Finanzbranche öffnet sich für externe Dienstleister

Banken investieren wieder in IT

24.03.2005 von Ingo Butters
Für IT-Service-Anbieter und Software-Hersteller gibt es in der Finanzbranche wieder etwas zu verdienen. Nachdem sich die Banken in den vergangenen Jahren drastische Sparpläne verordnet hatten, suchen sie nun wieder nach Möglichkeiten profitabel zu wachsen – mit Hilfe der IT. Laut einer Studie des Beratungsunternehmens Pierre Audoin Consulting (PAC) legte der Mark für Software und IT-Services (SITS) im vergangenen Jahr um 4,7 Prozent zu.

Die Institute legen ihre Vorbehalte gegen IT-Service-Anbieter ab

Das Ende des Börsenhypes 2001 hatte den deutschen Banken schwer zugesetzt. IT-Projekte wurden auf Eis gelegt oder ganz abgesagt. 2004 zeichnete sich nun nach PAC-Erkenntnissen eine Trendwende ab: Demnach wuchs der SITS-Markt im vergangenen Jahr um 4,7 Prozent, für 2005 erwarten die Marktforscher eine weitere Steigerung um zwölf Prozent. In dieser Größenordnung werde der Markt dann auch in den kommenden Jahren zulegen.

Grund für die Erholung: Nachdem das Thema Kostensparen jahrelang ganz oben auf der Prioritätenliste der Finanzinstitute stand, werden nun wieder Projekte in Angriff genommen, die Effizienz und Wettbewerb stärken sollen. Außerdem wächst bei den Instituten die Bereitschaft mit externen Dienstleistern zusammenzuarbeiten. Bisher stand die Branche solchen Kooperationen eher skeptisch gegenüber.

Allerdings zeichnet sich die Erholung bisher im Segment Anwendungen, also Lizenzen und Wartung, wesentlich stärker ab als im Projektgeschäft. 2004 schrumpfte dieser Markt noch um sechs Prozent. Für dieses Jahr erwartet PAC eine Trendwende, getragen vor allem von kleineren und mittelgroßen Deals.

Institute sparen im Einkauf

"Banken sind vorsichtiger und wählerischer geworden", so PAC-Analystin Nadia Adnane. "Ohne eine penible Überprüfung von Business Case, Return on Investment, Preis und Dienstleister geht heute gar nichts mehr." Die Finanzinstitute arbeiten mit einer geringen Zahl von Anbietern und drücken die Preise im Einkauf.

Wachstumschancen sieht PAC vor allem in den Bereichen Front- und Back-Office. Auch weitere Rationalisierungsmaßnahmen im administrativen Bereich und Fusionen können Impulse für das Projektmarktgeschäft liefern.

Wesentlich besser als das Projektgeschäft entwickelte sich 2004 der Outsourcing-Markt: Er legte um 17,5 Prozent zu. Vorteile wie Kostensenkung oder Konzentration auf das Kerngeschäft scheinen die Bedenken der Finanzinstitute hinsichtlich des IT-Outsourcings allmählich aufzuwiegen.

Im vergangenen Jahr kamen im Bankensektor bereits einige mittelgroße Outsourcing-Deals zustande. So lagerte die Deutsche Bank ihren weltweiten Einkauf samt der Rechnungsabwicklung an Accenture aus, Cortal Consors seine Applikationen an SBS. Im Januar dieses Jahres schloss die West LB mit HP einen Vertrag über das Outsourcing der Desktops und des Anwendungs-Managements ab. Die Vereinbarung hat eine Laufzeit von fünf Jahren und ein Volumen von immerhin 400 Millionen Euro.

PAC sieht darin Anzeichen, dass der Outsourcing-Markt im Finanzsektor wieder deutlich zulegen kann. Bis 2008 sagen die Analysten hier eine jährliche Wachstumsrate von fast 15 Prozent voraus.

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