Künstliche Intelligenz im Auto

Algorithmen auf der Autobahn

27.03.2017
Der Fahrer tippt den Blinker leicht an, das Auto wechselt im dichten Autobahnverkehr ohne sein Zutun die Spur: Der extra geschulte Testfahrer führt die Hände nur zur Sicherheit am Lenker, die Füße nutzt er gar nicht. Die S-Klasse von Daimler hält Abstand, gibt automatisch Gas und bremst. Auch um Knöllchen muss der Fahrer sich keine Sorgen machen. Denn er kann einstellen, dass sich das Auto an Tempolimits hält.
Fährt fast von selbst: Die S-Klasse von Mercedes-Benz
Fährt fast von selbst: Die S-Klasse von Mercedes-Benz
Foto: Daimler AG

Die Testfahrt rund um Sindelfingen zeigt aber auch: Das automatisierte Auto hat noch zu lernen. Ampelsignale werden noch nicht erkannt, auch bei querendem Verkehr von links bei der Einfahrt in den Kreisverkehr muss der Fahrer selbst auf die Bremse treten. Das bräuchte es noch für den vollkommenen Komfort. AudiAudi etwa macht in den USA Feldversuche zur Vernetzung seiner Autos mit Ampelsystemen in großen Städten - nur braucht es dafür auch die Daten. Top-500-Firmenprofil für Audi

Dennoch: Die Technik macht Fortschritte - auch dank neuer Verfahren der künstlichen Intelligenz. Daimler-Experten beispielsweise haben ihre Software mit tausenden Bildern aus deutschen Städten gefüttert, um das System auf komplexe Verkehrssituationen zu trainieren. Die automatische Erkennung von Tempolimits und Verkehrsschildern funktioniert in der S-KlasseS-Klasse denn auch erstaunlich gut. Top-500-Firmenprofil für Daimler AG

Künstliche Intelligenz im Auto beschäftigt die gesamte Branche - an diesem Montag diskutieren hochrangige Automanager das Thema bei einem Kongress der Zeitschrift "Auto Motor Sport" in Stuttgart. Der Zulieferer BoschBosch hatte erst jüngst angekündigt, künftig das "Gehirn" für das Auto liefern zu wollen. Einen Bordcomputer, der Verkehrssituationen interpretieren und Vorhersagen über das Verhalten anderer Verkehrsteilnehmer treffen soll. Geplant ist das System zum Anfang der kommenden Dekade. Auch Konkurrent ContinentalContinental arbeitet in einer Forschungspartnerschaft mit der Oxford University an der Frage, welche Algorithmen die optische Objekterkennung verbessern können. Top-500-Firmenprofil für Bosch Top-500-Firmenprofil für Continental

Tatsächlich wird es noch dauern, bis Computer die Kontrolle im Auto übernehmen. Im Bereich von Nebenaufgaben, die nichts mit dem Fahren an sich zu tun haben - wie bei Navigationsvorschlägen oder wenn Musikwünsche antizipiert werden - sei künstliche Intelligenz schon im Einsatz, sagt Frederik Diederichs vom FraunhoferFraunhofer IAO in Stuttgart. "Sicherheitsrelevante Entscheidungen werden aber noch nicht von Systemen mit künstlicher Intelligenz getroffen." Top-500-Firmenprofil für Fraunhofer

Zum einen fehlt dafür nach wie vor die rechtliche Grundlage. Der aktuell diskutierte Gesetzentwurf von Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) sieht weiterhin vor, dass der Fahrer irgendwann eingreift.

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