Realität von Web 2.0 in Firmen

Zerrissen bei Social Media im Büro

30.03.2011 von Nicolas Zeitler
Nur eine knappe Mehrheit unserer Leser darf am Arbeitsplatz Social Media nutzen. Unsere Umfrage auf CIO.de zeigt die Zerrissenheit von IT-Verantwortlichen beim Thema Web 2.0.

Unkalkulierbares Risiko oder unverzichtbarer Kommunikations- und Marketingkanal - beim Thema Social Media sind CIOs in der Zwickmühle. Blockieren sie den Zugang zu Facebook oder Youtube an den Bürorechnern, sind die Mitarbeiter sauer und besuchen die Seiten über eigene mobile Geräte trotzdem. Öffnen IT-Chefs die Schleusen ins Web 2.0, fürchtet der Vorstand, dass geheime Finanzkennzahlen im Netz die Runde machen.

Eine knappe Mehrheit von 52 Prozent unserer Leser darf am Arbeitsplatz Social Media nutzen. Bei 16 Prozent ist der Zugang allerdings auf ausgewählte Seiten beschränkt.
Foto: IDG Business Media GmbH

Mit dieser zwiespältigen Haltung lässt sich das Ergebnis unserer jüngsten Leserumfrage erklären. Eine knappe Mehrheit von 52 Prozent der 325 Teilnehmer darf am Arbeitsplatz soziale Medien nutzen. Völlig frei sind dabei 36 Prozent der Leser. Bei 16 Prozent ist die Nutzung beschränkt - einzelne Netzwerke oder Kommunikationswerkzeuge werden also beispielsweise vom CIO gezielt gesperrt.

Bei jedem Dritten ist Web 2.0 verboten

Bei jedem Dritten lässt der IT-Verantwortliche gar kein Web 2.0 zu: 34 Prozent gaben an, sie dürften im Unternehmen keine sozialen Netzwerke besuchen. Stellt man diese Sperrquote anderen Umfrageergebnissen gegenüber, sind zwei Schlüsse möglich. In einer Befragung der Nationalen Initiative für Informations- und Internetsicherheit (NIFIS) aus Frankfurt am Main hatten zwei Drittel von rund 100 IT-Führungskräften sich unlängst gegen die Nutzung von Social Media am Arbeitsplatz ausgesprochen. Entweder arbeiten die Teilnehmer unserer Umfrage in Firmen mit weniger Web-2.0-kritischen CIOs, oder nicht alle Gegner des Mitmach-Internets sperren diese Seiten auch tatsächlich.

Unter den Lesern, die von einem grundsätzlichen Social-Media-Verbot berichteten, sind vier Prozent aller Umfrageteilnehmer, die noch im Laufe dieses Jahres eine Lockerung der Blockade erwarten.

Wie schnell ein Verbot sozialer Netzwerke oder Ignoranz des Themas Web 2.0 umschlagen können in die Notwendigkeit, sich mit damit zu befassen, erfuhren schon einige Unternehmen. So berichtete auf den Hamburger IT-Strategietagen der CIO von Bayer Healthcare, Matthias Moritz, wie eine unbedachte Äußerung eines Mitarbeiters auf Twitter den Umgang mit Social Media aus dem Abseits im Nu ganz nach oben auf die Agenda katapultierte.

Keine Ahnung von Socia-Media-Richtlinien

Deutlich wurde bei Moritz’ Vortrag: Ausblenden lässt sich das Thema nicht. Denn entwickelt ein Unternehmen keine Strategie für ihr Auftreten im Web 2.0 und für das Verhalten ihrer Mitarbeiter dort, kann ihm das unversehens auf die Füße fallen.

Insofern kann man es getrost als brisant bezeichnen, dass 14 Prozent unserer Umfrageteilnehmer sagten, sie wüssten gar nicht, ob sie vom Arbeitsplatz aus im Web 2.0 unterwegs sein dürften oder nicht. Möglicherweise gibt es in ihren Unternehmen Socia-Media-Richtlinien, und die Leser kennen sie nur nicht. Schlimmer wäre es allerdings, wenn Twittern oder das Posten auf Facebook gar nicht geregelt wären.

In unserer neuen Online-Umfrage möchten wir wissen, wie Sie zu einem anderen Thema stehen, das IT-Verantwortliche umtreibt. Wir fragen: Nutzen Sie Collaboration-Tools wie Wikis, Blogs und Foren?