Green-IT klappt nur mit Corporate Responsibility

Data Lifecycle Management und Virtualisierung sparen Strom

24.04.2009 von Nicolas Zeitler
Sollen Umweltprogramme in der IT erfolgreich sein, muss die Firmenleitung dahinter stehen. Sie muss Richtlinien für die Nachhaltigkeit erlassen. Anwendungen für die Überwachung des Energieverbrauchs fehlen oft noch.

Häufig wird Green-IT als hohle Phrase gescholten. Doch Umweltinitiativen in der Informationstechnologie können messbare Erfolge bringen, wie eine Befragung der Aberdeen Group unter rund 180 Führungskräften aus Unternehmen weltweit nahelegt. Alle haben nach eigenen Angaben bereits grüne Initiativen angestoßen. Die grünsten Firmen konnten Energie- und Platzverbrauch ihrer Rechenzentren demnach um jeweils fast ein Drittel senken. Die Anforderungen an Kühlanlagen und die Betriebskosten sanken um fast ein Viertel.

Lifecycle Management spart Strom
Am besten funktioniert Green-IT, wenn dahinter das ganze Unternehmen steht. Häufigster Treiber ist eine firmenweite Ansage zu verantwortungsvollem Handeln.
Die Unterschiede sind deutlich: Während ein Fünftel der Firmen 30 Prozent Energie im Rechenzentrum spart, hat sich bei anderen der Verbrauch sogar erhöht.
Virtualisierung ist der häufigste Ansatz der führenden Firmen.
Der Erfolg der Firmen, die bei Green-IT besonders gut abschneiden, kommt nicht von ungefähr. Das Schaubild zeigt, dass sie deutlich öfter auf effiziente Technik setzen als das Mittelfeld (Average) oder die Nachzügler (Laggard).
Modell eines mehrstufigen Datenablage-Systems. Die Informationen werden je nach ihrer Bedeutung verschiedenen Speichersystemen zugewiesen, die sich in ihrem Energiebedarf stark unterscheiden.

Zu dieser Spitzengruppe zählen die Marktforscher das Fünftel der untersuchten Firmen, das bei den vier abgefragten Werten am besten abschnitt. Im Mittelfeld, zu dem Aberdeen jedes zweite Unternehmen rechnet, sind die Erfolge schon deutlich geringer. Energieverbrauch und Platzbedarf der Rechenzentren konnten diese Betriebe um je vier Prozent zurückfahren, der Kühlbedarf sank um ein und die Betriebskosten um zwei Prozent.

Bei den verbleibenden dreißig Prozent ging der Schuss dagegen nach hinten los. Ihre Rechenzentren fressen vier Prozent mehr Strom, brauchen fünf Prozent mehr Fläche und verschlingen je acht Prozent mehr Kühlleistung und Geld, seit der CIO auf Green-IT setzt.

Entscheidend für Erfolg oder Misserfolg eines Umweltprogramms scheinen die Rahmenbedingungen und der Hintergedanke zu sein. So ist bei den erfolgreichsten Firmen der häufigste Antrieb für Green-IT ein firmenweites Programm für verantwortliches Handeln (Corporate Responsibility). Außerdem wollen die IT-Abteilungen dieser Unternehmen beim Thema Umweltschutz als führend wahrgenommen werden.

Nachhaltigkeits-Richtlinien und Vorgaben für die Effizienz der Rechenzentren gehören für die Mehrzahl der führenden IT-Umweltschützer dazu. Zwei Drittel arbeiten mit diesen Instrumenten. Drei von vier achten beim Kauf neuer Anlagen auf Nachhaltigkeit - im einzelnen auf Energiebedarf, verarbeitete Materialien und Langlebigkeit. Typisch für die Spitzengruppe ist auch, dass sie in den Rechenzentren nur Bausteine mit günstigem Energieverbrauch einsetzen und alternative Kühl- oder Stromversorgungs-Quellen nutzen.

Lifecycle Management soll Strom sparen

Mehr als zwei Drittel wollen mittels Data Lifecycle Management ihren Stromverbrauch senken. Der Grundgedanke dabei: Daten, die schnell gefunden werden müssen, um zum Beispiel in CRM- oder ERP-Systemen verwendet zu werden, werden in ständig verfügbaren Speichern abgelegt. Wenn Informationen mit zunehmendem Alter an Bedeutung verlieren, werden sie dann in dauerhafte Speichersysteme überführt. Diese MAID-Systeme (Massive array of idle disks) brauchen weniger Strom und Kühlung als schnell zugängliche Speicher.

Solche mehrstufigen Speichersysteme sind bei den anderen Firmen weit weniger verbreitet. Im Mittelfeld arbeiten damit 35 Prozent der Betriebe, die Schlusslichter haben sich dieses Prinzip zu 22 Prozent zu Eigen gemacht.

Virtualisierung ist die beliebteste Strategie

Virtualisierung ist für vier von zehn IT-Chefs bei den führenden 20 Prozent der Firmen ein Mittel, um Energie zu sparen. Unternehmensweite Richtlinien zum Umgang mit Energie gibt es in jedem dritten Betrieb. Konsolidierung der Rechenzentren ist für 28 Prozent ein Mittel, um dem Anspruch an Green-IT gerecht zu werden. 22 Prozent richten sich nach Best Practices, wie sie zum Beispiel die von Computerherstellern gegründete Organisation Green Grid erarbeitet hat. Für ebenso viele gehört die engagierte Kommunikation ihrer grünen Vorhaben nach außen fest zu Green-IT.

Unter anderem auf diesem Gebiet haben andere Firmen Nachholbedarf. Aberdeen zufolge muss Green-IT auf höchster Unternehmensebene eine Rolle spielen. Die Führung muss die Initiativen innerhalb des Betriebs stützen und auch hinter der Kommunikation nach außen stehen.

Grundsätzlich fehle vielen Unternehmen ein ganzheitlicher Ansatz, heißt es in der Studie. Nötig seien firmenweite Standards zur Nachhaltigkeit. An konkreten Maßnahmen für Energiesparen und damit Umweltschutz schlagen die Marktbeobachter den Firmen. Lifecycle Management und Server-Konsolidierung mittels Virtualisierung vor.

Den Energieverbrauch stärker überwachen

Auch der Spitzengruppe gibt Aberdeen noch Hausaufgaben: Diese Unternehmen sollten noch mehr Geld in effiziente Technik stecken. Außerdem könnten die Klassenbesten öfter Programme zur Überwachung ihres Energieverbrauchs einsetzen. Bisher tut das laut der Befragung nur jeder zweite.

Die Ergebnisse der Online-Befragung hat Aberdeen unter dem Titel "Going, Going, Green: Planning for the Green IT Ecosystem" veröffentlicht. Die Befragten arbeiten zu je einem knappen Viertel bei Firmen aus der Technologie- und Konsumgüterbranche. Mehr als die Hälfte hat ihren Sitz in den USA, 22 Prozent in Europa. Nach Umsatz betrachtet zählt der mit 45 Prozent größte Anteil der Firmen zu den kleineren Unternehmen mit bis zu 50 Millionen US-Dollar Umsatz jährlich. Bezogen auf die Mitarbeiterzahl überwiegen mit 41 Prozent Anteil die großen Firmen mit mehr als 1.000 Angestellten.

Die Veröffentlichung der Studie haben der Storage-Spezialist 3PAR und IBM finanziert.