CIO Auf- und Aussteiger


Bruno Schwelling, August Koehler AG

Ein Mann mit vielen Rollen

06.09.2004
Vor 33 Jahren begann Bruno Schwelling seine Karriere bei der August Koehler AG. Im Januar rückte er in den Vorstand des badischen Papierherstellers auf. Jetzt ist er der einzige CIO Deutschlands, der gleichzeitig die Rollen des Finanzchefs, des Leiters Einkauf und des Personalchefs ausfüllt.

Bruno Schwelling ist auf die Minute pünktlich. Die Uhr im Mannheimer Hauptbahnhof schlägt sechs, als er am vereinbarten Treffpunkt erscheint. Auf den ersten Blick unterscheidet er sich kaum von den Bahnangestellten. Schwellings dunkelblauer Blazer, seine graue Hose und der rot-blau-weiß gestreifte Schlips passen sich nahtlos in die Farbgebung der Eisenbahner ein. Nach einer freundlichen, aber kurzen Begrüßung schreitet der kleine Mann mit der großen Brille voran. Wo sich hier in der runderneuerten Bahnhofspassage ein Interview führen lässt, weiß auch er noch nicht. Doch nach etwa 20 Metern steuert er zielstrebig nach links in eine italienische Kaffeebar. Harte Bistrostühle und ein kleiner, quadratischer Tisch. Platz genug für einen Espresso und seine Visitenkarte, die ihn kurz als "Vorstand FinanzenFinanzen und Verwaltung" präsentiert. Top-Firmen der Branche Finanzen

Dahinter verstecken sich erheblich mehr Aufgaben, als sie andere Verstände verantworten. Neben den Finanzen ist Schwelling für Informationstechnologie, Controlling, Materialwirtschaft, Einkauf, Organisation, Personal- und Sozialwesen zuständig, seit er zu Jahresbeginn an die Spitze der Papierfabrik August Koehler AG im badischen Oberkirch rückte. Nach 33 Jahren im Unternehmen und 16 Jahren in leitender Position hat er damit eines seiner großen Ziele erreicht. "Ich kann mit meinen 56 Jahren noch einmal so richtig was bewegen", erklärt er mit Stolz in der Stimme. Er, der als kleiner Kaufmann begann, dann ein Betriebswirtschaftsstudium absolvierte, sich zum Steuerberater und Wirtschaftsprüfer weiterbildete, um dann bei Koehler KarriereKarriere zu machen, darf in einem Alter, in dem andere bereits in Rente gehen, an vorderster Linie noch einmal richtig ran. Vor allem der Masterplan 2005 beflügelt seine Phantasie. "Wenn der Ende 2005 umgesetzt sein wird, wird Koehler, was die IT betrifft, so runderneuert sein, dass wir uns als mittelständische Firma in puncto Kosten mit großen Industrieunternehmen wie BASF messen können." Eine kurze Pause. Dann fügt er hinzu. "Wir werden sogar besser sein." Alles zu Karriere auf CIO.de

Der CIO will moderieren und motivieren

"Wir" - damit meint der CIO ein fast 200 Jahre altes Unternehmen. 1807 als Handschöpfbetrieb von Otto Koehler gegründet, zählt die August Koehler AG, die sich in siebter Generation in Familienbesitz befindet, heute zu den führenden Produzenten von Spezialpapieren wie Thermo- und Selbstdurchschreibepapieren. Als einer von drei deutschen Herstellern hat es die KonsolidierungKonsolidierung der Branche nicht nur überlebt, sondern ist dabei gewachsen. 530 Millionen Euro setzte es 2003 um. 2008 sollen es 700 Millionen Euro sein. Alles zu Konsolidierung auf CIO.de

Um diese Marke zu überspringen, wirkt Schwelling in vielen Rollen. Als Moderator, der den Generationenwechsel an der Führungsspitze über die Bühne bringen soll. Als Motivator, der mehr als 1800 Mitarbeiter zu neuen Ufern bringen soll. "Frischer Wind bei Koehler" hat er sein Programm genannt - ein Titel wie ein Werbeslogan. Schließlich als Innovator, der die Effizienz der Geschäftsprozesse als neues Maß definiert: "Schnell und schlank wollen wir werden. Und der Spezialpapier-Vorstand des Familienunternehmens fügt selbstbewusst hinzu: "Schon jetzt kann uns hier kein Konkurrent das Wasser reichen".

Als CIO fällt ihm eine entscheidende Rolle zu. 1994 übernahm er dieses Amt, obwohl er damals von Bits und Bytes nach eigenem Bekunden nur wenig Ahnung hatte. Dennoch meisterte er gleich sein erstes Großprojekt. SAPSAP verlieh ihm für die Einführung von SAP R/3 sogar den "SAP Award". "Meine größte Leistung damals war sicherlich, nicht SAP an die Organisation von Koehler anzupassen, sondern die Organisation an SAP", erinnert sich Schwelling. Nur 15 IT-Experten hat er den Organisationsspezialisten entgegengestellt. Getreu dem Credo: Wenn die SAP-Experten den geraden Weg für einen Auftragsdurchlauf oder eine Materialbeschaffung in einer Grundversion bereits sauber beschildert haben, warum sollen wir dann einen anderen Weg beschreiten? Anpassungen der IT an die bestehende Organisationsstruktur erlaubt er nur im äußersten Notfall. Schwelling schwört auf Standards. Alles zu SAP auf CIO.de

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