Microsoft schweigt zu Lizenzen

Windows 8: Was bisher bekannt ist

24.05.2012 von Andreas Schaffry
Vor der Markteinführung geizt Microsoft mit Informationen zu Lizenzpreisen und Funktionen. Und auf wichtige Systemfunktionen darf nur der IE zugreifen.

Client-Betriebssysteme aus dem Hause Microsoft sind in Unternehmen auf dem Rückzug. Speziell für den Aufbau mobiler Geschäftsprozesse werden Apples iOS und Google Android bevorzugt. Trotzdem sollten sich IT-Verantwortliche schon jetzt mit dem neuen Windows-8-Client-Betriebssystem auseinandersetzen. Diese Ansicht vertritt Axel Oppermann, Analyst beim IT-Beratungshaus Experton Group aus München. Dabei geißelt er zugleich die zurückhaltende Informationspolitik des US-Softwarekonzerns.

Windows 8: Informationen sind Mangelware

Axel Oppermann von der Experton Group kritisiert die Informationspolitik von Microsoft zu Windows 8.
Foto: Experton Group AG

Hierbei blieben viele Fragen offen, kritisiert Oppermann, denn Microsoft habe bislang kaum Informationen zu den Funktionen, Leistungsmerkmalen und Lizenzpreisen der kommenden Betriebssystem-Generation präsentiert. CIOs, die eine Umstellung auf Windows 8 planen, tappen deshalb noch weitgehend im Dunklen. Ebenso wenig wissen sie, ob auch künftig wie bisher schon im Rahmen eines Volumenlizenzprogrammes Windows-Upgrade-Lizenzen erworben werden können. Ob auf Desktops, die für Windows 8 lizenziert sind, die Vorgänger-Versionen des kommenden Betriebssystems laufen dürfen, ist ebenfalls nicht bekannt. Letzteres ist insbesondere für die Firmen relevant, die ihre PC-Landschaft standardmäßig auf Windows 7 betreiben.

Windows-8-Editionen mit Metro-Oberfläche

Es gibt aber trotzdem bereits einige gesicherte Informationen zu Windows 8. So wird Microsoft sein neues Betriebssystem in den vier Versionen Windows-RT, Windows 8, Windows 8 Pro und Windows-8-Enterprise auf den Markt bringen. Alle Ausgaben sind mit einer Touch-fähigen Metro-Benutzeroberfläche ausgestattet, die sich durch große Kacheln, sogenannte "Live Tiles", und Grafiken auszeichnet.

Darauf können Applikationen im Metro-Stil betrieben werden, die im Windows Store erhältlich sind. Anwender sollen auch zwischen dem Metro-User-Interface und einer konventionellen Desktop-Oberfläche, die kompatibel mit den Anwendungen für Windows 7 sein soll, wechseln können.

Die Windows-RT-Edition (RT = Runtime) ist für alle mobilen Endgeräte gedacht, die auf ARM-Prozessoren basieren. Diese Betriebssystemversion wird ausschließlich von den jeweiligen Geräteherstellern auf den eigenen mobilen Devices vorinstalliert und ausgeliefert.

Windows-RT nicht für x86 und x64

Für die RT-Plattform bietet Microsoft wichtige Software-Programme wie das Office-Paket optimiert an, denn ältere Programmversionen für x86- und x64-Prozessorarchitekturen werden nicht unterstützt. Zugleich bildet die Laufzeitumgebung von Windows RT die Grundlage für die Entwicklung neuer Touch- und Cloud-fähiger Web-Apps im Metro-Stil.

Dagegen sind Windows 8 als Basisversion und Windows 8 Pro für Endgeräte und Desktops, die auf x86- oder x64-Prozessoren von Intel oder AMD basieren, gedacht. Windows 8 Pro stelle Geschäftsanwendern und IT-Spezialisten neben den Features der Basisversion zusätzliche Funktionen für die Verschlüsselung, Virtualisierung, das PC-Management und die Domain-Anbindung bereit.

Funktionen für ByoD, direkten Remote-Zugriff und Virtualisierung

Windows 8 in der Enterprise Version bietet unter anderem Funktionen für die Nutzung privater mobiler Geräte und den direkten Remote-Zugriff.
Foto: Microsoft

Die Windows-8-Enterprise-Edition gibt es laut Experton-Analyst Oppermann nur für Unternehmen und Organisationen, die eine Software-Assurance-Lizenz für Windows-Clients erworben haben. Sie beinhaltet sämtliche Funktionen für Windows 8 Pro sowie spezielle Features, die geschäftliche Anforderungen beim Einrichten und Verwalten von PCs, der IT-Security sowie der Virtualisierung und mobiler Szenarien abdecken sollen.

"Windows To Go" bietet auf einem bootfähigen USB-Stick einen vollständigen Windows-8-Desktop, was IT-Organisationen den vereinfachten Aufbau von "Bring your own Device"-Szenarien (ByoD) ermöglicht. Über "Direct Access" können Remote-Nutzer direkt und unter Einhaltung der Sicherheitsrichtlinien auf das Unternehmensnetzwerk zugreifen. Eine separate Virtual-Private-Network(VPN)-Verbindung ist dazu nicht erforderlich.

Und mit "Branchcache" lassen sich Inhalte von zentralen Servern aus zwischenspeichern. Im Zusammenspiel mit dem Windows Server 2012 wird die Bandbreitennutzung im Wide Area Network (WAN) optimiert.

Der "Applocker" dient dazu, Dateien und Applikationen für bestimmte Anwender oder Anwendergruppen zu blockieren. Nicht zuletzt werden Erweiterungen für eine Virtual Desktop Infrastructure (VDI), etwa zur Wiedergabe von 3D-Grafiken oder der Nutzung von USB-Geräten, unterstützt, die in Microsoft RemoteFX und Windows Server 2012 enthalten sind.

Mozilla und Google müssen draußen bleiben

Doch Microsoft ist immer auch für einen Aufreger bei den Wettbewerbern gut. Dafür sorgte die Ankündigung, dass bei Windows RT ausschließlich der Internet Explorer (IE) über eine privilegierte Windows-Classic-Umgebung auf wichtige Systemfunktionen zugreifen darf. Internetbrowser wie Mozillas Firefox oder Googles Chrome sind davon ausgeschlossen, denn sie können nur in der neuen Metro-Umgebung laufen, die für mobile Apps gedacht ist. Das erboste die Browser-Konkurrenz, die in der beschränkten Wahlfreiheit den Rückfall in die "digitale Vorzeit" sieht.