Split in CPO und CTO

Bis 2015 verschwindet der klassische CIO

28.07.2011 von Christiane Pütter
Den klassischen CIO gibt es in wenigen Jahren nicht mehr. Seine Rolle zerfällt in Chief Process Officer und Chief Technology Officer. Das sagt Berater Detecon.
So schätzen IT-Entscheider im deutschsprachigen Raum den Reifegrad ihrer IT-Prozesse ein.
Foto: Detecon

Der Bonner Berater Detecon bringt neuen Wind in die Diskussion um Aufgaben und Ziele von IT-Verantwortlichen. These: Schon 2015 ist der CIO nicht mehr gefragt. Stattdessen wird es Chief Process Officers (CPO) und Chief Technology Officers (CTO) geben. So lautet das Fazit der Studie "IT Organisation 2015 - Facelift oder Modellwechsel?". Die Analyse entstand in Zusammenarbeit mit dem Branchenverband Bitkom (Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien) aus Berlin. Basis ist eine Befragung von rund 1.000 IT-Entscheidern in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Insgesamt gestehen die Befragten der IT im deutschsprachigen Raum wenig Reife zu. Die besten Noten geben sie sich noch im Bereich Service Operation. Hier halten immerhin 16 Prozent ihre Arbeit für optimal ausgereift und erteilen sich selbst die Höchstpunktzahl von fünf Zählern. Weitere 59 Prozent geben sich eine vier.

CIOs geben sich gute Noten für Anwendungsentwicklung

In Sachen Solution Delivery (Infrastruktur-Bereitstellung) erteilen sich dreizehn Prozent die Höchstwertung. Weitere 58 Prozent geben sich eine vier. Bei der Anwendungsentwicklung benoten sich acht Prozent mit der vollen Punktzahl, weitere 51 Prozent geben sich vier Zähler.

In allen anderen Feldern, die Detecon abgefragt hat, sehen die Analysten Handlungsbedarf. Das sind die Bereiche IT-Koordination, IT Demand Management, IT Governance und Service Lifecycle Management. Stichwort Service Lifecycle Management: Glaubt man Detecon, sind ITIL-Einführungen (IT Infrastructure Library) "oft reine Luftschlösser". Ein durchgängiges Service Lifecycle Management fehle meistens.

Zur Einschätzung des Reifegrades der IT noch zwei Anmerkungen: Laut der Analyse spielt keine Rolle, wie groß dieIT-Abteilung ist. Auch hat die Höhe des IT-Budgets hier "keinen signifikanten Einfluss".

IT wird zur Steuerungsorganisation

In diesen Feldern sehen IT-Entscheider im deutschsprachigen Raum aktuelle Herausforderungen.
Foto: Detecon

Die Befragten gehen davon aus, dass sich die IT zunehmend in eine Steuerungs- und Demand-Organisation entwickelt, die über mehr und mehr Business-Wissen verfügen muss. Detecon betrachtet das als "evolutionäre Weiterentwicklung" der IT vom reinen Operator zum Business Enabler. Das Erbringen von Services trete in den Hintergrund, wichtiger sei das Steuern von Services.

Daraus resultiert für die Analysten die Aufspaltung in die beiden Rollen. Um erfolgreich zu sein, müsse die IT künftig Services für das Business definieren und dabei standardisierte und modularisierte IT-Lösungen sowie ein Delivery-, Supply- und Sourcing-Modell nutzen. Während sich der CPO um das ganzheitliche Management von Business- und IT-Prozessen kümmert, verantwortet der CTO Steuerung und Koordination der Entwicklungs- und Betriebsleistungen.

Acht Ratschläge von Detecon

Detecon leitet daraus folgende Empfehlungen ab:

1. Trennen Sie klar zwischen den Funktionen IT-Demand und IT-Supply.

2. Richten Sie hierbei die Demand-Strukturen optimal auf das Business aus.

3. Stimmen Sie gleichfalls die Supply-Strukturen optimal auf die Business-Organisation ab.

4. Etablieren Sie eine geeignete Governance inklusive Zusammenarbeitsmodell zur Steuerung Ihrer IT.

5. Verankern und verstärken Sie das Business-Know-how innerhalb des Demand-Managements.

6. Tragen Sie zur stärkeren Standardisierung der Business-Prozesse bei.

7. Stärken Sie die Integration von Business- und IT-Prozess-Verantwortung.

8. Binden Sie frühzeitig Ihre Lieferanten ein.

Über diese strategischen Überlegungen hinaus hat Detecon einige Daten zur Situation der IT im deutschsprachigen Raum erhoben. Ein paar Ergebnisse: Als wichtigste Herausforderung gilt derzeit das Thema Globalisierung/Internationalisierung. Das erklären jedenfalls 39 Prozent der Befragten. 35 Prozent nennen außerdem die Trennung und Optimierung von Demand/Supply.

Es folgen die Punkte Standardisierung und Konsolidierung (33 Prozent) sowie Sourcing/Outsourcing/Provider Management (26 Prozent). Weiter setzen sich die Befragten mit IT Governance (22 Prozent) sowie Cloud Computing/Virtualisierung (21 Prozent) und Skill Management/Resource Management (ebenfalls 21 Prozent) auseinander.

Das IT-Budget im deutschsprachigen Raum liegt im Durchschnitt bei 1,9 Prozent vom Umsatz. Mehr als drei Prozent beträgt es lediglich bei 17 Prozent der Befragten. Im Schnitt sind 2,3 Prozent aller Beschäftigten eines Unternehmens IT-Mitarbeiter.

6460 Euro IT-Budget pro Mitarbeiter

Das jährliche IT-Budget beläuft sich auf durchschnittlich 6.460 Euro pro Unternehmensmitarbeiter. Knapp jeder vierte IT-Chef (24 Prozent) muss jedoch mit weniger als 2.500 Euro auskommen. Mehr als 10.000 Euro stehen 17 Prozent zur Verfügung.

Am meisten Geld gibt es für IT-Entscheider in der Finanz-Branche. Sie haben im Schnitt ein Budget von 16.412 Euro pro Kopf zur Verfügung. Wer in der Lebensmittel-Industrie arbeitet, muss sich dagegen mit 2.659 Euro begnügen.