Wie man Komplexität besser beherrscht

9 Treiber der Komplexität

16.09.2015 von Peter Klukas
Unternehmen differenzieren sich darüber, wie sie die IT-Komplexität in den Griff bekommen. CIO Peter Klukas von der der Vulkan Gruppe zeigt, wie das gelingen kann und leitet daraus Wettbewerbsvorteile ab.
  • Unternehmen haben in den letzten Jahren ihre ERP-Landschaft weitgehend harmonisiert, auf der ECM-Seite noch nicht vergleichbar geschehen
  • Die Wechselwirkung zwischen Prozessarchitektur und Anwendungs-Systemarchitektur darf getrost als äußerst relevanter Wettbewerbsfaktor betrachtet werden
  • Wer die Produktvielfalt über eine Plattformstrategie orchestrieren kann, der beherrscht die große Klaviatur der Komplexitätsbeherrschung à la Volkswagen.

Seit Jahren beschweren sich die IT-Verantwortlichen über die steigende Komplexität ihrer Anwendungslandschaft. Wer bestimmt eigentlich den Grad der Komplexität? Welche Auswirkungen hat eine zu hohe Komplexität für ihr Unternehmen? Lassen sich durch das Beherrschen der Komplexität Wettbewerbsvorteile erzielen?

Das neue Vulkan Verwaltungsgebäude der Zentrale in Herne.
Foto: Vulkan Gruppe

Es gibt viele Fragen, die das Thema in unterschiedliche Richtung treiben können. Einige wesentliche werden wir hier vereinfacht betrachten können.

Definition der Komplexität

Zwar hat zwar vermutlich jeder ein gutes Gespür für Komplexität und die wesentlichen Zusammenhänge. Trotzdem will ich vorweg eine kurze Definition von Komplexität liefern.

Das Gabler Wirtschaftslexikon gibt uns nachfolgende Definition mit auf dem Weg: Komplexität ist die Gesamtheit aller voneinander abhängigen Merkmale und Elemente, die in einem vielfältigen aber ganzheitlichen Beziehungsgefüge (System) stehen. Unter Komplexität werden die Vielfalt der Verhaltensmöglichkeiten der Elemente und die Veränderlichkeit der Wirkungsverläufe verstanden.

Wer für Komplexität eine simple Definition erwartet hat, wird naturgegeben enttäuscht sein.

Grad der Komplexität und Unternehmenstyp

Bei gleicher Ausgangslage bezogen auf Anzahl Benutzer und Anzahl Systeme wird man im Konzern und im Mittelstand den gleichen Komplexitätsgrad erzielen. Die Vergleichsgrößen im Konzern, die man zur Betrachtung isolieren müsste, hinken aber in der Regel. D.h. im Konzern hat man üblicherweise andere Stabstellen, die helfen können, die Komplexität besser zu beherrschen. Es ist also nicht nur die Komplexität in ihren Auswirkungen zu betrachten, sondern auch die Mittel, mit denen man sie kontrollieren kann.

1. Komplexitätstreiber ERP

Tausend Anwender in einem ERP-System sind erheblich leichter zu betreuen als jeweils hundert (10 x 100) Anwender in zehn gleichen ERP-Systemen. D.h. die Anzahl der betreuten ERP-Systeme ist immer noch per se eines der größten Komplexitätstreiber. Wenn sie die Power und das Potenzial haben, können sie diese Komplexität über die Anzahl ihrer Legal Entities am gravierendsten beeinflussen. Das reduziert nicht nur die IT-Anwendungskomplexität, sondern beeinflusst auch die administrativen Standardprozesse überwiegend positiv. Wettbewerbsvorteil 1.

2. Komplexitätstreiber fehlende ECM-Plattform-Strategie

Während die meisten Unternehmen in den letzten Jahren ihre ERP-Landschaft weitgehend harmonisiert haben, ist das auf der ECM-Seite noch nicht vergleichbar fortgeschritten. Wie viele Systeme haben sie mit einem Embedded DMS oder Workflowsystem? Sie werden es oft gar nicht wissen, so umfangreich kann es sein. Natürlich immer mit eigenen Berechtigungskonzept - es lebe die Vielfalt.

Positionieren sie also ein führendes ECM-System in ihre strategische IT-Landschaft und fangen sie auch hier mit einem Harmonisierungsprozess an. Wählen sie den ECM-Hersteller, mit dem sie erfolgreich eine modulare Plattformstrategie aufbauen können. Wettbewerbsvorteil 2.

Der Druck auf die bestehenden ECM-Hersteller, auch eine ausgereifte Suchmaschine, Communities, Projekträume oder Reportingansätze (BI) zu schaffen, ist kontinuierlich gewachsen und nimmt im ungünstigsten Fall gravierende "Schatten-IT" Dimensionen an.

Im skizzierten Beispiel hat das Muster-Unternehmen zwei Anwendungs-Systeme (1 + 2), die sich in ihrer Kernkompetenz, zum Beispiel Bereitstellen eines Qualitäts- und eines Lieferanten-Managementsystems, unterscheiden. Freigabeworkflows müssen in den unterschiedlichen Anwendungs-Systemen 1 und 2 mit unterschiedlichen Techniken und Knowhow entwickelt werden. Das bedeutet längere Entwicklungszeiten und höhere Personalkosten. Bei einer Plattformstrategie wäre nur das Know How für ein Workflowsystem (DMS) erforderlich gewesen und im günstigsten Fall wäre auch der Freigabeworkflow nur einmal entwickelt worden und den verschiedene Dokumenttypen (Qualitätsdokument, Lieferantendokument) zugeordnet.
Foto: Vulkan Gruppe

3. Komplexitätstreiber Integration oder fehlende Integration?

Upload und Download oder Copy and Paste sind immer noch die verbreitetsten Schnittstellentechnologien in Unternehmen. Immer fehlen ein paar Daten und der Ad-hoc-Datenbedarf wird auch gerne schleichend verstetigt. Vergessen sie nicht das Thema Big Data, d.h. das Datenwachstum in ihrem Umfeld werden sie nur begrenzt beeinflussen können.

Möglicherweise laden ihre Anwender laufend neue Apps, auch ich habe gerade eine tolle Knowledge-Management-App installiert. Sie liefert mir Modellierungsmöglichkeiten, die ich vorher noch nicht hatte. Fleißig erzeuge ich neue Daten, bis ich auf die geniale Idee gekommen bin, diese Daten unbedingt mit anderen Wissensdaten verflechten zu wollen. Sie ahnen schon das Resultat? Meine App tut sich schwer beim Datenaustausch - Glück gehabt. Es bleibt bei der Ad-hoc-App, die einen begrenzten gekapselten Nutzen spendet.

Es gibt aber auch immer mehr kleine Softwareprogramme oder Apps, die sich mit anderen Anwendungsdaten vernetzen wollen. Dagegen ist nichts einzuwenden, wenn das ein gesteuerter Prozess in ihrem Unternehmen ist, dem eine IT- oder Prozessstrategie zugrunde liegt. Ansonsten könnten sie schnell im Datenchaos landen.

Entscheidend wird bleiben, den richtigen Regelungs- und Integrationsbedarf zu erkennen und dementsprechend umzusetzen. Je komplexer sie ihr Regelwerk aufbauen, je weniger wird es funktionieren, weil ihre Anwender jeden Umweg kennen und dann auch nutzen werden. Wettbewerbsfaktor 3.

4. Komplexitätstreiber Prozessharmonisierung

Die Antwort der größeren Unternehmen auf ihre Anti-Komplexitätsstrategie mündete in vielen Fällen in einer Prozessharmonisierung. Schnell wurde zwischen lokalen und globalen Prozessen differenziert und Prozess-Offiziere durften neu erdachte Prozessstandards, sogenannte "Best Practice", um- und durchsetzen.

Transparenz war und ist eine Voraussetzung und Konsequenz der Prozessharmonisierung. Globales Key-Account Management bedeutete plötzlich auch eine globale Key-Account Price Policy über Systemgrenzen hinweg. In der Anfangsphase dieses Prozesses steigt für ihre IT-Anwendungslandschaft die Komplexität der Anforderungen durch Dimensionen, die sie früher nicht betrachten mussten. Nach dem Umbau oder der Anpassung der Landschaft auf die Anforderungen der Prozessharmonisierung dürfte man sich im günstigsten Fall über weniger Komplexität durch ihre Standardisierungsbemühungen freuen.

Dieser Trend hat nur einen Haken und der liegt in der Marktdynamik der Geschäftsmodelle ihrer Kunden. Strukturieren ihre wesentlichen Kunden ihr Geschäft um, in dem sie zum Beispiel ihre Geschäftseinheiten umbauen, dann dürfen sie ihre Prozessarchitektur neu darauf abstimmen. Das ist mindestens dann der Fall, wenn der erfolgreiche Umbau eines Kundengeschäftsmodells sich als Trend in ihrem Zielmarkt etabliert.

Versuchen sie also die Abhängigkeit ihrer Prozessarchitektur von ihren Kundensegmenten zu erkennen, um mögliche Entkopplungspunkte einzubauen, die die Robustheit ihrer eigenen Prozessarchitektur erhöhen werden. Wettbewerbsvorteil 4.

Die Wechselwirkung zwischen Prozessarchitektur und Anwendungs-Systemarchitektur dürfen sie getrost als äußerst relevanten Wettbewerbsfaktor in ihrem Unternehmen betrachten. Auch hier muss es Ihnen gelingen, ein möglichst robustes Beziehungsgeflecht zu implementieren. Eine erste Hilfestellung, wie sie das positiv gestalten können, sei nachfolgend angebracht.

Sie treffen beispielsweise gerade eine Entscheidung für ein neues Supply-Chain-Management-System in ihrem Unternehmen. Ihr Lastenheft fordert kein System mit der Funktionalität zur Multi-Fabrikplanung, da ihre Fabriken rein dezentral und autonom planen. Wenn sie sich in ihren Systemauswahlprozessen zu sehr auf ihr bestehendes Geschäftsmodell beschränken, verbauen sie sich eindeutig die Robustheit ihrer Anwendungslandschaft. Wettbewerbsvorteil 5.

In diesem Sinne bestimmt auch die nicht genutzte Funktionalität ihrer bestehenden Anwendungslandschaft den Robustheitsgrad ihrer Anwendungsarchitektur.

5. Benutzer als Anforderungstreiber

Der Benutzer hat sich in den letzten Jahren erheblich gewandelt. Er ist es gewohnt im Internet schnell an diverse Daten zu gelangen. Auch ist er nicht mehr damit zufrieden, sich auf bestimmte mobile Geräte einzuschränken. Privat ist er bereits der Branchen-Treiber der Mobilität geworden und wird das zunehmen beruflich einfordern. Entscheidend ist hier, dass sie hier die Dynamik dieser Entwicklung im Auge behalten. Je weniger sie im Augenblick bestimmten Forderungen nachgeben können, je mehr müssen sie für den Sinn ihrer Beschränkungen werben. Kosten-/Nutzenbetrachtungen müssen nicht Begeisterung hervorrufen, aber zumindest überzeugen.

6. Kunde als Anforderungstreiber

Hier muss und kann man übrigens Kunde und Benutzer gleichstellen. D.h., zum einem hat sich auch das Verhalten und die Dynamik der Kundenanforderungen deutlich entwickelt, wie bereits beim Benutzer erläutert.

Wie viele Kundenportale pflegen ihre Kollegen bereits? Wie viele werden es wohl in fünf Jahren sein? In einigen Ländern wird bereits ein Vielfaches der Kundenportale gepflegt, als wir es hierzulande gewohnt sind. D.h. es ist zu befürchten, dass wir hier das Ende der Fahnenstange noch lange nicht erreicht haben. Sicherlich war und ist die gute alte E-Mail-Kommunikation Fluch und Segen zu gleich. Sie haben aber deutlich mehr Möglichkeiten die Transparenz selbst zu bestimmen, da sie es intern selbst in der Hand haben, den Kreis der Informanten einfach und schnell zu erweitern.

Man erkennt die Vulkan-Produkte bei diesem Schiffsanlagenstrang an der grauen Farbe. Die elastischen Lager befinden sich unter dem Motor und den Kupplungen zwischen Motor und Getriebe. Wenn alles gut dimensioniert ist, kann man auf einem Kreuzfahrtschiff seinen Champagner trinken, ohne dass die Gläser vibrieren.
Foto: Vulkan Gruppe

In fremden Kundenportalen benötigen sie immer einen eigenen Benutzer, die Kommunikation ist also gekapselt zu betrachten. Solange die Integration in eigene Portale ein Fremdwort ist, werden ihre Kommunikationsprozesse komplexer und intransparenter werden. Der Vorteil liegt bei dem, der das Design und damit die Kommunikationsgrenzen bestimmt. Verfahren sie genauso wie bei ihren Benutzern. Überwiegen die Vorteile beim Kunden, dann müssen sie mitziehen. Dort wo erhebliche Risiken lauern und keine Chancen das ausgleichen, müssen sie ihre Bereitschaft auf ein Minimum beschränken.

Das Dilemma, was ich ihnen jetzt ans Herz lege, liegt wahrscheinlich auf der Hand. Gleichen sie den Mehraufwand, der Ihnen auf der Kundenseite entsteht auf der Lieferantenseite mit eigenen Portalen aus. Sie wissen ja, wer das Design bestimmt, der kann auch die größten Vorteile generieren. Wettbewerbsvorteil 6.

7. Komplexitätstreiber Produktvielfalt

Auch die Erwartungshaltung an die Produktinnovationsgeschwindigkeit hat sich dramatisch erhöht. Im B2B Geschäft werden neben neuen Produktinnovationen aber auch gerne möglichst lange Ersatzteilbevorratungen erwartet. Wächst der Umsatz nicht proportional zur Breite des Produktkataloges mit, sind sie wieder in der Komplexitätsfalle gelandet. Diese Prozesse entwickeln sich gerne schleichend und werden im guten Konjunkturzyklus möglicherweise überlagert, um im Abwärtstrend umso unangenehmer wieder aufzutauchen. Bewerten sie ihr Produktportfolio und handeln sie dementsprechend. Wettbewerbsvorteil 7.

Wenn sie ihre Produktvarianz über eine Plattformstrategie orchestrieren können, dann beherrschen sie bereits die große Klaviatur der Komplexitätsbeherrschung à la Volkswagen. Wenn nicht, dann machen sie sich auf den Weg, auch Volkswagen hat mit kleinen Schritten angefangen.

8. Komplexitätstreiber Datenvielfalt

Daten sind der Rohstoff ihrer Informationsgewinnung - oder nicht? Können sie ihre Informationen beliebig verdichten und damit die Granularität ihrer Entscheidungen bestimmen? Natürlich reicht das nicht aus, d.h. sie benötigen auch Metadatenstrukturen, um ihre Daten gezielt anzureichern. Und sie müssen auch noch in der Lage sein, ihre internen Informationen mit den externen Informationen zu kombinieren, um daraus neues Wissen zu generieren.

Das klingt wirklich komplex und ist es auch. Die Informatiker werden ihnen jetzt schnell belegen können, das sie nur genügend Faktoren kombinieren müssen, um feststellen, dass auch unsere heutigen Systeme schnell überfordert sein werden.

Begrenzen sie also ihre zu betrachtenden Systemwelten und konzentrieren sie sich auf die entscheidungsrelevanten Faktoren und das sind oft nur sehr wenige. Wettbewerbsvorteil 8.

Es werden noch viele Jahre ins Land gehen, bis die Kunst des Rechnens die Kunst des Abstrahierens in den Schatten stellen wird.

9. Komplexitätstreiber Technologie

Industrie 4.0 ist ein Zauberwort. Die Möglichkeiten, die wir alle damit verbinden, sind bestechend, sie fallen uns aber nicht in den Schoß. Um technologische Grenzen zu überwinden, muss man sich mit diesen Technologien auseinandersetzen. Maschinen mit sehr langen Lebenszyklus sollen technologisch mit anderen Prozessen vernetzt werden, die viel kürzeren Lebenszyklen unterworfen sind.

Anforderungen an die man sich früher nie gewagt hätte, stehen jetzt auf der Agenda. Unsere Industrie-Unternehmen werden damit deutlich komplexer werden. Bis wir diese technischen Nüsse geknackt haben und die Daten wie von Geisterhand zwischen den unterschiedlichen Geräten transferieren, müssen wir diese Komplexität beherrschen lernen. Der Lohn wird am Ende vom Anwender geerntet, denn für ihn wird der Datenzugriff geräte- und technologieübergreifend einfacher werden.

Wir haben es hier mit einem wiederholten Phänomen zu tun. Zuerst steigt die Komplexität, weil wir unsere Möglichkeitswelt erweitern. Das hält solange an, bis wir die Komplexität beherrschen und den Nutzen aus den neuen Möglichkeiten generieren können. Nun sinkt die Komplexität, da die Möglichkeiten zu Realitäten werden und die Breite der Möglichkeiten sich nach und nach als Normalität verstetigt.

6 Tipps gegen die Komplexität
"Simplify IT" - was BCG empfiehlt
Komplexe IT-Strukturen sind oft unausweichlich, aber auch teuer und behäbig. BCG-Berater geben sechs Tipps, die die IT-Komplexität reduzieren und bis zu 30 Prozent der IT-Kosten einsparen helfen.
1. Intelligentes Nachfragemanagement
Oft stehen IT-Entscheider vor einem großen Problem: Die Geschäftsleitung verlangt etwa Support oder ein Produkt zu einem Preis, der nicht im Verhältnis steht zum Business Value. Dahinter steckt: IT-Kosten sind oft nicht mehr transparent. "Zwar sinken die Stückkosten in der IT", sagt Grebe. "Aber die vom Geschäft erzeugte Nachfrage, etwa den Speicherbedarf, Emails und so weiter, nimmt Jahr für Jahr zu. Damit steigen letztendlich auch die IT-Gesamtkosten." Doch genau das ist das Problem: "Häufig wird einfach hingenommen, dass die Volumina steigen, obwohl diese oft keinen zusätzlichen Geschäftsnutzen erzeugen", sagt Grebe.
2. Applikationen abschalten
Vor allem größere Firmen haben oft viel zu viele Anwendungen, die ineffizient und teuer sind. "Oft fällt es den Unternehmen schwer, Applikationen tatsächlich abzuschalten", sagt Grebe. Hier zu reduzieren kann viel bringen: BCG rechnet vor, dass in großen Firmen bis zu 40 Prozent der Anwendungen abgeschaltet werden können. Eine europäische Bank, führt BCG als Beispiel an, stellte fest, dass sie über die Hälfte ihrer mehr als 500 Anwendungen hätte abschaffen können, tatsächlich waren es am Ende 30 Prozent.
3. Weniger Infrastrukturmuster
Ein weiterer Faktor für Komplexität, zu hohe Kosten und nicht genutzte Economies of Scale: Zu viele verschiedene Konfigurationen der Hardware, Systemsoftware und Middleware. "Viele Unternehmen können die Anzahl ihrer Technologiemuster ohne weiteres um die Hälfte reduzieren", heißt es im Bericht. Das spart bis zu 15 Prozent der IT-Kosten. Als Beispiel führt BCG eine große Produktionsfirma an, die 9000 verschiedene Anwendungen hostete mit insgesamt 1700 verschiedenen Installationen. Das bremste die Firma erheblich.
4. Eine vereinfachte IT-Organisation
Diese Maßnahme könnte für einige IT-Manager ein zu heißes Eisen sein: Die Berater von BCG rechnen mit bis zu 30 Prozent Einsparpotenzial im IT-Management-Bereich. Oft sind Aufgabenbereiche fragmentiert und in unterschiedlichen Abteilungen angesiedelt. Komplexität hat eben nicht immer nur mit der Technik zu tun: Oft sind die Abteilungen nicht nach den Prinzipien Govern, Plan und Run klar getrennt, sondern vermischt. CIOs sollten Abteilungen neu aufstellen, Arbeitsgruppen neu definieren und ihnen andere Funktionen zuteilen, um Kompetenzen zu bündeln.
5. Effektivere Governance und schlanke Prozesse
Ein Problem, das nicht nur die IT betrifft: Entscheidungen werden in Firmen oft nicht ganzheitlich, sondern in Silo-Strukturen getroffen. "Das Vereinfachungspotenzial von IT-Prozessen durch die Lean-Methodik ist erheblich, etwa in der Anwendungsentwicklung. Hier ist eine Zeitersparnis von bis zu 60 Prozent möglich", betont Grebe. In Prozessen können oft Schleifen eliminiert werden. Nur mit klaren und transparenten Zielsetzungen ist so eine Verschlankung zu erreichen.
6. Shared-Services-Modelle und optimiertes Sourcing
Einige Firmen haben eine dezentralisierte IT. Das führt zu Ineffizienzen und Redundanzen. Shared-Service-Center können eine Lösung sein. "In den Firmen selbst gibt es in der Regel so viel Simplifizierungspotenzial, dass Outsourcing erst im zweiten Schritt in Betracht gezogen werden sollte", sagt er. Doch generell möchte Grebe nicht davon sprechen, die IT großflächig auszulagern, um Komplexität zu vermeiden.

Peter Klukas ist CIO von der Vulkan Gruppe in Herne. Die Unternehmensgruppe gliedert sich in die drei Divisionen marine Antriebstechnik, industrielle Antriebstechnik sowie Klima- und Kältetechnik. Die Hackforth Holding Verwaltungsgesellschaft mbH erwirtschaftete laut Bundesanzeiger im Jahre 2013 einen Umsatz von 158 Millionen Euro. Das 1889 gegründete Unternehmen beschäftigt rund 1300 Mitarbeiter an weltweit 20 Standorten. Dazu gehören fünf Produktionsstätten in Deutschland, Brasilien, USA, China und Indien sowie 48 Vertretungen in 51 Ländern.