangenheit taten sich Firmen insgesamt schwer damit, überhaupt Support für die mobilen Minirechner anzubieten - sei es aus skeptischer Zurückhaltung gegenüber der neuen Technologie, sei es Angst vor ausufernden Kosten und Sicherheitslücken. Seit sich abzeichnete, welche Bedeutung die geschäftliche Smartphone-Nutzung durch die Mitarbeiter gewinnt, gaben die Firmen zumeist eine nahe liegende Antwort: Sie richteten Support für Blackberrys ein, schließlich war Smartphone als Arbeits-Tool gleichbedeutend mit Blackberry.

Wer sich mit Unterstützung eines Betriebssystems noch am Puls der Zeit fühlt, irrt sich laut Forrester grundlegend. "Sie sind in einer Minderheit“, schreiben Gray und Kane. Während 14 Prozent der befragten Unternehmen aus Europa und Nordamerika noch gar keinen Support anbieten, tun das 37 Prozent für ein Betriebssystem. Die restlichen 49 Prozent unterstützen mehrere mobile Systeme - 29 Prozent mindestens drei. Die Crux dahinter ist die dadurch mögliche Einbindung auch privater Smartphones in den Arbeitsalltag.

Forrester empfiehlt Unternehmen, den eigenen Support für mobile Betriebssysteme jährlich zu überprüfen. Dies ist letztlich der Schnelllebigkeit des Marktes geschuldet. Die Analysten äußern sich zur aktuellen Situation indes sehr konkret. Drei Systeme sollten idealerweise von der Unternehmens-IT unterstützt werden. Noch konkreter: Blackberry, iOS von Apple und Android.

Symbian ist der europäische Joker

Anders als bei den privaten Verbrauchern wird Blackberry nach Forrester-Einschätzung den ersten Platz im Business-Bereich noch lange behaupten können. 50 Millionen geschäftliche Abonnenten weltweit und eine Einsatzrate von 90 Prozent in Fortune 500-Unternehmen sprechen für sich. 70 Prozent der befragten Firmen unterstützen Blackberry.

30 Prozent der Unternehmen liefern intern Support für iOS. Apple ist auch in diesem Segment der kometenhafte Aufsteiger, weil an der Datensicherheit der iPhones gearbeitet wurde und die Anwender oft begeistert auf die Business-Applikationen reagieren. Ähnlich die Lage bei Android: Android 2.2 bedeutete laut Forrester einen Quantensprung aus Perspektive der Business-Anwender, unter anderem wegen ActiveSync-Integration und strengerem Passwortschutz. 13 Prozent der Firmen bieten Android-Support an.

Auf die häufig auffallend starke Position von Android in derartigen Erhebungen reagieren europäische Anwender immer wieder überrascht. Das liegt vor allem daran, dass dieses Betriebssystem in Nordamerika deutlich stärker aufgestellt ist. Nur 9 Prozent der europäischen Firmen unterstützen Android, aber 16 Prozent in den USA und Kanada. Ein umgekehrter Fall ist Symbian: mit 7 Prozent im Weltmaßstab ein eher kleines Licht, in Europa mit 14 Prozent sogar die Nummer Vier direkt hinter Apple.

Ja, Nummer Vier. Denn den zweiten Platz mit 41 Prozent weltweit belegt Windows Mobile, noch mit deutlichem Abstand vor iOS. Nach Einschätzung von Forrester Research handelt sich aber hier um ein Auslaufmodell, weshalb es für das altgediente System von Microsoft nicht für die Empfehlungsliste reicht.

Aus dem Hause von Bill Gates gilt es laut Whiteley aber durchaus auf das Windows Phone 7 zu achten. Frischen Wind bringe MeeGo, das Gemeinschaftsprodukt von Intel und Nokia. Zudem bereite HP nach dem Erwerb von Palm zu Beginn des Jahres Geräte vor, die mit WebOS laufen sollen. Alles Kandidaten auf dem Markt, die Beachtung verdienen - genau der Grund, weshalb Forrester zu einer jährlichen Überprüfung der Support-Strategie rät.

Kosten-Management bleibt problematisch

Damit sind die zuständigen CIOs aber keineswegs aller Sorgen ledig. Dass die Einbindung privater Endgeräte Management- und Sicherheitsfragen gleichermaßen verschärft, ist laut Forrester nicht zu leugnen. Umso wichtiger sei, darauf mit wohlüberlegten Regeln zu reagieren. Ein proaktives Kostenmanagement bleibe ebenfalls eine harte Nuss, so Forrester – insbesondere, wenn Mitarbeiter in aller Welt unterwegs seien und allerorten ihr Smartphone nutzen. Gray und Kane empfiehlt, den Einsatz von Evaluierungs-Lösungen etwa von MobileIron, Tangoe oder Zenprise zumindest in Betracht zu ziehen. Eine sorgfältige Prüfung des technologischen Bedarfs in der Belegschaft sowie eine kontinuierliche interne Beratung über die Mobile Device-Strategie sind für Forrester sowie Pflicht.

Im dritten Quartal wurden laut IDC weltweit 340,5 Millionen Handys verkauft – 43 Millionen mehr Geräte als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Nokia bleibt mit 110,4 Millionen der Platzhirsch, der Marktanteil ist aber rückläufig und liegt nur noch bei 32,4 Prozent.

Mit 71,4 und 28,4 Millionen folgen Samsung und LG Electronics. Während Samsung an Marktanteilen leicht zulegte, büsste LG Electronics ein. Es folgt Apple mit 14,1 Millionen verkauften Geräten und 4,1 Prozent Marktanteil, erstmals vor RIM mit 12,4 Millionen und 3,6 Prozent. Immerhin steigerten beide ihren Marktanteil. Auf einem insgesamt wachsenden Handymarkt bringen sich also die Smartphone-Spezialisten immer besser in Stellung. Google Android führt seinen Kampf übrigens im Verbund mit HTC sowie Motorola in Nordamerika und Samsung in Europa.

Die Studie "The Mobile Operating System Wars Escalate" ist bei Forrester Research erhältlich.