Jobchancen 2014

Anwender suchen Java-Entwickler und SAP-Profis

22.01.2014 von Hans Königes und Alexandra Mesmer
IT-Fachkräfte mit Java-Know-How, SAP-Wissen oder Open-Source-Kenntnissen im Bereich Infrastruktur sind auch in diesem Jahr gesucht, sagen Personalprofis. Insbesondere in Anwenderunternehmen finden sie Einsatzmöglichkeiten.
Personalberatungen suchen weiterhin vor allem für IT-Dienstleister und Softwarehäuser nach qualifizierten IT-Mitarbeitern.
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„Wir stellen 2014 ein", das sagen 95 Prozent der 2800 befragten Unternehmen in der Recruiting-Studie der Pape Labs. 14 Prozent der Arbeitgeber wollen sogar mehr als 100 neue Stellen schaffen. Viele Personaldienstleister erwarten, dass ihnen auch 2014 die Arbeit nicht ausgeht. Zum Beispiel Michael Wulf, Executive Manager der Personalberatung Michael Page und in Deutschland verantwortlich für die Vermittlung von IT-Fach- und Führungskräften in Festanstellung. Wulf hat einen speziellen Blick auf den Arbeitsmarkt, da er rund 90 Prozent der Kandidaten an Anwender vermittelt. Viele auf IT-Funktionen spezialisierte Personalberatungen sind vor allem für IT-Dienstleister und Softwarehäuser tätig, von denen manche Hunderte Mitarbeiter suchen.

Java-Entwickler bevorzugt

Nach Wulfs Erfahrungen und Auswertungen haben Anwenderunternehmen vor allem Positionen für Entwickler und ERP-Spezialisten sowie Jobs in den Bereichen Infrastruktur, Datenbanken und Adminis-tration zu vergeben. Die besten Chancen haben Entwickler mit Java-Know-how, das die Auftraggeber laut Wulf in etwa 60 bis 70 Prozent der Fälle erwarten. In je rund zehn Prozent der Anfragen geht es um
.NET/C#-, C++- und PHP-Wissen.

Michael Wulf vermittelt bei der Personalberatung Michael Page IT-Fach- und Führungskräfte. Er meint: Die besten Chancen haben Entwickler mit Java-Know-how, das die Auftraggeber in etwa 60 bis 70 Prozent der Fälle erwarten.
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Im ERP-Umfeld sind die Präferenzen der Arbeitgeber eindeutig: 80 Prozent der stellensuchenden Firmen benötigen SAP-Fachleute. In diesem Markt tobt ein harter (Preis-)Wettbewerb zwischen den Beratungshäusern untereinander, aber auch zwischen Consulting- und Anwenderunternehmen, um die begehrten SAP-Profis anzuheuern. Vor allem Mittelständler tun sich jedoch schwer, die Begehrlichkeiten dieser Berufsgruppe zu akzeptieren.

Ein typischer Fall läuft laut Wulf so: Der Mittelständler ist bereit, 65.000 Euro Jahresgehalt für einen erfahrenen SAP-Profi zu bezahlen, 80.000 bis 90.000 Euro kann dieser aber in Beratungshäusern oder Konzernen einstreichen. Mittlerweile zeigen sich die Arbeitgeber jedoch flexibler, wenn der Schuh heftig genug drückt. Schwierig wird es nach Wulfs Erfahrung, wenn ein starker Betriebsrat auf den firmeninternen Gehaltsbandbreiten beharrt und sich gegen eine stärkere Flexibilisierung – sprich höhere Vergütung der Topspezialisten – wehrt.

Höhere Nachfrage nach SAP-Beratern

Auch die auf die Vermittlung von SAP-Profis spezialisierte Personalberatung Biber & Associates erwartet Anfang des Jahres eine etwas höhere Nachfrage nach SAP-Beratern. Die Frühindikatoren zeigten weiter nach oben, und europaweit scheine sich die Euro-Krise zumindest vorläufig etwas zu entspannen. Die Schätzungen für das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts liegen für Deutschland derzeit bei 1,7 bis 1,9 Prozent. Das ist nicht mehr weit entfernt von einer Marke von zwei bis drei Prozent. Erfahrungsgemäß kippe in diesem Bereich der SAP-Arbeitsmarkt wieder in den lange gewohnten Zustand: „Dann können sich gute Bewerber ihre Stelle aussuchen", sagt Thomas Biber. „Und Unternehmen greifen bei qualifizierten Bewerbern sofort zu, bevor diese anderswo unterkommen."

Thomas Biber von Biber & Associates vermittelt in erster Linie SAP-Profis: "Gute Bewerber können sich ihre Stelle aussuchen, Unternehmen greifen bei entsprechender Qualifikation sofort zu."
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Die meisten Kunden von Biber & Associates haben eine stabile Auftragslage. Verglichen mit fast allen anderen Qualifikationsprofilen sind die Arbeitsmarktchancen für Fach- und Führungskräfte im SAP-Bereich nach wie vor überdurchschnittlich. In der Jobdatenbank der Personalberatung befinden sich derzeit über 500 offene Stellen für den deutschsprachigen Bereich. Einige Kunden suchen weltweit SAP-Berater in vierstelliger Zahl. „Die besten Chancen eröffnen sich Bewerbern mit voller Umzugs- und Reisebereitschaft, also jenen, die vier Tage die Woche von unterwegs arbeiten würden", sagt Biber. Dies treffe aber nur auf zehn bis 20 Prozent der SAP-Profis zu. Darum rät der Headhunter: „Wer eine steile Karriere machen will, sollte diese Art der Beratung vier bis fünf Jahre in einem renommierten Beratungshaus leisten." Im Arbeitsmarkt noch nicht angekommen sei dagegen das große SAP-Thema HANA. Einschlägiges Know-how wäre zwar seitens der Unternehmen durchaus gefragt, aber es sei auf der Bewerberseite noch nicht in signifikantem Ausmaß vorhanden. Viele SAP-Berater bilden ihre Kenntnisse derzeit mittels erster Projekte aus. Thomas Biber: „Es wird jedoch noch einige Jahre dauern, bis sich hier ausreichend Spezialisten von ihrer derzeitigen Stelle wegbewegen und man von einem Markt sprechen kann."

Infrastruktur: Open-Source-Profis im Kommen

Im Bereich Infrastruktur beobachtet Michael-Page-Manager Wulf einen starken Trend in Richtung Linux und Open Source. In der Administration setzten IT-Abteilungen immer öfter auf Open-Source-Technologien, die nicht von den großen Herstellern kommen. Auch bezüglich des Datenbankeinsatzes gewinnt MySQL stark an Boden – gegenüber PL-SQL zum Beispiel. Etwas pointiert formuliert ließe sich laut Wulf sagen, dass starke und kompetente IT-Abteilungen keine Angst vor offenen Standards haben und sich in keine Herstellerabhängigkeit begeben wollen – schwache IT-Departments sich dagegen eher in die Obhut der Hersteller wie Microsoft & Co. flüchten. In dieses Bild passt, dass professionelle IT-Abteilungen an einem ständigen Kompetenzaufbau interessiert sind, auch wenn der sich gelegentlich – eben wenn die Profis fehlen – hinzieht.

Als aktuellen Trend nennt Wulf das Thema Cloud. Man wolle lieber – um das Beispiel Salesforce.com zu nennen – einen Spezialisten im Haus haben, als alle Anpassungen und Änderungen vom Hersteller erledigen zu lassen. Das könne dann doch teurer werden, fürchten viele Anwender.

Die wichtigsten Karrieretrends 2014...
...waren auch schon in den vergangenen Jahren ein Thema. Schauen Sie, welche Themen Arbeitgeber und Mitarbeiter in dem Jahr beschäftigen werden.
"Wir stellen ein!"
95 Prozent der von Pape Labs befragten 2800 Unternehmen planen im Jahr 2014 Neueinstellungen. Knapp 14 Prozent der Firmen wollen mehr als 100 neue Mitarbeiter gewinnen.
Fachkräftemangel
Die Klagen der Unternehmen über ihre Probleme, qualifizierte IT-Mitarbeiter zu finden, werden auch 2014 anhalten. Während bekannte Konzerne ausreichend Bewerbungen erhalten, tun sich kleinere und mittelständische Firmen schwer. Ohne zugkräftige Produkte, attraktiven Standort und Gehalt können sie IT-Profis kaum locken. Fachkräftemangel in der IT ist bislang vor allem eine regionale Erscheinung.
Employer Branding
Der Aufbau einer attraktiven Arbeitgeber- marke gilt als Königsweg, um begehrte Kandidaten auf sich aufmerksam zu machen. Dabei werden die Prinzipien von Produktmarken auf Arbeitgeber übertragen. Nach Analyse des Arbeitgebers und seines Umfelds muss die Marke definiert und ein einheitliches Konzept umgesetzt werden – auf der Website, in Broschüren und Stellenanzeigen sowie bei Messeauftritten.
Generation Y
Die unter 30-Jährigen sind durchaus bereit, lange, viel und fleißig zu arbeiten – aber sie wollen wissen, warum. Arbeit muss Spaß machen und einen übergeordneten Sinn ergeben. Mit Karriere verbindet diese Generation Perspektive, Abwechslung und Work-Life-Balance. Für mehr Freizeit ist sie auch bereit, weniger zu verdienen. Sie weiß um die Instabilität vieler Jobs, entsprechend gering ist ihre Loyalität zu Arbeitgebern.
Work-Life-Balance
Ein Gleichklang zwischen Arbeits- und Privatleben hat je nach Situation unterschiedliche Ziele. Voraussetzung ist immer, dass dem Mitarbeiter neben der Arbeit noch genügend Zeit für Kinderbetreuung, Angehörigenpflege, Sport oder gesellschaftliches Engagement bleibt. Viele Firmen versuchen mit flexiblen Arbeitszeiten oder Betreuungsangeboten ihre Mitarbeiter zu unterstützen und so als attraktive Arbeitgeber wahrgenommen zu werden.
Home Office
Auch von zu Hause aus arbeiten zu können, empfinden viele als attraktive Ergänzung zum Schreibtisch im Büro und als Möglichkeit, Job und Familie besser zu vereinbaren. Soll das Home Office das Büro aber ersetzen, fürchten Chefs um ihre Kontrolle und Mitarbeiter um ihren Anschluss – wie die 500-Microsoft-Beschäftigten in Böblingen, Bad Homburg und Hamburg, die sich erfolgreich gegen die geplante Schließung der Standorte wandten.

Branchenseitig gehören für die Berater von Michael Page nach wie vor die Finanzdienstleister, Maschinenbauer und Automobilzulieferer, etwas weniger die Logistikanbieter und Händler zu den Unternehmen, die viele IT-Mitarbeiter dauerhaft einstellen. Viel Bewegung herrsche auch im Startup- und im E-Commerce-Umfeld, wobei hier der Schwerpunkt eindeutig auf Berlin und Hamburg liegt.

IT-Gehälter wachsen weiter

Auf die IT-Gehälter wird sich die Nachfrage der Unternehmen ähnlich wie in den vergangenen beiden Jahren auswirken. Um 3,5 beziehungsweise 3,9 Prozent hatten sich die IT-Gehälter erhöht, für dieses Jahr rechnen die Vergütungsberater von Kienbaum mit einem leicht geringeren Plus von 3,2 Prozent. Dazu Hans-Carl von Hülsen, Principal und Senior Expert bei Kienbaum Management Consultants: „Der Fachkräftemangel ist eher ein regionales Thema. Es gibt einige Regionen, wo die Märkte sehr eng sind. Aber insgesamt erwarte ich nicht, dass die IT-Gehälter überdurchschnittlich steigen werden." Vor allem für Standardfunktionen sei der Rahmen – oft auch durch einen Branchentarifvertrag – begrenzt.

Kienbaum-Principal Hans-Carl von Hülsen sagt zum Thema Gehalt: "Der Fachkräftemangel ist eher ein regionales Thema, daher werden die Gehälter nicht überdurchschnittlich steigen."
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Ist die IT-Organisation dagegen stärker nach Skills ausgerichtet, gebe es für Funktionen, die eng am Markt oder mit komplexen Aufgaben verbunden sind, einen größeren Gehaltsspielraum. Als Beispiele nennt von Hülsen Softwarearchitekten oder Spezialisten für Compliance. Auch die aktuell hohe Nachfrage im E-Commerce-Umfeld – immer mehr Firmen bauen ihre elektronischen Handelsplattformen aus und brauchen dafür Spezialisten – führe zu einem gewissen Preisdruck. Dieser sei aber nur temporär.

Gehalt ist aber nicht alles. Firmenwagen und betriebliche Altersleistungen spielen für Führungskräfte nach wie vor eine große Rolle, Mitarbeiter achten verstärkt auf Nebenleistungen im Bereich Work-Life-Balance und Gesundheit, so von Hülsen. Und Bewerber interessiere auch die Perspektive: Welche Karrieremöglichkeiten habe ich in einem Unternehmen?