Business-IT-Alignment verbessert sich nur langsam

Den CIO fragt niemand

17.12.2008 von Christiane Pütter
Kaum jeder dritte IT-Chef hat das letzte Wort bei IT-Investitionen. Dennoch macht ihn die Geschäftsleitung für das Gelingen von IT-Projekten verantwortlich. Auch weiß das Management bis heute nicht, wie die IT die Geschäftsziele unterstützen könnte. Das ergab eine Studie.

Es klingt paradox: IT-Entscheider sind für das Gelingen ihrer Projekte verantwortlich, bei strategischen Entscheidungen über IT-Investitionen dürfen sie aber nicht immer mitreden. Dennoch erwartet die Mehrheit der CIOs, dass ihre Rolle im kommenden Jahr mehr Gewicht erhält. Das geht aus einer Umfrage der Economist Intelligence Unit hervor.

Die Ergebnisse im Einzelnen: 46 Prozent der Befragten IT-Mitarbeiter geben an, bei IT-Projekten habe der CIO den Hut auf. 18 Prozent erklären, es sei der Geschäftsbereich, der das Projekt finanziert. Bei 14 Prozent ist es der Vorstand. Mit 21 Prozent sagt mehr als jeder Fünfte, die Verantwortung für das Gelingen des Projektes werde gemeinsam getragen.

Beim Geld hört die Gemeinsamkeit auf: Nicht einmal jeder dritte CIO (30 Prozent) hat das letzte Wort, wenn es um wichtige Entscheidungen über IT-Investitionen geht. Meist sind es die Unternehmensleitung (39 Prozent) oder der Vorstand (25 Prozent). Das soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Zahlen in einer vergleichbaren Umfrage im Jahr 2006 noch anders aussahen. Damals nannten nur 19 Prozent der befragten IT-ler den CIO, während die Unternehmensleitung auf 61 Prozent kam. Möglicherweise zeichnet sich eine Kräfteverschiebung ab.

27 Prozent der IT-ler glauben denn auch, dass ihre Arbeit innerhalb des kommenden Jahres "höchstwahrscheinlich" mehr Bedeutung erhält (2006: 19 Prozent). 42 Prozent halten das für "einigermaßen wahrscheinlich" (2006: 47 Prozent). Mit 24 Prozent gibt nur knapp jeder Vierte zu Protokoll, das sei "einigermaßen unwahrscheinlich" (2006: 22 Prozent).

Die Autoren der Studie wollten außerdem wissen, wo der CIO innerhalb des Unternehmens angesiedelt ist. Auch hier zeigen sich Veränderungen. So untersteht der CIO in 43 Prozent der Fälle dem Geschäftsführer/Vorstand. Vor zwei Jahren waren es noch 59 Prozent. Jetzt nennen 24 Prozent den Finanzvorstand und 23 Prozent den Chief Operating Officer (COO). 2006 kamen diese nur auf 17 (CFO) und 19 Prozent (COO).

Als wichtigstes IT-Ziel für die kommenden drei Jahre gilt die Optimierung von IT-Prozessen. Das erklären 55 Prozent der befragten IT-ler (2006: 64 Prozent). Es folgen mit 42 Prozent der Abbau von Ressourcen/Kosten (2006: 33 Prozent). Auf den Plätzen drei, vier und fünf fast gleichauf: die Implementierung standardisierter Arbeitsprozesse gemäß der IT Infrastructure Library (ITIL) mit 22 Prozent (2006: 24 Prozent) sowie Virtualisierung mit 21 Prozent (2006: 22 Prozent) und Konsolidierung des Rechenzentrums mit 20 Prozent (2006: 21 Prozent).

Darüberhinaus geht es in der Analyse um das Zusammenspiel zwischen IT einerseits und Business andererseits. Dazu wurden nicht nur IT-Mitarbeiter befragt, sondern auch Teilnehmer aus dem Business, um die Antworten zu vergleichen. Die Diskrepanz ist nicht groß. 54 Prozent der IT-ler erklären, die IT-Ziele seien "gut" an den Geschäftszielen des Unternehmens ausgerichtet, und 42 Prozent der anderen Befragten stimmen zu. 38 Prozent der IT-ler bescheinigen, die Ziele seien "einigermaßen" ausgerichtet, was 45 Prozent der Business-Teilnehmer bestätigen.

Die Führungsriege muss die Hausaufgaben machen

Bei der Frage nach den Hürden, die IT-Alignment zu nehmen hat, setzen IT-ler und Nicht-IT-ler jeweils denselben Punkt ganz oben auf die Liste: Führungskräfte verstehen nicht, wie die IT die Geschäftsziele unterstützen sollte (IT: 62 Prozent, Andere: 46 Prozent).

Als Punkt zwei geben IT-ler an, es mangele an Zusammenarbeit zwischen IT und anderen Abteilungen (43 Prozent der Nennungen). Hier gehen die Einschätzungen auseinander, denn unter den anderen Befragten sagen das nur 35 Prozent. Vier Prozent mehr von ihnen führen an, die IT verstehe ihrerseits nicht, wie sie das Business unterstützen kann.

Schließlich haben die Analysten erfragt, wie der Erfolg der IT gemessen wird. Dazu die Angaben der IT-ler: Entscheidend ist der Beitrag zur Fähigkeit des Unternehmens, Kosten zu kontrollieren oder zu senken (47 Prozent). Es folgen die Rentabilität von IT-Investitionen (43 Prozent) sowie der Beitrag zum Umsatzwachstum (42 Prozent) und die ausfallsfreie Betriebszeit (40 Prozent). Nicht einmal jeder Dritte (31 Prozent) erklärt, die IT werde nur als Kostenstelle gemessen.

IT-Manager und Business-Manager

Schlussfolgerung der Studienautoren: IT- und Business-Manager bewegen sich aufeinander zu. Es sei aber "noch viel Arbeit erforderlich", um die Abstimmung zwischen den verschiedenen Welten zu verbessern. Dreh- und Angelpunkt ist dabei die Kommunikation.

Die Economist Intelligence Unit hat für die Studie "Aligning IT und Business - Wie können bestehende Lücken geschlossen werden?" in Zusammenarbeit mit BMC Software weltweit 452 Teilnehmer befragt (169 in Europa, 116 in Nordamerika, 129 im asiatisch-pazifischen Raum und 38 im übrigen Teil der Welt).