Salzgitter AG

Wieder Herr der Prozesse

08.07.2005 von Rolf Roewekamp
Nach Jahren eines Outsourcings hatte die Salzgitter AG das Wissen über viele ihrer IT-Prozesse verloren. Vor zwei Jahren begann CIO Günter König, das Know How wieder zurückzuholen.

Damals entschied IBM, sein Rechenzentrum von Hannover weiter in den Süden zu verlegen. In dem Rechenzentrum hatte IBM die IT für die Gesis GmbH, IT-Tochter der Salzgitter AG, und für den Reifenhersteller Continental betrieben. König machte den Umzug nicht mit.

Nach der langen Zusammenarbeit mit IBM war es das erklärte Ziel der Gesis, wieder selbstständig zu werden. "Nach zehn Jahren hat man sonst nicht mehr das Wissen, um noch in die Zukunft zu gehen“, erklärt König.

Gegen Outsourcing hat der CIO weiterhin nichts, im Gegenteil. Salzgitter lässt viele Dienste von Dritten machen. „"as wir aber nicht einkaufen können, sind Kenntnisse von unseren komplexen Prozessen. Das ist unsere Kernkompetenz“, begründet König.

Die Gesis verwaltet beispielsweise in ihrem Personalsystem rund 120.000 Stammsätze des Konzerns und externer Unternehmen. Das Wissen über die besonderen Regelungen für Unternehmen aus der Montanindustrie besitzt kein Dienstleister. Dieses Spezialwissen wie auch die Kenntnisse über Konzernabläufe lässt König flexibel auslagern, weil er Dienstleistungen jederzeit auch an einen anderen Externen vergeben kann.

Zwar betreibt Salzgitter noch hochautomatisierte Systeme selbst. Doch halbautomatisierte Cluster-Systeme lässt König von externen Dienstleistern erledigen, die das beherrschen und rund um die Uhr machen. König: "Selbst wenn wir viele große Cluster-Systeme haben, ist das zu wenig, um das Thema selbst zu beherrschen.“

Bei dem großen Netweaver-Projekt im Jahr 2004 arbeitete er eng mit SAP zusammen. Mit der E-Service-Plattform bindet Salzgitter seine Kunden und Lieferanten an. Zurzeit arbeiten rund 700 externe Partner auf der Plattform.

In einem weiteren Projekt installierte Salzgitter im vergangenen Jahr das Business Warehouse und führte Kundenbeziehungsmanagement-System (CRM) von SAP ein. Gleichzeitig reicherte König das CRM-System durch Business-Intelligence-Lösungen an.

Die SAP-Systeme lässt er auf der Virtualisierungsplattform Flexframe von Fujitsu-Siemens (FJS) laufen. Salzgitter ist seit zwei Jahren der erste Anwender dieser Technik. Auch hier strebt König nach Unabhängigkeit. "Man darf sich nicht von Software abhängig machen. Wir brauchen skalierbare Systeme.“

Zu den wichtigsten strategischen Zielen in der nächsten Zeit zählen für ihn die Themen Sicherheit, Kernprozesse optimieren und die Kooperationen mit den Geschäftspartnern automatisieren. Bei all den einzelnen Bereichen verfährt König nach der gleichen Maxime: Mit dem Wissen im eigenen Haus steuert Salzgitter seine Prozesse und Dienstleister.