Recruiting verbessern

Wie neue Mitarbeiter gute Mitarbeiter werden

07.05.2013 von Christiane Pütter
Wer die Einarbeitung neuer Mitarbeiter zentralisiert und Kompetenzen klar definiert, kann diese später besser halten. Sie sind dann auch schneller produktiv.
Zwischen einem Tag und mehr als sechs Monaten - Firmen haben unterschiedliche Vorstellungen davon, wie lange die Einarbeitung (das Onboarding) dauern darf.
Foto: Aberdeen Group

Job-Messen, Karriere-Portale oder die klassische Stellenanzeige - Unternehmen legen sich ins Zeug, um neue Mitarbeiter zu finden. Dass es mit dem Einstellen neuer Leute nicht getan ist, zeigt die Analyse "Onboarding 2013. A new look at new hires" von der Aberdeen Group. Die US-Marktforscher haben dafür Angaben von Entscheidern aus 230 Unternehmen ausgewertet.

Zunächst einmal wollten die Analysten wissen, wie lang Entscheider dem Unternehmen und den neuen Mitarbeitern für die Einarbeitung Zeit geben. Offenbar muss es immer schneller gehen: 14 Prozent der Befragten sprechen lediglich von einem Tag - in einer vergleichbaren Umfrage aus dem Vorjahr sagten das nur sieben Prozent. Am anderen Ende der Skala rechnen 15 Prozent der Befragten mit mehr als sechs Monaten. 2012 waren es noch 20 Prozent.

Wie bei Aberdeen üblich, werden die Studienteilnehmer drei Kategorien zugewiesen. Besonders erfolgreiche Unternehmen dürfen sich "Best in Class" (Bic) nennen. Sie stellen 20 Prozent des Feldes. Die Teilnehmer mit den schlechtesten Ergebnissen gelten als "Laggard" (deutsch: Trödler), sie bilden 30 Prozent der Stichprobe. Der Rest gilt als "Average", Durchschnitt.

In dieser Studie heißt das: Die Bics können 91 Prozent ihrer neu eingestellten Mitarbeiter halten. Nach ihrem ersten Jahr sind sie noch im Unternehmen. Anders bei den Laggards: Lediglich 30 Prozent der Neuen bleiben. In den Durchschnittsfirmen liegt die Bindungsrate bei 70 Prozent.

Schatzjäger
Hier handelt es sich in erster Linie um die jüngsten Mitarbeiter eines Unternehmens. Für Schatzjäger steht das Geld am stärksten im Vordergrund. 64 Prozent von ihnen sind bereit, länger zu arbeiten, um ihr Einkommen zu steigern. Fast ein Viertel (23 Prozent) sehen sich in drei Jahren in einem anderen Karrierestatus.
Lebensgenießer
Wie der Name bereits vorwegnimmt, sind Lebensgenießer vor allem an einer ausgewogenen Work-Life-Balance interessiert. Dabei ist ihnen Flexibilität genauso wichtig wie Geld. Allerdings spielt für jeden fünften in dieser Gruppe die eigene Karriere trotzdem eine große Rolle: 21 Prozent sehen sich in drei bis fünf Jahren in einer höheren Position.

Aberdeen wollte aber nicht nur wissen, ob die Neuzugänge im Unternehmen bleiben. Die Analysten haben sich auch die Performance angesehen. Hier zeigen sich ebenfalls erhebliche Unterschiede.

So erklären die Bics, dass 62 Prozent ihrer Neuen binnen Jahresfrist die gesetzten Ziele erfüllen. Die Laggards sagen das nur von 17 Prozent, die Durchschnittsfirmen von 29 Prozent der frisch Eingestellten. Bei den Klassenbesten erklären denn auch 33 Prozent der Personalverantwortlichen, ihre Zufriedenheit steige von Jahr zu Jahr - bei den Nachzüglern nur drei Prozent (Durchschnitt: elf Prozent).

Das hängt zum Teil mit Organisation und Abläufen zusammen, zum Teil mit IT-Unterstützung. 77 Prozent der besonders erfolgreichen Unternehmen geben an, Verantwortlichkeiten und Kompetenzen während der Einarbeitungszeit klar festzulegen. Unter den Laggards nehmen das nur 50 Prozent für sich in Anspruch. 69 Prozent der Bics zentralisieren die Einarbeitung neuer Kollegen, aber nur 48 Prozent der Trödler.

26,4 Prozent bieten ...
... ihren Mitarbeitern an, ihre Führungskräfte zu analysieren.
37,1 Prozent analysieren ...
... Mitarbeiterpotenziale.
51,8 Prozent haben ...
... ein Qualitätsmanagement.
51,9 Prozent bilden ...
... innerbetriebliche Arbeitskreise.
53,5 Prozent fragen ...
... Mitarbeiterzufriedenheit regelmäßig ab.
54,0 Prozent ermöglichen ...
... eine hierarchieübergreifende Teilnahme an Vorstandssitzungen.
63,3 Prozent binden ...
... Mitarbeiter und helfen diesen bei der Weiterentwicklung.
65,4 Prozent vergüten ...
... leistungsorientiert.
66,2 Prozent unterstützen ...
... Arbeitszufriedenheit.
69,9 Prozent fördern ...
... Ideen von Mitarbeitern.
72,3 Prozent berücksichtigen Bedürfnisse von Familien
Befragt wurden 1853 Personalverantwortliche von erfolgreichen (gemessen an Umsatz und Beschäftigungsentwicklung 2007-2012) Unternehmen. (Quelle: Institut der deutschen Wirtschaft Köln)

Früh mit Personalentwicklung beginnen

Offenbar setzen erfolgreiche Unternehmen auch früher als andere auf Personalentwicklung. 58 Prozent von ihnen binden schon Neu-Angestellte in Weiterbildungs-Programme ein. Bei den Laggards sind es nur elf Prozent.

Beim Technologie-Einsatz zeigt sich folgendes Bild: Die Bics haben überdurchschnittlich häufig Workflow-Management-Systeme implementiert (55 Prozent versus 43 Prozent bei den Trödlern). Außerdem richten sie öfter Portale für ihre Neuzugänge ein (48 Prozent gegenüber 29 Prozent bei den Laggards). Darüber hinaus erfassen 45 Prozent von ihnen systematisch Daten über die Zufriedenheit der neuen Mitarbeiter (Nachzügler: 36 Prozent).

Dabei scheint das Thema Onboarding seine heutige Bedeutung erst seit kurzer Zeit entwickelt zu haben. 37 Prozent aller Befragten - unabhängig von ihrer Einordnung nach Erfolg - geben an, bereits länger als zwei Jahre "strategisch" in Onboarding zu investieren. Aberdeen hält das für wenig.

Die Analysten glauben, dass ein Return on Investment (ROI) in diesem Bereich schwer messbar ist. Daher die bisherige Zurückhaltung, vermuten sie. Mit dem Aufkommen von Schlagworten wie Employer Branding aber ändere sich der Blick auf die Mitarbeiter und damit auch auf die Einstellung und Einarbeitung neuer Kollegen.

So klappt die Zusammenarbeit in der Firma
Damit es im Unternehmen "funktioniert", sollten Führungskräfte einige Regeln befolgen. Stefan Bald stellt sie vor.
Tipp 1
Nehmen Sie sich Zeit für Ihre Mitarbeitergespräche und bereiten Sie sich gut darauf vor.
Tipp 2
Hören Sie Ihren Mitarbeitern zu; achten Sie auch auf leise Zwischentöne.
Tipp 3
Vereinbaren Sie mit Ihren Mitarbeitern realistische Ziele.
Tipp 4
Erläutern Sie Ihren Mitarbeitern auch, warum das Erreichen der Ziele für das Unternehmen/Ihren Bereich wichtig ist.
Tipp 5
Sprechen Sie mit ihnen auch darüber, wie sie diese erreichen können und welche Schritte hierfür nötig sind.
Tipp 6
Klären Sie mit Ihren Mitarbeitern auch, was sie brauchen, damit sie die vereinbarten Ziele erreichen und die übertragenen Aufgaben erfüllen können.
Tipp 7
Denken Sie stets daran, dass Sie als Führungskraft für die Leistung Ihrer Mitarbeiter verantwortlich sind. Ihre Leistung wird an der Leistung Ihrer Mitarbeiter gemessen. Setzen Sie diese deshalb so ein, dass sie ihr Potenzial entfalten können.
Tipp 8
Kontrollieren Sie regelmäßig, ob Ihr Mitarbeiter sich noch auf dem richtigen Weg zum Erreichen der (Zwischen-)Ziele befinden.
Tipp 9
Würdigen Sie die Leistung Ihrer Mitarbeiter angemessen.
Tipp 10
Kritisieren Sie ein registriertes Fehlverhalten zeitnah, damit sich dieses nicht zu einem Verhaltensmuster verfestigt.
Tipp 11
Äußern Sie Kritik jedoch stets unter vier Augen - speziell wenn sie auch persönliche Verhaltensmuster des Mitarbeiters betrifft.
Tipp 12
Machen Sie Ihren Mitarbeitern nie (finanzielle) Zusagen, von denen Sie nicht sicher wissen, dass Sie diese auch hundertprozentig einhalten können.