Women in Tech

"Wir sehen uns oft gar nicht"

26.10.2023 von Karen Funk
In der IT-Führung sind Frauen selten - so auch auf IT-Events. Nicht so beim CIO des Jahres 2023 - er bot eine Plattform für Vernetzung und Sichtbarkeit.
Trafen sich in der Women in Tech Networking Lounge: Christine Serrette, ITZ Bund (links) und Sandra Babylon, ITERGO.
Foto: cio.de/Tobias Tschepe

Gleich zu Beginn war klar: Dieser CIO des Jahres ist anders als in den 20 Jahren davor. Das zeigte sich nicht nur im vielfältigen Programm, in dem erstmals auch eine Women in Tech Networking Lounge und viel ESG-Thematik dabei war, sondern auch in der Optik. Überall blitzten bunte Kleider und Sakkos auf - ein Zeichen für einen deutlich höheren Frauenanteil in der Gästeschar.

Genau um diese Sichtbarkeit ging es bei dem Format "Women in Tech Networking Lounge" am 19. Oktober 2023. Die weiblichen Gäste der zweitägigen Veranstaltungsreihe rund um den CIO des Jahres in der Motorworld in München waren eingeladen, sich zu treffen und auszutauschen.

Women in Tech Networking Lounge
Auftakt
Die Women in Tech Networking Lounge beim CIO des Jahres 2023 fand am 19. Oktober im Movie Cars Cinema in der Motorworld in München statt.
Speaker
Vor dem Networking ging es los mit ein paar Impulsen von den ITgirls Laura und Lena John (von links), sowie den Co-Gastgeberinnen Bettina Uhlich (Präsidentin von VOICE) sowie Julia Watson (EY), CIO-Redakteurin Karen Funk und Carina Schöllmann (EY).
Einstimmung
Julia Watson von EY (links) im Gespräch mit CIO-Redakteurin Karen Funk (Mitte) und Maria Kornhoff (Foundry).
Vertieft
... ins Gespräch: Claudia Moyzes, CIO Hübner Group (links), mit Anne Kjaer Bathel, Co-Gründerin der ReDI School of Digital Integration.
Lektüre
... für die Teilnehmerinnen: Hier blättert Hong Huang-Bolz, CIO von Evident, interessiert im Buch von Annahita Esmailzadeh.
ITgirls
Die ITgirls und Schwestern Laura (links) und Lena John im Austausch mit Hong Huang-Bolz, CIO von Evident, die zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste, dass sie den 1. Platz im Mittelstand beim CIO des Jahres 2023 gewinnen würde.
Rund 30 Frauen ....
... trafen sich zur Networking Lounge beim CIO des Jahres 2023.
Movie Cars Cinema
... natürlich gab es auch Popcorn.
SheGoesIT
Bettina Uhlich (links), Präsidentin des IT-Anwenderverbands VOICE, erzählte, worum es sich bei der Initiative SheGoesIT dreht: Mädchen und junge Frauen in der IT fördern.
Wer ist alles IT-Quereinsteigerin?
... fragte Moderatorin Karen Funk. Und fast alle Hände im Saal gingen hoch.
Glückliche Gewinnerinnen
Später bei der Preisverleihung zum CIO des Jahres wurden drei Frauen mit Toppreisen ausgezeichnet: Anne Kjaer Bathel von der ReDI School (links) mit dem Digital Future Award, Gülay Stelzmüllner von der Allianz Technology (2.v.r.) mit dem Cyber Resilience Award und Hong Huang-Bolz von Evident (rechts) mit dem 1. Platz im Mittelstand. Hier im Bild mit CIO-Redakteurin Karen Funk.
Noch mehr glückliche Gesichter ...
... gab es bei der feierlichen Preisverleihung am Abend.
Glücklich ...
... darüber, dass die Idee zur Women in Tech Networking Lounge aufgegangen ist: Die Initiatorinnen Kateryna Savchenko (rechts) und Karen Funk.

Die Idee dazu entstand ein Jahr zuvor: Arlene Bühler, CIO der DB Cargo, wurde als einzige Frau im Wettbewerb von 2022 mit einem Preis ausgezeichnet. Die wenigen anderen weiblichen CIOs im Raum versammelten sich um sie herum, um zu gratulieren. Sie waren sichtlich froh, andere IT-Führungsfrauen auf diese Weise zu treffen und äußerten den Wunsch, dem künftig nachzuhelfen. Denn: "Wir sehen uns oft gar nicht und verpassen uns", sagte eine CIO. Schließlich seien auf Konferenzen und Kongressen die männlichen Kollegen einfach in der Überzahl und man sehe vor lauter Anzügen die Frauen gar nicht. So könne man sich untereinander auch schlecht vernetzen.

Arlene Bühler, DB Cargo (rechts), wurde beim CIO des Jahres 2022 mit dem Corporate Courage Award ausgezeichnet, über den sich auch CEO Sigrid Nikutta freute.
Foto: Tobias Tschepe/IDG

Networking für Frauen

Mit der Women in Tech Networking Lounge wurde in diesem Jahr die Plattform für Austausch und Vernetzung unter weiblichen CIOs auf der Veranstaltung geschaffen. Rund 30 Frauen folgten der Einladung ins Movie Cars Cinema in der Motorworld. Gastgeber war das CIO-Magazin mit tatkräftiger Unterstützung von Bettina Uhlich, Präsidentin des IT-Anwenderverbands VOICE, sowie Julia Watson und Carina Schöllmann von EY.

In den Impulsgesprächen zum Auftakt berichtete Uhlich von der neuen Initiative "SheGoesIT", mit der Mädchen und junge Frauen ermutigt werden sollen, eine IT-Karriere ins Auge zu fassen. Wichtig für den Nachwuchs seien dabei ganz besonders die Vorbilder. Dafür müssten sich aber auch mehr Frauen in die Öffentlichkeit wagen und sich trauen, sichtbar zu sein, so die VOICE-Präsidentin. Zudem arbeite man hier auch mit der Hacker School zusammen, um schon Schülerinnen über IT-Kurse zu erreichen. Uhlich rief schließlich alle - IT-Frauen und Unternehmen insgesamt - dazu auf, sich bei SheGoesIT zu engagieren.

Auch Watson und Schöllmann setzen sich für mehr Sichtbarkeit von Frauen in der IT ein und gehen selbst voran. So erzählte Watson von ihrem Werdegang, wie sie über ihr Musikdiplom (Querflöte) und anschließendem Wirtschaftsstudium dann doch in der IT-Beratung landete. Schöllmann gab Einblicke in ihren Karriereweg zum Partner der Unternehmensberatung und gab zu, dass es ihr nicht immer leichtfalle, das Rampenlicht zu suchen, es aber wichtig sei, wenn man etwas erreichen wolle.

Den Blick auf die junge Generation gewährten schließlich die Schwestern Lena und Laura John, die sich mit ihrer Initiative ITgirls ebenfalls für mehr Sichtbarkeit von Frauen in der IT engagieren. Ihnen war aufgefallen, dass es viel zu wenig Beispiele von ITlerinnen in der Öffentlichkeit gab und sie begannen, ihr eigenes Leben in der IT nach außen zu tragen in Form von Social Media Posts und einer eigenen Website. Sie porträtieren zudem unterschiedliche IT-Berufsprofile mit konkreten weiblichen Role Models. Zudem werden die beiden inzwischen auch als Beraterinnen in Sachen Gender-Diversity von Unternehmen hinzugezogen.

Sichtbarkeit ist zweischneidig

Wer sichtbar ist, macht sich auch angreifbar. Darüber müsse man sich klar sein, so die beiden Schwestern. Aber laut Lena John, die gerade ihren Master in IT-Management und -Consulting macht, ernten sie nur selten negative Kommentare, "die wir aber fast nie löschen." Wie sie damit umgehen? Sie schlafen erst einmal drei Nächte drüber, um dann konstruktiv zu antworten. Lenas Tipp: "Nie sofort im Eifer des Gefechts antworten."

Welchen Tipp haben sie für diejenigen, die noch zögern, sich in den Mittelpunkt zu stellen? "Man kann sehr gut damit starten, andere sichtbar zu machen", rät Laura John, die in einem KI-Unternehmen in München arbeitet. So könne man etwa Kolleginnen intern vor anderen loben oder auch in Social Media Posts auf Erfolge von anderen Frauen hinweisen.

Glückliche Preisträgerinnen

Strahlende Gesichter beim CIO des Jahres 2023: Anne Kjaer Bathel von der ReDI School, CIO-Redakteurin Karen Funk, Gülay Stelzmüllner von der Allianz Technology und Hong Huang-Bolz von Evident (v.l.).
Foto: cio.de/Tobias Tschepe

Nach den Impulsgesprächen fand noch ein lebhafter Austausch bei Häppchen, Popcorn und kühlen Getränken statt. Danach machten sich alle Teilnehmerinnen der Networking Lounge auf den Weg zum Höhepunkt der Veranstaltungsreihe: der feierlichen Preisverleihung zum CIO des Jahres 2023, wo so viele Frauen wie bisher noch nie ausgezeichnet wurden:

Zu den Finalistinnen gehörten zudem: Isabelle Droll (TUI Aviation), Andrea Sturmfels (Helvetia Deutschland), Christine Serrette (ITZ Bund) und Jacqueline Wild (MM Group).