Siemens und SAP

Mit Factory-X zur digitalen Industrie

Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
Mit SAP und Siemens engagieren sich zwei prominente Player bei Factory-X, einer Initiative der Bundesregierung zur Digitalisierung der verarbeitenden Industrie.
Die Intiative Faxtory-X soll die Digitalisierung der verabeitenden Industrie vorantreiben.
Die Intiative Faxtory-X soll die Digitalisierung der verabeitenden Industrie vorantreiben.
Foto: panuwat phimpha - shutterstock.com

Zentrale Plattformen und Marktplätze, wie sie im Zusammenhang mit Industrie 4.0Industrie 4.0 propagiert wurden, hatten rückblickend nicht den gewünschten Erfolg. Aus Sicht von SAPSAP und SiemensSiemens liegt das daran, dass die Unternehmen ihre sensiblen Daten nicht auf zentralen Plattformen speichern wollten. Vielmehr wollten sie selbst souverän darüber entscheiden, wie ihre Daten gesammelt und genutzt werden. Top-500-Firmenprofil für Siemens Alles zu Industrie 4.0 auf CIO.de Alles zu SAP auf CIO.de

Um dies zu ändern, starteten Wirtschaft, Politik und Wissenschaft gemeinsam die Initiative Manufacturing-X. Ziel ist es, dass Unternehmen Daten über die gesamte Fertigungs- und Lieferkette souverän und gemeinsam nutzen können. Auf diese Weise sollen digitale Innovationen für mehr Resilienz, Nachhaltigkeit und Wettbewerbsstärke ermöglicht werden. Ein Projekt ist dabei Factory-X, hinter dem ein Industriekonsortium aus bislang 47 Projektpartnern sowie zehn assoziierten Partner unter der Federführung von Siemens und SAP steht.

Die Factory-X-Player

Darunter befinden sich Komponentenhersteller sowie Softwarehersteller, aber auch Maschinenbauer. Mit von der Partie sind sowohl große Firmen als auch KMUs. Ebenfalls mit im Boot sind Forschungseinrichtungen wie beispielsweise Fraunhofer oder Verbände wie VDMA.

Vertikaler Ansatz

Ziel ist es, eine digitale Infrastruktur Made in Europe zu erschaffen, die den standardisierten, skalierbaren Datenaustausch zwischen Maschinen, Produktionsanlagen und Fabriken erlaubt. Im Gegensatz zu der, etwa aus dem Automobilbereich bekannten, Initiative Catena-X, liegt der Fokus dabei nicht auf einem horizontalen, sondern einem vertikalen Ansatz.

Dabei wollen die Partner das Rad nicht neu erfinden, sondern wo es möglich ist, auf bestehende Standards setzen. Zudem hofft Factory-X internationale Partner in Japan und anderen Ländern zu gewinnen, um so ein gewisses Momentum zu erreichen.

Datendurchgängigkeit

Im Rahmen des Projekts, das bis Juni 2026 läuft, will man einen Konnektor bauen, der es erlaubt, Vertrauensdatenbanken zwischen zwei Partnern aufzubauen, die miteinander kommunizieren. Denn, so betont man bei SAP und Siemens, das Thema Datendurchgängigkeit sei ein zentrales Thema von Factory-X, da man einen übergreifenden Zugriff auf Geräteinformationen und Monitoring-Daten realisieren wolle.

Einmal bei Factory-X angemeldet, soll so aus dem Anwender ein Trusted Business Partner werden. Diese, so der Plan, haben dann einen gleichberechtigten und transparenten Zugang zu den Daten, die auf der Plattform publiziert werden - können sie also zumindest finden. Die Zugriffsrechte lassen sich dann granular bestimmen.

Das Ökosystem

So will man auch verhindern, dass wieder, wie bei Industrie 4.0, komplett proprietären Lösungen entstehen, zwischen denen kein einfacher Datenaustausch möglich ist. Was aber nicht bedeutet, wie SAP und Siemens betonen, dass die Anbieter eigene Softwareprodukte etc. vermarkten können. Aber diese sollen auf einer einheitlichen Basis entstehen, so dass die darunterliegenden Daten in der Wertschöpfungskette genutzt werden können.

Auf diese Weise soll ein Ökosystem entstehen, in dem für alle Partner die Wertschöpfung reguliert ist. So soll ein Marktplatz sowohl für Anwendungen als auch neue as-a-Service-Geschäftsmodelle entstehen. Vorstellbar sind etwa Services wie das Monitoring von Maschinen und Anlagen, aber auch Lösungen zu Themen wie der Verfügbarkeit von Materialen und Daten entlang der Lieferketten.

Zukunftspläne

Ein weiterer Aspekt könnte das Änderungsmanagement sein. Bislang ist es noch immer eine Herausforderung, den Maschinenpark einer Fabrik zentral zu managen und etwa einen Überblick über Security Patches und Softwarestände zu bekommen.

Für solche und andere Szenarien will man jetzt mit Factory-X den Grundstein legen. Später könnte dann der Betrieb - ähnlich wie bei Catena-X mit der Cofinity-X GmbH - an eine eigenständige Betreibergesellschaft ausgegliedert werden.

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