IT-Strategietage 2018

Das intelligente Unternehmen mit SAP Leonardo

22.02.2018 von Johannes  Klostermeier
Der "Lehrmeister der Maschinen" ("Handelsblatt"), Markus Noga, VP Machine Learning bei SAP, berichtet in Hamburg von den Möglichkeiten, die in SAP-Systemen vorhandenen Daten mit Machine-Learning-Algorithmen zu nutzen.
Referent Markus Noga, VP Machine Learning bei SAP, sprach auf den Hamburger IT-Strategietagen 2018.
Foto: Foto Vogt

Markus Noga sprach auf den Hamburger IT-Strategietagen darüber, "wie Machine Learning Betriebsabläufe verändert". "Wie machen wir Unternehmensanwendungen intelligent? Was steckt dahinter, was sind die Auslöser?", fragte Noga.

Der SAP-Experte freute sich darüber, dass es seit vier bis fünf Jahren enorme akademische Fortschritte beim Thema Machine Learning gibt. "Bild- und Spracherkennung können Maschinen auf einmal genauso gut oder sogar besser als wir Menschen. Das erschließt neue Anwendungsfelder. Gerade bei den unstrukturierten Daten gibt es unglaubliches Potenzial", sagte Noga.

"Eine industrielle Revolution"

Für die bisherigen Mitarbeiter sei dies keine Bedrohung. "Die Menschen könnten höherwertige Tätigkeiten ausführen. Nachdem SAP rund 500 Usecases analysiert habe, ist sich Noga sicher: "Dies ist die nächste industrielle Revolution."

Für SAP besonders erfreulich: Die Daten stecken in den (SAP-)Systemen der Unternehmen. Noga: "Wir können erstmals selbstlernende Anwendungen herausbringen, die es ermöglichen, ein echt intelligentes Unternehmen zu kreieren."

Man könne nun zusammen daraus lernen. SAP Leonardo heißt das Angebot von SAP. "Wir wollen ihnen helfen, den Umsatz zu erhöhen, etwa indem die Standardfälle schneller abgearbeitet werden können." Das führe zu einer höheren Zufriedenheit und berge großes Potenzial. Noga hat es selbst erlebt, wie schwierig es sei, eine Waschmaschine zurück zu geben oder einen Termin mit einem Unternehmen zu vereinbaren.

Wie hoch ist die Kaufwahrscheinlichkeit?

Machine Learning helfe etwa bei der Beurteilung der Kaufwahrscheinlichkeit, beim Finden des besten Zeitpunkts, ein Angebot zu schicken und sogar bei der Auswahl der richtigen Werbebotschaft und der nächsten Schritte. Alle diese "kleinen Lerner" seien bei SAP enthalten, um den gesamten Prozess selbstlernend zu machen.

Der Kunde möchte etwas kaufen, hat aber nur ein Handyfoto von dem Produkt? Mit Hilfe von Machine Learning und Computer Vision kann er im Produktkatalog das entsprechende Produkt finden.

Der Kunde möchte wissen: Habe ich noch Datenvolumen, wie hoch ist meine letzte Rechnung? Dabei helfen nicht mehr unbedingt Menschen, dafür gibt es heute Chatbots - und Recast, ein Unternehmen, das SAP gerade erst gekauft hat.

Unternehmen wollen wissen: Wie kann ich meine Kunden halten? Ist das Kundenerlebnis gut genug? Welche Ereignisse sind es, die die Zufriedenheit bilden und welche führen dazu, dass der Kunde abwandert? Dann kann man rechtzeitig etwas dagegen tun. Customer Insights mit Hybris könne diese Zusammenhänge finden.

"Saubere Ingenieursarbeit"

In einem Exkurs in den Finanzbereich zeigte Noga, wie man die Finanzkennzahlen von Unternehmen mit Machine Learning verbinden kann. So könne man Rechnungen mit Ausfallwahrscheinlichkeiten verbinden: Alle eingehenden Zahlungen werden automatisch mit einem Modell abgeglichen. Bei Zweifelsfällen gibt das System Hilfestellung. Bei SAP habe die Buchhaltung so einiges entdeckt, was die Mitarbeiter selbst nicht gefunden hätten. Das habe sie schnell vom Sinn der Anwendung überzeugt.

Noga sagte abschließend: "Mit SAP Leonardo möchten wir das intelligente Unternehmen einführen - aber durch saubere Ingenieursarbeit, ohne dass wir von silberglänzenden Robotern träumen müssen."

Hamburger IT-Strategietage: Statements zu Prioritätenliste 2018
Hamburger IT-Strategietage 2018
Im Vorfeld der Veranstaltung wollte das CIO-Magazin von CIOs wissen, wie sie das Thema Innovation angehen. Was steht bei ihnen ganz oben auf der Prioritätenliste?
Michael Müller-Wünsch, Otto
Michael Müller-Wünsch, OTTO-Bereichsvorstand Technology (CIO): „Im Wandel vom Onlinehändler zur Plattform steht Künstliche Intelligenz ganz oben auf unserer Agenda. Weil wir die Algorithmen selbst bauen, suchen wir laufend Verstärkung im Bereich Business Intelligence und Data Science.“
Christian Hofstadt, PlusServer
Christian Hofstadt, Business Strategy Manager bei PlusServer: „Die Anzahl digitaler Anwendungen steigt in Unternehmen und damit auch die Ansprüche an die IT-Infrastruktur. Multi- beziehungsweise Hybrid-Cloud-Lösungen, die gezielt die Vorteile verschiedener Plattformen kombinieren, sind der Schlüssel zu einer effizienten und wirtschaftlichen Umsetzung der Digitalisierung."
Hartmut König, Adobe
Hartmut König, Chief Technology Officer (CTO) Central Europe bei Adobe: „Dank moderner Analyse-Tools sind wir heute in der Lage, Kundeninformationen jederzeit auswerten zu können. Im nächsten Schritt gilt es nun, diese Datenintelligenz in intelligentes, erlebnisorientiertes Marketing zu überführen!“
Dirk Häußermann, SAP
Dirk Häußermann, Head of Database and Data Management, Middle & Eastern Europe bei SAP: "Unternehmen beschäftigen sich heute damit, Daten als „Vermögensgegenstand“ anzuerkennen und zu nutzen. Das bedeutet, dass sich Unternehmer fragen, wie sie dieses Vermögen vermehren, gewinnbringend einsetzen und natürlich absichern können."
Andreas Keiger, Rittal
Andreas Keiger, Executive Vice President Global IT Infrastructure bei Rittal: „Schnell implementierbare Edge-Rechenzentren im Container werden für Internet of Things (IoT)- und Industrie 4.0-Umgebungen immer wichtiger. Die Anforderungen hierfür kommen unter anderem aus der produzierenden und weiterverarbeitenden Industrie, die mit vernetzten Sensoren eine noch weitergehende Automatisierung der Fertigung planen. Dafür müssen neue IT-Systeme in der Nähe der Produktionsstandorte errichtet werden, also beispielsweise in Industrieparks."
Martin Wibbe, Atos
Martin Wibbe, Senior Vice President bei Atos International Germany: „Wenn Ihr Unternehmen Ihre Rolle neu besetzen müsste, würde es Sie einstellen? Was müssen Sie verändern? Digitalisierung ist ein Lifestyle, agieren Sie jetzt! Fragen Sie sich nicht, welche Technologie Sie einsetzen sollten, sondern welche Herausforderungen im Unternehmen SIE damit lösen können.“
Robin Mager, N-Ergie
Robin Mager, Geschäftsführer N-Ergie IT: „In 2018 erschließen wir für unseren Konzern konsequent weitere, skalierfähige, digitale Geschäftsmodelle. IT-Fähigkeiten schlüpfen in unserem Innovationsprozess dabei von der Neben- in die Hauptrolle. „Next Level of Innovation“ bedeutet für uns, dass wir von der N-ERGIE und VAG die Energie- und Mobilitätswende dezentral und digital vorantreiben."
Klaus Straub, BMW
Klaus Straub, CIO von BMW: „Neue Technologien sind für uns momentan besonders in den Bereichen AI, Big Data und Cloud von entscheidender Bedeutung. Aber wir prüfen genau wo wir investieren. Ein Beispiel ist das Thema Blockchain, bei dem wir auf Grund vielversprechender Use Cases entschieden haben zu investieren. Hier gibt es in der gesamten BMW Group zahlreiche Anwendungsfälle mit großem Potenzial."
Gerald Fehringer, QSC
Bei Gerald Fehringer, Leiter Multi-Cloud Consulting bei QSC ganz oben auf der Prioritäten-Liste: Die Radikalisierung der Applikationstransformation (Container-as-a-Service, Serverless) und der Multi Cloud Betrieb (smarter Management Layer, Kostentransparenz und Wahlfreiheit des Cloud Modells).
Martin Blach, Vodafone Group Services
Martin Blach, Head of Solution Design Group Data Center bei Vodafone Group Services: “Digitale Transformation ist das Top Thema in 2018. Im Fokus stehen die Umsetzung von Ende-zu-Ende-Automation, Robotics und die Transformation traditioneller Services in die Cloud. Agile Arbeitsmethoden werden auf breiter Basis umgesetzt, um schneller auf Kundenanforderungen reagieren zu können.“
Professor Gunter Dueck
Professor Gunter Dueck: "Viele CIOs sehen es sehr kritisch, wenn neben ihnen Chief Digital Officers, Inno-Labs, Digi-Design-Tanks und so weiter das Unternehmen retten sollen. Warum denn die, wo doch die Umsetzung am Ende doch an der IT hängen bleibt? Da stelle ich die Frage: Warum bilden sich solche Strukturen denn erst? Hätte nicht der CIO alles schon selbst initiieren können?"
Bettina Uhlich, Evonik
Bettina Uhlich, CIO von Evonik: „In unserem DigitalLab werden täglich Ideen geboren und agil entwickelt, Teams aus Business und IT Experten arbeiten schnell an Lösungen bis zu Prototypen. Der Weg vom Labor in operative Business Prozesse oder Geschäftsmodelle ist viel langsamer und endet oft vorher. The Next Level of Innovation muss 2018 ins Business führen."
Hubert Hoffmann, MSC
Hubert Hoffmann, CIO/CDO bei der MSC Germany S.A. & Co. KG.: „Mittels Digitalisierung neue Wege in der maritimen Welt zu erschließen und alte Denkmuster zu verlassen.“
Hans-Werner Feick, Kobaltblau
Hans-Werner Feick, Geschäftsführer von Kobaltblau: „Innovationen bringen erst dann einen Nutzen, wenn sie auch umgesetzt werden können. In Labs werden viele kreative Gedanken produziert, von denen der Großteil nie realisiert wird."
Christian Graszt, Knüppel Verpackungen
Christian H. Graszt, CIO von Knüppel Verpackungen: „Im Fernbereich ,Innovation-Scouting‘: Lassen sich Blockchain und KI mit unserem Geschäftsmodell verbinden und wie kommen wir dadurch zu echten Vorteilen im Business? Im Nahbereich die Auslotung der konkreten Möglichkeiten des in 2017 eingeführten SAP S/4 HANA, insbesondere in Bezug auf BI/Reporting über das Embedded Businesswarehouse und der FIORI-Apps.“
Kai Bender, Oliver Wyman
Kai Bender, Partner bei Oliver Wyman erläutert seine Prioritäten so: „2018 werden wir eine weitere Beschleunigung der Innovationsgeschwindigkeit in den Bereichen Künstliche Intelligenz und Machine Learning erleben. Die Priorität unserer Klienten – und damit auch unsere – liegt auf der praktischen Nutzbarmachung und dem Nachweis des messbaren Impacts, den diese Technologien auf das Tagesgeschäft haben."
Andres Dickehut, Consultix
Andres Dickehut, CEO von Consultix: "Unsere Prioritätenliste wird von den Herausforderungen dominiert, vor denen die komplette Branche steht: Datenschutz und die damit verbundenen Change Prozesse nachhaltig in alle Geschäftsabläufe zu integrieren. CRM, seine Systeme und Technologien müssen mit den neu gestellten Anforderungen an Compliance, Datenschutz und Datensicherheit zusammenwachsen."
Markus Warg, Signal Iduna
Markus Warg, IT-Vorstand der Signal Iduna: "Die Weiterentwicklung der Architektur unserer Service-Plattform SDA sowie der Aufbau von plattformbasierten Ökosystemen. SDA steht für Service Dominierte Architektur und diese Architektur haben wir auf einer open stack Plattform etabliert, um Offenheit, Unabhängigkeit und die Wiederverwendung von Lösungen sicherzustellen."
Heiko Packwitz, LHI
Heiko Packwitz, Chief Marketing & Communications Officer der Lufthansa Industry Solutions (LHI): "Den nächsten Level erreichen nur die Unternehmen, die es schaffen, den Prozess der Weiterentwicklung einer Innovation bis zur Enterprise Readiness zu bewältigen. Dabei gilt es, für jede Stufe den jeweiligen Fokus auf die Betreibbarkeit, User Experience, Sicherheit und so weiter zu setzen. Es geht also vor allem darum, Innovationen richtig zu managen und auch wirklich umzusetzen, und zwar unabhängig davon, um welche Technologie auf der Prioritätenliste es geht."
Julius Ganns, Vorwerk
Julius Ganns, Vice President Digital bei Vorwerk: "Vorwerks Strategie ,Embrace Home' richtet große Teile des Unternehmens noch stärker auf den Kunden aus. Im Zentrum stehen Innovation, ein Omni-Channel-Konzept mit unseren Beratern im Mittelpunkt, und der Ausbau unserer digitalen Lösungen. Teil dieser Strategie ist die Gründung des internen Joint Ventures „Vorwerk Digital“ – eine virtuelle Organisation, welche Digitale Transformation, Agilität, Kulturwandel, IT und Produktentwicklung zusammenführt."
Andreas Klein, Deloitte
Andreas Klein, Director Technology Advisory bei Deloitte: "Für die Umsetzung von Innovationen und die Begleitung der zugrundeliegenden digitalen Transformation, steht für uns klar der Aufsatz einer passenden „End-to-End“-Strategie im Vordergrund: Um die digitale Transformation erfolgreich zu gestalten und neueste Technologie-Trends ganzheitlich zu adressieren, ist es notwendig, über alle Dimensionen des Operating Models hinweg – vom kundenorientierten Front Office über Middle und Back Office Aktivitäten – technologieunterstütze Lösungen zu implementieren. Hier kann der CIO als Integrator zwischen unterschiedlichen Geschäftsbereichen agieren."
Güner Aksoy, Pure Storage
Güner Aksoy, Regional Sales Director Central Europe bei Pure Storage: "Daten sind das neue Öl, aber Informationen sind das neue Gold. Das bedeutet, dass Unternehmen nicht nur in der Lage sein müssen immense Datenmengen zu sammeln und zu speichern, sondern dass sie diese auch effizient verarbeiten müssen, sprich schnell, sicher und flexibel. Da sich der Trend weg von Cloud Computing-Architekturen und hin zum Edge Computing entwickelt, steigen die Anforderungen der Datenverarbeitung an die Infrastruktur noch stärker."
Fatmir Kqiku, DXC Technologies
Fatmir Kqiku, Robotics Advisory Leader Central+North Europe bei DXC Technology: "Die Roboter-Automation ist auf dem Sprung, das Backoffice zu erobern. Wie bereits bei der verarbeitenden Industrie werden wir dabei eine technologische Revolution erleben – ineffiziente Prozesse werden maschinell erledigt. Der Kollege Mensch wird künftig von langweiligen Routineaufgaben entlastet und kann sich verstärkt Aufgaben widmen, bei denen es auf menschliche Stärken entscheidend ankommt."
Christian Langer, Lufthansa
Christian Langer, Vice President Digital Strategy, Innovation and Transformation, Lufthansa Group, und Vice President Digital Fleet Solutions, Lufthansa Technik: "Was sind die Wachstumsinitiativen mit hohem Potenzial, die eines Tages zu neuen, eigenständigen Geschäftsbereichen werden könnten? Welche Chancen bietet die Verwandlung von internen (Planung-)Prozessen zu eigenständigen Geschäftsmodellen? Wie entwickeln wir die tägliche Arbeit mit einer experimentellen und iterativen Denkweise weiter? Und – welcher Input, welche Technologie, welche Konferenz und welcher Beraterbeitrag helfen wirklich weiter?"
Matthias Frühauf, Veeam
Matthias Frühauf, Director Technical Sales CEMEA bei Veeam: "Die Verfügbarkeit von Services – egal wo sie betreiben werden – ist ein Schlüsselelement für erfolgreiche Go-to-Market Strategien. Die Toleranz gegenüber Ausfällen ist gleich Null – egal ob bei Kunden, Usern oder Stakeholdern im eigenen Unternehmen."