Integration von Personal Cloud und Enterprise Apps

Der CIO als Verzahner

10.09.2013 von Werner Kurzlechner
Weitreichende Integrationsaufgaben werden die Arbeit der CIOs in den kommenden Jahren prägen. Es gelte, die persönlichen Cloud-Services der Mitarbeiter mit den Firmenanwendungen zu vernetzen, so Forrester Research. Das Vorbild dafür gibt der B2B-Bereich ab.
Forrester rät zur Integration von Services aus der Personal Cloud und Firmen-Anwendungen.
Foto: Sashkin/Fotolia.com

Über den IT-Himmel ziehen viele Wolken – und die sind aus ganz unterschiedlichem Stoff. Aus Sicht der Unternehmens-IT denkt man da zunächst an die eigenen Projekte in der Private Cloud, in der Public Cloud oder in einer gemischten Hybrid Cloud. Nicht vergessen sollte man allerdings die Personal Clouds: die von den Mitarbeitern zu privaten, aber eben auch beruflichen Zwecken genutzten Services aus der Wolke, mit denen sich CIOs angesichts der unaufhaltsamen Konsumerisierung der IT ebenfalls beschäftigen müssen. Forrester Research geht davon aus, dass ein Thema schon jetzt unbedingt auf die Agenda der IT-Chefs gehört: die Integration von Personal Cloud Services und Enterprise Apps.

Dienste würden derzeit noch oft als Consumer-Technologien wahrgenommen, deren Nutzung am Arbeitsplatz man als CIO am besten unterbindet, konstatiert Forrester-Analyst Frank E. Gillett. Diese auf umfassender Kontrolle durch die IT basierende Herangehensweise hält Forrester jedoch für überholt. Klüger ist es nach Meinung der Analysten, auf Integration mit den eigenen Anwendungen zu setzen. „Wir prognostizieren letztlich, dass die IT Verbindungen im Stile von Application Programming Interfaces (APIs) mit den Personal Cloud Services der Mitarbeiter schaffen wird", schreibt Gillett in einer aktuellen Studie. Ein Vorbild dafür liefere die B2B-Integration.

Problemfeld Compliance

Das Ausgangsproblem wurzelt nach Einschätzung von Forrester darin, dass Mitarbeiter – auch in Schlüsselpositionen – immer häufiger mit einer Vielzahl von firmeneigenen und privaten Endgeräten arbeiten und dabei eine Fülle von Cloud-Diensten verwenden, die den Usern nützlich erscheinen und durch den Hausgebrauch vertraut sind. Das kollidiert indes mit Kernaufgaben der Firmen-IT, insbesondere hinsichtlich Compliance und Datensicherheit. Erste Abhilfe schaffen laut Forrester Enterprise File Sharing Services. Unter anderem Microsoft bietet diese Möglichkeit mit SkyDrive Pro.

Mit derartigen Tools lässt sich nach Ansicht von Forrester Research schon einmal verhindern, dass geschäftskritische Unternehmensdaten in Personal Clouds gespeichert werden. Wichtig ist das besonders dann, wenn dieses Material strengen Compliance-Regeln unterliegt. Mit Hilfe solcher Lösungen lässt sich auch verfolgen, wer wann auf Daten, Inhalte und Apps zugreift. Möglich ist auch das Säubern mobiler Endgeräte.

Alleine reicht das laut Forrester-Studie aber nicht aus, um die künftigen Herausforderungen zu meistern. Denn es gilt, ein enorme Menge und Vielfalt an digitalen Informationen der Mitarbeiter in die Firmensysteme zu integrieren. Vor diesem Hintergrund müssten sich CIOs unter anderem darauf vorbereiten, Identitäts- und Zugangsdaten über verschiedene Geräte und Cloud Services hinweg zu managen, so Gillett. Software-Architekten arbeiten demnach bereits an Single Sign-On-Lösungen für Web- und Cloud-Applikationen. Daneben gilt es, spezielle Settings so zu konfigurieren und bereitzustellen, dass die User sie mit diversen Geräten und via Web Browser aufrufen können. Richtlinien und Security-Maßnahmen sollten künftig auch so ausgearbeitet sein, dass sie für unterschiedlichste Apps und Datei-Systeme greifen.

Analysten-Lob für Evernote

Zur Bewältigung dieser Aufgaben stehen nach Einschätzung von Forrester bereits gute technische Lösungen zur Verfügung. Gillett nennt hier Modelle für eine Containerisierung von Firmendaten in der Cloud. Besonderen Gefallen findet bei Gillett auch eine Innovation im Betriebssystem Windows 8 von Microsoft: der duale Login für Windows und Office. Die User können sich von Microsoft mit einer Account Online Identity ausstatten lassen. Dadurch ist es möglich, sich entweder mit privatem oder mit dienstlichem Account einzuloggen. Unabhängig vom gerade genutzten Gerät steht so jederzeit das benötigte App-Setup bereit.

„Die Leute fangen damit an, eine breite Palette an Datentypen und Applikationen zu digitalisieren", fasst Gillett zusammen. „Unternehmen und Mitarbeiter werden die gemeinsame Schnittmenge zu managen haben."

Langfristig werden CIOs und ihre Architekten laut Forrester ihre Systeme mit den persönlichen Accounts ihrer Mitarbeiter zum Beispiel bei LinkedIn, Facebook und Google verzahnen müssen. Darüber hinaus geht Gillett von einem integrierten und automatisierten Informationsaustausch mit Banken sowie Renten-, Finanz- und Gesundheitsbehörden aus. Der direkte Datenfluss zu diesen Institutionen werde sich zum unvermeidlichen Teil der Beziehung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer entwickeln.

Daraus ergibt sich beinahe zwangsläufig eine weitere Veränderung: Nach Einschätzung des Analysten wird es notwendig sein, einen digitalen Informationsaustausch auch mit ehemaligen Mitarbeitern zu pflegen. „Auch wenn jemand das Unternehmen verlässt, bestehen lebenslange digitale Verbindungen", heißt es in der Studie. Damit sind beispielsweise Daten gemeint, die Renten- und andere Versicherungsansprüche dokumentieren. Unverzichtbar sind für Forrester auch feinere Zugangskontrollen und Richtlinien für die Datenobjekte, mit denen Mitarbeiter arbeiten.

In der Pflicht sieht Analyst Gillett aber auch die Software-Anbieter. Container-Lösungen seien mit Volldampf zu entwickeln, Betriebssysteme müssten künftig einen vertieften Support für Policy-Kontrollen auf Objektebene bieten. Nach Einschätzung von Forrester Research wird das allerdings jahrelange Arbeit benötigen. Ferner könnten detaillierte Mitarbeiterdaten stärker in den Enterprise App-Plattformen von beispielsweise Microsoft verankert werden. „Firmenanwendungen und die App-Plattformen, auf die sie gebaut sind, werden ausgebaut", prognostiziert Gillett. „Sie werden sehr viel mehr über die Mitarbeiter verraten, die mit diesen Systemen arbeiten und Werte in ihren Arbeitsprozessen schaffen."