Bitkom-Schätzung

Angriffe auf Online-Banking steigen um 70 Prozent

09.11.2010 von Christiane Pütter
Bitkom und BKA erwarten 2010 mehr Phishing-Attacken als im Vorjahr. Kritisch: Bankkunden sind kaum gewappnet, weil sie neue Sicherheits-Standards nicht kennen.

Auf den ersten Blick ist die Zahl erschreckend: Ende 2010 wird es voraussichtlich 71 Prozent mehr Betrugsfälle beim Online-Banking gegeben haben als im Jahr zuvor. Damit rechnen jedenfalls das Bundeskriminalamt (BKA) und der Branchenverband Bitkom (Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien), Berlin.

Das Ganze relativiert sich jedoch, wenn man nicht die prozentuale Veränderung betrachtet, sondern die absoluten Zahlen. Danach rechen die Experten mit etwa 5.000 sogenannter Phishing-Fälle.

Aus diesem Anlass hat der Hamburger Berater PPI 500 Bundesbürger zu ihrem Kenntnisstand in Sachen Sicherungssysteme befragt. Fazit: Die Konsumenten sind auf den Anstieg der Online-Kriminalität "schlecht vorbereitet".

Das heißt konkret: 92 Prozent der Bankkunden kennen das mTAN-Verfahren nicht. Die TAN (Transaktionsnummer) wird dem Kunden dabei auf das Mobiltelefon geschickt und ist nur eine kurze Zeit lang gültig. Das soll Kriminellen den Zugriff auf Kundendaten erschweren.

Außerdem sind 80 Prozent der Deutschen nicht über elektronische Signaturen und ZKA-Secoder (spezielle Kartenlesegeräte) informiert. Die Secoder sind eine Entwicklung der im Zentralen Kreditausschuss (ZKA) vertretenen Spitzenverbände der Banken und Sparkassen. Mit dem neuen Typ Kartenleser will die Kreditwirtschaft seit Frühjahr 2008 eine einheitliche Lösung für die sichere Abwicklung von Zahlungen im Internet unterstützen.

Das scheint sich jedoch noch nicht durchgesetzt zu haben. Denn jeder Dritte glaubt, das iTAN-Verfahren reiche beim Online-Banking aus. Der Kunde kann dabei seinen Auftrag nicht mehr mit einer beliebigen TAN aus seiner Liste legitimieren, sondern wird von der Bank aufgefordert, eine bestimmte Transaktionsnummer aus seiner zu diesem Zweck durchnummerierten Liste einzugeben. Dieses Verfahren aber steht laut Kriminalitäts-Statistik im Fokus aktueller Trojaner.

Banken in der Pflicht

Die Autoren der Studie sehen Banken in der Pflicht, ihren Kunden stets die modernste Technik zur Verfügung zu stellen. Dazu gehöre auch, die Verbraucher über aktuelle Gefahren und Sicherheitsmaßnahmen zu informieren.