Vernetzt ohne Bildschirm und Touchpad

AI aufs Ohr mit den neuen Hearables

11.10.2017 von Annette  Zimmermann  IDG ExpertenNetzwerk
In den nächsten fünf Jahren werden intelligente Hearables viele unterschiedliche Märkte erobern: vom Fitness-Coaching bis zur Überwachung von Mitarbeitern.

Zero Touch User Experience - klingt gut. Die nächste Generation der Wearables fürs Ohr soll in den kommenden fünf Jahren entscheidend dazu beitragen: Hearables mit Zugriff auf künstliche Intelligenz. Allerdings sollte man die Bezeichnung "null Berührung" nicht zu wörtlich nehmen. Hearables sitzen am oder gar im Ohr - noch mehr Berührung ginge nur noch mit einem Implantat.

Nicht nur am, sondern auch im Ohr sind Hearables per Artificial Intelligende aktiv.
Foto: Axel Alvarez - shutterstock.com

Hearables eröffnen neue Möglichkeiten der Vernetzung ohne Bildschirm und Touchpad - und damit auch neue Einsatzmöglichkeiten für Artificial Intelligence (AI). Wer Technik entwickelt und vermarktet, sollte sich genauer mit ihnen beschäftigen. Und wer als Endnutzer wissen will, was kommt, ebenfalls.

Zahlreiche Anbieter haben in letzter Zeit Hearables auf den Markt gebracht. Einige der kleinen nutzen eigene AI-Technologie, andere haben den Weg einer Partnerschaft mit Amazon, Intel oder Google gewählt. Die Produkte der großen Anbieter sind ohnehin in aller Munde - Verzeihung, Ohren: etwa das Dash von Bragi oder die Siri-unterstützten AirPods von Apple.

Internet ohne Bildschirm

In 30 Prozent aller Sessions werden wir schon 2020 das Internet nutzen, ohne einen Bildschirm vor uns zu haben - und ohne Touchscreen, Touchpad, Maus oder Tastatur zu berühren: Zero Touch. Hearables werden zur Basis für deutlich verbesserte und auch ganz neue vernetzte Anwendungen werden. Sie werden in so unterschiedlichen Bereichen wie Fitness, Überwachung in Unternehmen, Entertainment, Gesundheit und virtuelle Assistenz zum Einsatz kommen.

Überwachung am Arbeitsplatz
Überwachung am Arbeitsplatz
Die Möglichkeiten der Mitarbeiterüberwachung in den Unternehmen nehmen zu – und viele Chefs, aber auch externe Kriminelle nehmen sie gerne in Anspruch. Vorsicht vor diesen fiesen Tricks!
Keylogging
Vorsicht vor Keyloggern, also der Erfassung und dem Tracking von Tastatur- und Mauseingaben.<br /><br /> Aktuelle Keylogger, die häufig in Unternehmen zum Einsatz kommen, sind "Predator Pain" und "HawkEye" - neben dem Keylogging bieten diese Programme zusätzliche Funktionen wie dem Erkennen von Login-Vorgängen im Browser und im E-Mail-Client. HawkEye wird kommerziell offen vermarktet, Predator Pain ist nur in Untergrundforen zu bekommen. Besonders in Industrienationen wie den USA, Australien, Kanada, Japan, Spanien oder Italien wurden in den vergangenen Monaten verstärkte Keylogger-Aktivitäten festgestellt. Gerade in High-Tech-Branchen, wo es vielfach um Wissensdiebstahl geht.
Heimliche Screenshots
Sind entsprechende Programme installiert, werden in regelmäßigen Abständen Fotos vom aktuellen Bildschirm, unter anderem auch laufenden Videos, ohne Wissen des Anwenders angefertigt und versendet.
Videoüberwachung
Ob Webcam, eingebaute Mikrofone oder die klassische Überwachungskamera (die natürlich in Miniaturausführung vorliegt und versteckt wurde): Wenn es um die Liveübertragung der Büroaktivitäten geht, ist der Kreatitivät keine Grenzen gesetzt.
Sniffing
Wird die gesamte Netzwerkkommunikation mitgeschnitten und überwacht, ist das erst einmal aus IT-Security-Gesichtspunkten heraus durchaus sinnvoll. Sobald aber einzelne Clients und Benutzer auf diese Weise ausgespäht werden, gelangen wir schnell in die verbotene Zone.
Überwachungsmalware
Alle vorgestellten Spähmethoden und weitere "individuell angepasste" gelangen häufig auch über Schädlinge in Unternehmensnetze und bis auf den Bürorechner. Dann weiß außer eines wildfremden Kriminellen weder Ihr Chef noch Sie selbst, dass Sie überwacht werden. Also immer aufpassen!

Sensoren für fast alles

Hearables sind Bluetooth-Headsets mit verschiedenen Sensoren, die zum Beispiel Beschleunigung oder Herzschlag des Trägers messen, aber auch Außengeräusche aufnehmen können. Bei den Sensoren handelt es sich beispielsweise um Beschleunigungsmesser, Temperatursensoren, optische Sensoren und Mikrofon.

Viele Hearables ermöglichen Zwei-Wege-Kommunikation - sie senden und empfangen Daten. Wenn sie künstliche Intelligenz in der Sprachverarbeitung nutzen, kann der Träger sie per Sprachbefehl steuern. Zudem kann AI auch andere Daten von den Sensoren des Hearables auswerten und entsprechende Informationen an den Träger zurückspielen.

Die Nutzungsmöglichkeiten: ein weites Feld

Der Hearable-Markt ist noch im Entstehen begriffen. In den nächsten fünf Jahren wird hier viel passieren. Entsprechend viele Chancen tun sich auf: Fitness-Coaching, die Integration von virtuellen Assistenten, Zugangsregelung mithilfe biometrischer Daten und sogar die frühzeitige Warnung vor Krankheiten wie Alzheimer - die Bandbreite dieser Stichworte zeigt schon, wie weit das Feld ist.

Szenarien mit Potential

Große und kleine Unternehmen sehen das enorme Potential von Hearables, die Nutzungsgewohnheiten der Konsumenten in Richtung 24-Hour-User weiterzuentwickeln. Gartner hat verschiedene Szenarien für die kommenden zwei bis fünf Jahre herausgearbeitet.

Zum Video: AI aufs Ohr mit den neuen Hearables

Fazit

Hearables sind sehr vielseitig einsetzbar. Wenn die Technik ausgereift ist, werden die Geräte in den verschiedensten Lebenslagen äußerst nützlich sein. Das Szenario des 24-Stunden-Users wird seiner Verwirklichung einen großen Schritt näherkommen.