Software für BI

CIOs wollen Flexibilität bei Business Intelligence

16.02.2011 von Werner Kurzlechner
Wie und wofür nutzen IT und Controlling Software für Business Intelligence und wie zufrieden sind sie? Eine Umfrage unter CIOs und Finanzentscheidern gibt Aufschluss.
CIOs kritisieren den Betriebs- und Pflegeaufwand sowie die fehlende Flexibilität von BI-Lösungen.
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Die CFOs deutscher Firmen sind mit ihren aktuellen Lösungen für Business Intelligence (BI) mehrheitlich zufrieden. Dies zumindest ergabe die Studie "Business Intelligence - Entwicklung und Potenziale 2010" des Beratungshauses RAAD Research. Akuter Verbesserungsbedarf besteht demnach nur in etwa jedem zehnten Unternehmen.

Die ebenfalls im Rahmen der Studie zu ihrer Zufriedenheit mit Software für Reporting und Analyse befragten CIOs waren indes deutlich kritischer als ihre Finanzkollegen. Sie bemängelten insbesondere den Betriebs- und Pflegeaufwand sowie die fehlende Flexibilität der Produkte.

Report-Aufbau, Antwortzeiten, Adhoc-Analysen

Im Einzelnen klopfte RAAD Research drei, in der Praxis häufig für Verdruss sorgende Engpässe von BI-Lösungen ab: die System-Performance bei der Erstellung von Reports, die Antwortzeiten bei Adhoc-Analysen und die Erstellung eigener Analysen. Weil es nur minimale Abweichungen in diesen drei Bereichen gibt, fällt das Urteil über die BI-Landschaft ziemlich klar aus. Etwa mehr als die Hälfte der CFOs sind zufrieden oder sehr zufrieden, gut 35 Prozent äußerten sich gespalten, zehn bis zwölf Prozent müssen sich allzu oft mit Problemen herumschlagen. Allerdings zeigen andere Umfragen, dass viele Nutzer mit der Komplexität der Produkte überfordert sind.

Nicht jedes Unternehmen nutzt BI-Software

Letztlich eine gute Zensur also, dennoch erkennt RAAD Research die eine oder andere Schwäche. So haben acht Prozent der Firmen für ihr Reporting überhaupt keine Software im Einsatz, ein weiteres Fünftel erledigt das Anfertigen von Berichten mit Excel. Dies deute auf fehlende Funktionalität oder eine Mangel an Verständnis für vorhandene Funktionalität hin, befinden die Analysten.

Excel: Integration statt Ablösung

Es spiegele sich aber auch eine hohe Wertschätzung der Controlling-Mitarbeiter für Excel wieder. "Eine Ablösung von Excel kann daher nicht in allen Fällen das Ziel einer BI-Strategie sein", so RAAD Research. Notwendig sei vielmehr eine konsistente Integration dieses Tools.

RAAD reiht sich damit ein in die Expertenriege, die Excel-Spreadsheets für unausrottbar in BI-Anwendungen hält. "Wir alle wissen, dass der Krieg gegen die Ausbreitung von Spreadsheets in Unternehmen geführt und verloren wurde", schrieb vor einigen Monaten Forrester-Analyst Boris Evelson im hauseigenen Blog. Evelson riet ebenfalls zur Integration. BI-Anbieter wie Oracle bieten längst spezielle Spreadsheet-Add-Ins an.

Ausbau des operativen Reportings

Fast alle Unternehmen nutzen Software laut RAAD Research zum operativen Reporting. Darüber hinaus sammelte RAAD erstaunliche Ergebnisse. So gaben 77 Prozent der befragten Controller an, Adhoc-Reporting und -Analysen einzusetzen. Überraschend viele Unternehmen verfügen auch über strategisches Reporting. Insgesamt 58 Prozent nutzen dafür Methoden wie Six Sigma oder die Balanced Scorecard.

Gut 30 Prozent planen, ihr operatives Reporting weiter auszubauen oder neu aufzubauen. Und 22 Prozent planen Projekte zum Adhoc-Reporting. Knapp ein Fünftel hat das im Bereich des strategischen Reportings angedacht, budgetiert oder bereits endgültig entschieden.

Ein Fünftel an Echtzeit-Reporting desinteressiert

Neben der Geschäftsführung ist die Finanzabteilung Hauptnutzer der Reportings, wenngleich Vertriebs- und Personalabteilung mittlerweile in jedem zweiten Unternehmen ebenfalls darauf zurückgreifen. Federführend beim weiteren Ausbau ist indes fast in jedem Unternehmen die Finanzabteilung - alleine das strategische Reporting wird tendenziell noch stärker als Feld der Geschäftsführung betrachtet.

Das direkte Laden von Daten aus den operativen Systemen in Echtzeit hat für zwei Fünftel der Firmen hohe Bedetung - 27 Prozent haben bereits entsprechende Projekte umgesetzt. 40 Prozent messen dem Realtime-Reporting mittlere Bedeutung zu, ein Fünftel gar keine.

BI nur für die Budgetierung

Zur Budgetierung setzen 78 Prozent der Firmen BI-Lösungen ein, ein Viertel wiederum beruht auf Excel. Neuinvestitionen in diesem Bereich planen 8 Prozent. Fast alle dieser Anwender nutzen BI allgemein zur Finanzplanung. Und 85 Prozent verwenden BI-Software für die Sachkosten- und Kostenstellenplanung, jeweils 74 Prozent für die Investitionsplanung sowie die Absatz-Umsatz-Planung. BI-Projekte zur Optimierung der Budgetierung laufen in 5 bis 10 Prozent der Unternehmen.

Finanzkonsolidierung

Weniger verbreitet ist BI in der Finanzkonsolidierung. Lediglich 57 Prozent der Firmen haben in diesem Anwendungsfeld BI-Software im Einsatz. Das mag daran liegen, dass lediglich Unternehmen mit mehreren Töchtern und Beteiligungen die Notwendigkeit zum Einsatz avancierter Anwendungen sehen. Obwohl laut RAAD Research die eingesetzten Lösungen teilweise schon sehr alt sind, gibt es hier kaum Investitionsplanungen.

Cockpits und Dashboards

Demgegenüber wollen 12 Prozent in Management Cockpits und Dashboards investieren. Bereits im Einsatz sind Lösungen zur bunten und übersichtlichen Darstellung der Kennzahlen derzeit in einem Viertel der Unternehmen.

RAAD Research befragte für die Studie "Business Intelligence - Entwicklung und Potenziale 2010" mehr als 360 Führungskräfte, jeweils zur Hälfte aus den Bereichen Controlling und IT.

Quelle: CFOworld