IT-Strategie der M-DAX-Unternehmen - K+S

Wo IT-Kosten nicht schmerzen

06.05.2005 von Patrick Goltzsch
Generell fallen in der Chemie-Industrie die Ausgaben für Informationstechnik gemessen am Gesamtumsatz geringer aus als in anderen Branchen. Doch mit gerade 1,2 Prozent belegt die K+S AG einen Spitzenplatz. Der Hersteller von kali- und magnesiumhaltigen Produkten für landwirtschaftliche und industrielle Anwendungen überlässt dabei die Betreuung der IT seiner Tochter Data Process.

Ulrich Lamp, Geschäftsführer von Data Process, sieht verschiedene Gründe für den vergleichsweise geringen Etat. Benchmarks sind für den Diplommathematiker eine Selbstverständlichkeit. "Wir prüfen regelmäßig, ob unsere Angebote mit den Leistungen und Kosten im Markt mithalten können." Erst im vergangenen Jahr habe ein Benchmark bestätigt, dass der eigene Rechenzentrumsbetrieb äußerst kostengünstig ausfällt.

Zudem streicht Lamp den Vorteil einer homogenen IT-Landschaft heraus: "Probleme mit EAI kennen wir gar nicht." Auf der Anwendungsseite setzt Data Process nahezu
vollständig auf SAP. 3500 Anwender nutzen die unterschiedlichen Module des Walldorfer Software-Herstellers bei der Produktionsplanung, der Buchhaltung oder in der Logistik. Wurde mit den Projekten im letzten Jahr die IT-Plattform etwa mit der Einkaufsplanung über SCM vervollständigt, soll in diesem Jahr die Rückverfolgbarkeitvon Lebensmittelprodukten ermöglicht und der Einstieg in CRM geschafft werden.

Als kostenschonend erweist sich für Data Process auch, dass die europaweit gut 50 Standorte des Konzerns für die Software zur Produktionsteuerung selbst verantwortlich sind. K+S achtet jedoch darauf die Standorte jeweils "herstellerrein" zu halten und entwickelt mit den Anbietern gemeinsam Schnittstellen zur eingesetzten SAP-Software.

Eine spezielle Herausforderung bildet für K+S die Logistik. Durch den Abbau von Kali und Salz sowie der Herstellung von Düngemitteln muss der Konzern 28 Millionen Tonnen Fracht pro Jahr bewältigen. Gleichzeitig entbindet die Position als Erzeuger das Unternehmen vom Zukauf anderer Rohstoffe, der sonst in der chemischen Industrie häufig über Online-Marktplätze geregelt wird. Daher bindet K+S nur den Marktplatz für technische Gerätschaften "cc-hubwoo" in das Unternehmensportal ein.

Beim Outsourcing hält sich Data Process zurück. Für die Vernetzung der Standorte setzt K+S MPLS-Netze ein, die VPN-Verbindungen ermöglichen und ein bestimmtes Qualitätslevel garantieren können. Dabei nutzt K+S die Dienste von Telefónica, Belgakom und France Télécom. Auch bei der Betreuung der Arbeitsplätze im Ausland setzt K+S auf externe Dienstleister. Dagegen wird der Helpdesk in Deutschland weiterhin von Data Process betrieben. "So bekommen wir mit, was an der Front los ist", begründet Lamp die Entscheidung.

Für die IT-Strategie zeichnet bei K+S ein zehnköpfiges Gremium verantwortlich, das Lamp leitet. Als generelles Ziel der IT hat das Gremium die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit von K+S vorgegeben. Schon in der Zusammensetzung des IT-Gremiums aus den Geschäftsführern und Funktionsleitern der verschiedenen Bereiche spiegelt sich die von K+S angestrebte enge Verzahnung der IT mit den Geschäftsbereichen wider. Dadurch soll die IT zügig auf sich verändernde Bedingungen reagieren können. Zudem stellt das Gremium sicher, dass Data Process ein auf die Bedürfnisse der K+S Gruppe abgestimmtes Produktportfolio und Preismodell bereithält.