IT-Strategie 2.0

BMW-IT setzt auf mehr Eigenleistung

15.01.2020 von Wolfgang Herrmann
Auf ihrer jährlichen IT-Messe präsentierte die BMW Group IT neben technischen Innovationen auch die weiterentwickelte IT-Strategie. Mehr Eigenleistung und eine konsequentere Kundenorientierung stehen im Mittelpunkt.
Die BMW-Strategen haben fünf Game Changer identifiziert, auf die sich die IT in den kommenden Jahren konzentrieren soll.
Foto: BMW Group

Mehr als 6.000 Besucher, 60 Aussteller und gut 60 Fachvorträge - solche Zahlen würden so mancher Fachmesse gut zu Gesicht stehen. Die Organisatoren der jährlichen IT-Messe der BMW Group IT in München, die im Oktober 2019 zum siebzehnten Mal ihre Tore öffnete, zeigten sich zufrieden. Die Besucher kämen längst nicht mehr nur aus der gut 5.500 Mann starken IT-Organisation, sondern auch aus diversen Fachbereichen. Experten aus der Fahrzeugentwicklung und -produktion gehörten ebenso dazu wie Mitarbeiter aus Bereichen wie Personal, Marketing und Vertrieb.

IT-Verantwortliche des bayerischen Automobilbauers nutzten die Leistungsschau, um die IT-Strategie 2.0 zu erläutern, die auf der bereits 2016 formulierten IT-Strategie des Konzerns aufsetzt. Kundenorientierung und mehr Agilität ständen dabei im Mittelpunkt, berichteten René Wies, der die IT für Sales und Marketing verantwortet, und Ralf Waltram, Vice President IT Delivery. Der neue CIO Alexander Buresch, der die Nachfolge von Klaus Straub antritt, hatte sich zu Beginn der Veranstaltung nur kurz vorgestellt. Wies sagte, die unter Straub entwickelte IT-Strategie 2.0 werde auch unter dem neuen Chef weiterverfolgt. Sie stützt sich auf vier Säulen:

Die BMW-Strategen haben dazu fünf Game Changer identifiziert, auf die sich die IT in den kommenden Jahren konzentrieren soll. Neben der Data Driven Com­pany gehören dazu BizDevOps-Strukturen, Cloud-basierte Plattformen, IT-Security sowie interne Software-Skills. Letztere sind den IT-Chefs besonders wichtig. BMW will damit die "Kerneigenleistung" der IT stärken, also vor allem wieder mehr Know-how in Sachen Softwareentwicklung im Konzern aufbauen. Straub hatte zu diesem Zweck die Initiative Back2Code angestoßen und damit beim Wettbewerb CIO des Jahres 2018 den Innovation Award gewonnen.

Die Top-CIOs der Automobil-Branche
Falko Morlock
Seit 1. September 2023 ist Falko Morlock CIO des schwäbischen Maschinen- und Anlagenbauers Dürr AG.
Alexander Buresch
Alexander Buresch ist seit Januar 2020 CIO des bayerischen Automobilkonzerns. Ein Foto des Managers hat BMW bislang noch nicht veröffentlicht. Der Wirtschaftswissenschaftler ist seit mehr als 20 Jahren für BMW tätig und war zuletzt Vice President Corporate Strategy and Planning.
Mattias Ulbrich
Mattias Ulbrich ist seit 1. September 2018 CIO beim Automobilbauer Porsche. Ulbrich übernahm die Verantwortung für die IT in der Produktion des VW-Konzerns. Zum 1. Februar 2012 hatte Ulbrich die IT-Verantwortung (CIO) bei der Audi AG übernommen.
Hauke Stars
Seit Februar 2022 ist Hauke Stars IT-Vorständin und Chief Information Officer bei Volkswagen.
Katrin Lehmann
Als CIO der Mercedes-Benz Group AG und der Mercedes-Benz AG verantwortet Katrin Lehmann die globale IT für alle Geschäftsbereiche, Marken und Märkte und berichtet direkt an den CEO.
Jürgen Sturm
Jürgen Sturm ist seit Januar 2015 Informatikleiter beim Automobilzulieferer ZF Friedrichshafen. Sturm ist promovierter Ingenieur und kommt von der BSH Bosch und Siemens Hausgeräte GmbH. Sturm war vor seiner BSH-Zeit zwischen 1999 und 2003 Bereichsleiter Organisation, Prozesse und Informationssysteme bei der Grundig AG.
Volker Schwarz
Der langjährige Rheinmetall-CIO Volker Schwarz ist seit Januar 2024 CIO beim Automobilzulieferer GKN Automotive.
Frank Loydl
CIO der Audi AG und damit Nachfolger des bisherigen CIO Mattias Ulbrich ist seit Februar 2018 Frank Loydl. Seit 2016 verantwortete er im Konzern die Software-Entwicklung. Ab 2009 war er bei T-Systems das Delivery Management für den Kunden Volkswagen AG zuständig. Diese Aufgabe übernahm Loydl 2013 schließlich direkt für den Automobilkonzern.
Sven Lorenz
Der langjährige Porsche-CIO Sven Lorenz ist Konzern-CPO bei Volkswagen. Bei der Kür zum CIO des Jahres 2006 schaffte es Sven Lorenz auf den zweiten Platz.
Martin Hofmann
Martin Hofmann tritt zum 1. Mai 2023 seinen neuen Posten als CTO und CIO bei Volta Trucks an. Zuvor war er drei Jahre als Senior Vice President bei Salesforce und über 19 Jahre bei Volkswagen, dort zuletzt als Group CIO.
Alexander Eisl
Der ehemalige MAN-Manager Alexander Eisl hat am 1. Oktober 2022 die Nachfolge von Skoda-CIO Klaus Blüm angetreten, der zu VW gewechselt ist.
Christian Eigler
Seit Januar 2016 ist Christian Eigler Continental Corporate CIO und trägt die Verantwortung für die IT bei Continental. Von Januar 2012 bis Dezember 2015 war Eigler Continental Automotive CIO. Elisabeth Hoeflich ging nach fast 30 Jahren im Unternehmen in den Ruhestand.
Michael Hilzinger
Michael Hilzinger ist seit Juli 2019 CIO beim Bremsen-Spezialisten Knorr-Bremse in München. Er war zuvor Group CIO beim Stahlhändler Klöckner in Duisburg.
Markus Bentele
Markus Bentele ist seit Januar 2017 Vice President Information Technology (VP)/Group CIO beim Automobilzulieferer Mahle International GmbH in Stuttgart. Zuvor war Bentele Corporate CIO der Rheinmetall AG.
Christian Ley
Christian Ley leitet seit 2006 den Bereich Informationssysteme Brose Gruppe. In dieser Funktion verantwortet er den Ausbau der IT-Lösungen im Kontext der Unternehmensstrategie. Ley begann 1995 als Diplom Betriebswirt (FH) als Trainee in der Brose Gruppe und wechselte anschließend als DV-Koordinator in die zentrale Anwendungsentwicklung. Dort übernahm er 1999 die Teamleitung für PPS- und QM-Systeme und anschließend die Leitung der Zentralabteilung „logistische Anwendungssysteme“. In dieser Funktion war er bis 2006 weltweit für zahlreiche SAP-Implementierungsprojekte verantwortlich.
André Wehner
Am 1. Juni 2021 hat André Wehner den CIO-Posten bei MAN Truck & Bus übernommen. Als IT-Chef verantwortet Wehner die weltweite IT des Nutzfahrzeugherstellers. Dazu zählen auch Produktionswerke, Logistikzentren und die eigenen Landesvertriebsgesellschaften. Sein Vorgänger Stephan Fingerling geht als Geschäftsführer zur Group IT Services GmbH, der IT-Tochter der Volkswagen Gruppe. Vor seinem Wechsel zum Münchner Nutzfahrzeughersteller war Wehner CDO bei Skoda Auto. In der neu geschaffenen Stelle kümmerte er sich dort seit 2016 um Unternehmensentwicklung und Digitalisierung.
Maik Krüger
Am 1. April trat Maik Krüger die Position des CIO bei Dräxlmaier an. Der studierte Wirtschaftsinformatiker war jahrelang in führenden IT-Positionen bei BMW tätig.
Sebastian Stoll
Seit 1. Juni 2021 ist Sebastian Stoll CIO und Group Vice President IT der FEV Gruppe. Er hat den Posten von Andreas Engels übernommen, der beim Kölner Compliance-Startup Kerberos eingestiegen ist. Stoll berichtet an CFO Jürgen Koopsingraven. Neben der Einführung von SAP S/4 Hana will Stoll die IT in die Cloud verlagern und die Security verbessern.
Saskia Kohlhaas
Saskia Kohlhaas ist seit November 2021 Senior Vice President Information Technology beim Engineering-Dienstleister der Automobilindustrie IAV.
Thomas Külpp
Seit August 2017 ist Thomas Külpp neuer CIO beim Autobauer Opel Automobile GmbH in Rüsselsheim. Zuvor war er bei Opel Director Sales & Marketing. Külpp hat Maschinenbau an der University of Applied Sciences in Wiesbaden studiert und als Diplom-Ingenieur abgeschlossen. Er arbeitet bereits seit 27 Jahren in verschiedenen Positionen bei Opel.
Marcus Claesson
Marcus Claesson ist CIO bei Daimler Truck. Er berichtet an den Vorstand für Finanzen und Controlling, Jochen Goetz. Darüber hinaus verantwortet Marcus Claesson die Connectivity Services innerhalb der Daimler Truck AG. Er ist seit 2017 im Unternehmen. Zuvor war Claesson CIO bei Electrolux AB.
Uwe Kühne
Uwe Kühne ist seit 2017 CIO bei GF Casting Solutions, einer Division des Georg Fischer Konzerns. Er fing 2004 bei der Georg Fischer Automobilguss GmbH als Systemanalytiker an und war zuletzt bis Ende 2016 als Head IT Operational Services bei GF Automotive für die Erbringung zentraler IT Infrastrukturleistungen verantwortlich. Auf seiner Agenda stehen die strategische Neuausrichtung der zentralen IT-Organisation, die Vorbereitung auf SAP S4/HANA, die Verlagerung zentraler IT Dienste in die Cloud sowie die Verbindung zwischen klassischer IT und Automations-Bereichen („i4.0“). GF Casting Solutions ist eine von drei Divisionen der Georg Fischer AG, ein börsennotiertes Unternehmen mit Hauptsitz in Schaffhausen, Schweiz. Das 1802 gegründete Industrieunternehmen betreibt in 33 Ländern 131 Gesellschaften, davon 51 Produktionsstätten.
Felix Willing
Felix Willing ist seit Januar 2018 Leiter des Bereichs Information Management beim Automobilzulieferer Hella GmbH & Co. KGaA im nordrhein-westfälischen Lippstadt. In dieser Position fungiert er zugleich als CIO für den globalen Hella Konzern. Zuletzt war er CIO beim Windturbinenbauer Nordex Acciona Windpower AG in Hamburg.
Bernd Süßmann
Bernd Süßmann ist seit September 2018 Head of Corporate IT bei der SAS Automotive in Karlsruhe, einem Joint Venture zwischen Continental and Faurecia. Er trägt dort die Gesamtverantwortung für die IT, führt dabei 80 Mitarbeiter und berichtet an den CFO des Unternehmens, Ekkehard Klautke.
Bernhard Pluhatsch
Bernhard Pluhatsch ist seit Oktober 2018 neuer Head of IT, Transmission Systems bei Magna Powertrain Transmission Systems (MPT TS) in Untergruppenbach bei Heilbronn. Er kommt von der Nürnberger Leoni AG, wo er von 2002 bis 2018 Vice President IT Infrastruktur war.
Michael Simon
Michael Simon (56) ist seit 1. Juli 2019 der Leiter Zentral IT und CIO der Volkswagen Retail Group. Er berichtet an die Geschäftsführung. Zuvor war der studierte Informatiker seit 2015 Leiter IT bei der Weiss Umwelttechnik GmbH. Insgesamt bringt er Erfahrung aus drei Jahrzehnten als Fach- und Führungskraft in der IT mit, unter anderem bei der Salzgitter AG Group.
Simon Blankenstein
Seit Oktober 2022 verantwortet Blankenstein als CIO die IT der Huf Group. Er berichtet an CFO Rainer Heupel. Zu seinen wichtigsten Aufgaben gehört der weltweite Rollout von SAP S/4 HANA.
Tommy Andreasen
Nach der Fusion von MAN Diesel und MAN Turbo wurde Tommy Andreasen, vorher CIO von MAN Diesel, Anfang 2010 CIO der neu geschaffenen MAN Diesel & Turbo Gruppe. In den vergangenen 20 Jahren übernahm Tommy Andreasen innerhalb der MAN Diesel Gruppe verschiedene Management Positionen, schwerpunktmäßig im Bereich Finanzen und Controlling. Im Jahr 2000 wurde er Head of Information Technology bei MAN Diesel in Dänemark und entwickelte und führte eine neue IT-Strategie ein. 2006 wurde er dann CIO des gesamten MAN Diesel Konzerns.

Im Jahr 2018 begann die BMW Group damit, BizDevOps-Strukturen aufzubauen. Das Kürzel steht für Business, Development und Operations und damit für eine engere Zusammenarbeit von Fachbereichen und IT. Weitere gravierende Veränderungen in der IT-Organisation brachte 2019 die Trennung von fachlicher und disziplinarischer Führung. Die Konzentration auf Themen wie "DevOp Sourcing" und BizDevOps betreffe auch externe Partner, betonten Wies und Waltram in München. Von ihnen werde künftig verlangt, dass sie nicht nur die Entwicklung, sondern auch den Betrieb neuer IT-Lösungen beherrschten.

Feature-Teams entwickeln Produkte

Eine wichtige Rolle beim Entwickeln neuer IT-Anwendungen und -Funktionen spielen künftig sogenannte Feature Teams. Sie bestehen aus einem Line Manager, der die fachliche Kompetenz einbringt, zwei Product Ownern (ein Tandem aus einem Business- und einem IT-Experten) sowie dem Agile Master, der auf die Methodik achtet. Um das notwendige Know-how aufzubauen, bietet BMW unter anderem dreimonatige Schulungen für Software Engineers an. Auch die Line Manager will der Konzern künftig in Sachen Softwareentwicklung schulen.

Die technische Basis für die IT-Teams bildet eine neue DevOpsPlatform, auf der BMW Technologien von Public-Cloud-Providern mit On-Premises-Komponenten verknüpft. Der Konzern erhofft sich davon eine schnellere Softwareentwicklung, eingebaute Security-Features und eine zentrale Verfügbarkeit wichtiger Softwarekomponenten über die Plattform.

Cloud-native in der BMW-IT

Die DevOpsPlatform basiert auf einem Hybrid-Cloud-Ansatz, erläuterte Marco Görgmaier, Leiter Strategische Planung und Innovation in der Group IT. BMW setze dabei stark auf quelloffene Cloud-native-Technologien wie etwa das Container-Orchestrierungssystem Kubernetes.

Bislang spielten in der BMW-IT Private-Cloud-Plattformen, beispielsweise auf Basis von Red Hat Open-Shift, eine wichtige Rolle. Laut Görgmaier soll sich der Schwerpunkt künftig auf Public-Cloud-Ressourcen ver­lagern, die vor allem von Amazon Web Services (AWS), Microsoft und zunehmend auch von Google bereitgestellt würden.

BMW wolle sich nicht von einem Anbieter abhängig machen, so der Manager, und fahre deshalb eine Multi-Cloud-Strategie. Ziel sei es, die unterschiedlich ausgeprägten Stärken der Cloud-Hyperscaler zu nutzen. So setze man etwa beim Thema Daten stärker auf AWS, in Sachen IoT nutze man eher das Azure-Portfolio von Microsoft. Technisch laute die Devise "Microservices und APIs first". BMW habe dazu eine eigene API-Management-Plattform entwickelt.

Die Konzentration auf Cloud Computing zahlt sich für BMW aus, resümierte der Manager. IT-Teams könnten schon rund 5.500 "Cloud Rooms", also Cloud-basierte virtuelle Arbeitsräume, nutzen, die nach der Anforderung in weniger als einer Stunde verfügbar seien. Um das interne Know-how zu stärken, habe man rund 700 Cloud-Experten geschult.

Open Manufacturing Platform

Ein wichtiges Element der IT-Strategie 2.0 ist auch die Open Manufacturing Platform. BMW will damit eine branchenunabhängige und standardisierte Produk­tionsplattform aufbauen. Dazu setzt der Konzern stark auf Partnerunternehmen mit Produktions-Know-how, die auch aus anderen Branchen als dem Automobilbau kommen können. IT-seitig ist Microsoft mit seinem Cloud-Portfolio ein herausgehobener Partner.

In der Fahrzeugfertigung arbeitet BMW an einem Visual-Inspection-System mit Neuromorphic-Chips und KI-Algorithmen.
Foto: BMW AG

Die gemeinsame Arbeit an der Cloud-basierten Plattform soll nicht nur die Entwicklung beschleunigen, sondern auch den Aufwand und die Kosten in Grenzen halten, hoffen die Münchner. Bereits verfügbare IoT-Lösungen einschlägiger Provider böten in Sachen Produktion und Logistik noch zu wenig.

Data Transformation Office

Auf dem Weg zur Data-driven Company soll auch das neue Data Transformation Office seinen Beitrag leisten, so die IT-Verantwortlichen. Dessen Aufgabe ist es, datenbasierte Entscheidungen im Konzern vorzubereiten sowie Daten- und KI-Ansätze verfügbar zu machen. Organisatorisch ist das Data Office in der IT aufgehängt.

Quantencomputer auf dem Radar

Zu den technischen Highlights auf der IT-Messe zählte neben Anwendungsbeispielen für IoT-Systeme und Blockchain auch ein Ausblick auf das Thema Quantencomputing. BMW sieht darin eine potenziell wichtige High-Performance-Computing-Plattform, die man der­zeit evaluiere. Geeignet sei sie für sehr komplexe und datenintensive Aufgaben, mit denen konventio­nelle Rechner heute überfordert sind.

Mögliche Einsatzbereiche sieht der Automobilbauer etwa in der Optimierung und Planung von Produk­tionsprozessen. Auch für Machine-Learning-Systeme und Simulationen im Engineering eigneten sich Quantencomputer künftig womöglich. Angesichts des Potenzials der Technologie, gängige Verschlüsselungsprotokolle zu knacken, gehe es für BMW aber auch darum, die eigenen Systeme "Quantum-safe" zu machen. Der Weg zu einem praktischen Einsatz ist allerdings noch weit, konzedierten die BMW-Experten. Noch fehle es an Standards für Quantenrechner, ganz zu schweigen von Fachkräften mit einschlägigem Know-how.

Neuromorphic Computing

Um Zukunftstechnologien geht es auch im BMW Technology Office im kalifornischen Mountain View. Die Bayern "scouten" dort unter anderem aussichtsreiche Startups; das Office soll aber auch Innovationsprojekte anstoßen und Wissen in den Konzern tragen. Zu den aufkommenden Technologien, die der Autobauer evaluiert, gehört beispielsweise Neuromorphic Computing. Dabei handelt es sich um Rechnersysteme, die sich an der Struktur des menschlichen Gehirns orientieren und mit denen sich neuronale Netzwerke aufbauen lassen.

Im Vergleich zu herkömmlichen Rechnerarchitek­turen sollen Neuromorphic-Systeme erhebliche Leis­tungs­steigerungen bei einem deutlich niedrigeren Ener­gieverbrauch bringen. Analysten sähen darin eine transformative Technologie, berichten die BMW-Experten. Bis zu einem praktischen Einsatz könnten aber noch fünf bis zehn Jahre vergehen.

Einen aktuellen Use Case testet BMW derzeit in der Fahrzeugfertigung im US-amerikanischen Spartanburg. Dort arbeitet ein "Visual-Inspection"-System mit mehreren Kameras und Machine-Learning-Algorithmen, um Auffälligkeiten an Fahrzeugen wie Kratzer oder zu große Spaltmaße zu erkennen. BMW setzt dafür unter anderem Neuromorphic-Chips von Intel ein.