40 Technologien

Der Gartner Hype Cycle Digital Workplace 2018

29.10.2018 von Christiane Pütter
Nicht mehr der Anwender lernt, wie eine Oberfläche funktioniert, sondern der Chatbot lernt, was der User will. Die Marktforscher untersuchen 40 Technologien und identifizieren sieben Trends.
  • Die kommenden zwei bis fünf Jahre drehen sich um Spracherkennung, Chatbots, virtuelle Assistenten, Augmented Analytics, Personal Analytics, Citizen Data Science und Adaptive Learning Platforms
  • Unternehmen, die noch keine Künstliche Intelligenz (KI) im Mitarbeiter- und Kundenkontakt einsetzen, sollten KI jetzt angehen

Das vielzitierte Motto vom "Menschen im Mittelpunkt" setzen Unternehmen am Arbeitsplatz immer stärker um, bestätigt der US-Marktforscher Gartner im "2018 hype cycle for the digital workplace". Darin untersuchen die Marktforscher den Einfluss von 40 verschiedenen Technologien. Sie leiten daraus für die kommenden zwei bis fünf Jahre sieben Trends ab.

Der Marktforscher Gartner untersucht in seinem Hype Cycle for the digital workplace, welche Technologien das Arbeitsleben beeinflussen.
Foto: Gartner

Gartner analysiert jedes Jahr neu aufkommende Technologien und ordnet sie auf dem sogenannten Hype Cycle an. Dieser besteht aus fünf Phasen: Zunächst stellt eine Technologie eine Innovation dar. In der zweiten Phase erreicht sie "den Gipfel überzogener Erwartungen", um anschließend eine Phase der Desillusionierung zu durchlaufen. Phase vier ist die Zeit der Aufklärung, danach entfaltet die Technologie das Maximum ihrer Produktivität.

Die sieben trendigen Technologien im Einzelnen:

1. Spracherkennung

Spracherkennung ermöglicht Anwendern die Nutzung, ohne eine Tastatur anzufassen. Insbesondere VPA-Lautsprecher (Virtueller persönlicher Assistent) verhelfen Spracherkennung zum Durchbruch. Damit sind zwei weitere Trends berührt, nämlich Chatbots und virtuelle persönliche Assistenten.

2. Chatbots

Noch setzen erst vier Prozent der Unternehmen Chatbots im Rahmen von "Konversations-Schnittstellen" (conversational interfaces) ein. In Gartners "2018 CIO Survey" geben aber 38 Prozent an, nachziehen zu wollen. Zwar gilt Kundenservice als Haupteinsatzzweck von Chatbots, doch die Technologie hilft auch Sachbearbeitern. Müssen diese bisher lernen, wie eine Oberfläche funktioniert, sollen sich Chatbots künftig an den Bedürfnissen des Anwenders orientieren. Das fördert nicht nur die firmenweite Zusammenarbeit, sondern unterstützt neue Mitarbeiter beim Onboarding und alle Kollegen bei der Weiterqualifizierung.

3. Virtuelle Assistenten

Zwar werden virtuelle Assistenten die derzeitigen überzogenen Erwartungen nicht erfüllen können, dennoch entfaltet sich in den kommenden zwei bis fünf Jahren ihre positive Wirkung. Gartner hält die verfügbaren Lösungen für ausgereift. Als Anbieter nennen die Marktforscher Amazon, Apple, Google, IBM, IPsoft, Microsoft sowie Nuance und Oracle.

Gartner Hype Cycle for Emerging Technologies - 2005 bis 2018
2005
Bereits 2005 sieht Gartner das Thema "Augmented Reality" als ein mittelfristig wichtiges an und sagt voraus, dass es binnen fünf bis zehn Jahren - also spätestens 2015 - seinen Höhepunkt in der öffentlichen Wahrnehmung erreichen werde.
2006
Der Tablet-PC macht sich 2006 auf seinen Weg durch den Trend-Zyklus und verschwindet erst 2010, nachdem Apple das erste iPad vorstellt und ihn damit zu einem Massenprodukt macht.
2007
In diesem Hype Cycle taucht erstmals der 3D-Druck auf, der sich heute langsam auf dem Weg in die breite Anerkennung befindet.
2008
Es beginnt die Zeit des Cloud Computing - kaum ein anderer Begriff wird die IT-Branche in den folgenden Jahren so prägen. Heute - sechs Jahre später - ist die Wolke im "Tal der Desillusionierung" angekommen, wie auch der unten verlinkte Beitrag zeigt.
2009
Seit Jahren schon befindet sich das "Quantencomputing" im Bereich "Technology Trigger" mit der Aussicht, erst in ferner Zukunft wirklich relevant zu werden. Das war schon 2005 so und ist es bis heute.
2010
Das Internet-Fernsehen sollte diesem Hype Cycle nach bis spätestens 2020 ganz groß rauskommen. Mediatheken, Youtube und Streaming-Platformen befeuern diesen Trend, der sich derzeit auf dem Weg in die Massentauglichkeit befindet.
2011
Das Thema "Virtuelle Welten" beschäftigt Gartner seit dem Trend um Second Lífe in den Jahren 2007 und 2008. Ab 2012 hält es als "Virtual Reality" Einzug ins "Tal der Desillusionierung", wo es bis heute verharrt.
2012
Nachdem es viele Jahre lang eher ein nicht greifbarer Trend gewesen ist, sind die "Predictive Analytics" spätestens 2012 auf dem "Plateau der Produktivität" angekommen.
2013
In-Memory-Computing hat sich nach seinem Peak im Jahr 2011 aufgemacht, die überzogenen Erwartungen an die Datenverarbeitung direkt im Hauptspeicher ein wenig zu dämpfen - der produktive Einsatz kommt näher.
2015
Der Hype Cycle 2015 nimmt 37 Technologietrends unter die Lupe. Im Internet of Things bekommen CIOs nun künftig eine neue Kundengruppe: Dinge wie Roboter und smarte Maschinen. Big Data und In-Memory findet man allerdings nicht mehr in der Kurve, diese Technologien hält Gartner inzwischen für etabliert.
2016
Während sich Augmented und Virtual Reality im Jahr 2016 langsam in den Produktivbereich entwickeln, erlebt die Blockchain-Technologie einen rasanten Aufstieg. Machine Learning und Software-defined Security befinden sich auf dem Höhepunkt der übertriebenen Erwartungen.
2017
Die Blockchain spielt auch 2017 eine Rolle - allerdings geht es jetzt um die überzogenen Erwartungen an die neuartige Datenbank. Während es vor zehn Jahren (2007) noch um 3D-Druck ging, schreibt Gartner jetzt über 4D-Druck.
2018
2018 sieht Gartner den Hype Cycle im Mega-Trend Mensch und Maschine. Die Grenzen zwischen beiden verschwimmen, so die Analysten. Daher geht es etwa um Neuromorphic Hardware und Brain-Computer Interfaces.
2019
Das Zusammenspiel von Mensch und Maschine sowie die Einbindung Künstlicher Intelligenz stehen im Fokus von Gartners Hype Cycle for emerging Technologies 2019. Die US-Marktforscher geben für die kommenden zehn Jahre Prognosen für 29 Technologie-Trends ab.
2020
Im Hype Cycle for Emerging Technologies 2020 hat Gartner aus über 1.700 Technologien jene 30 herausgefiltert, die aus Sicht der Analysten das größte Transformationspotenzial für Gesellschaft und Wirtschaft bieten und einen hohen Nutzen versprechen. Dazu zählen in diesem Jahr unter anderem Technologien, die es Unternehmen erlauben, ihren Betrieb zu modularisieren, die das Vertrauen der Gesellschaft in Technologie wiederherstellen sollen und die den Zustand des menschlichen Gehirns verändern können.
2021
KI, Blockchain, digitale Menschen: Die Marktforscher von Gartner sagen, welche Technologien Gesellschaft und Wirtschaft in ein paar Jahren auf den Kopf stellen könnten.
2022
Zum Auftakt ihres IT Symposiums/Xpo in den USA haben die Analysten von Gartner die aus ihrer Sicht wichtigsten Technologietrends veröffentlicht, mit denen sich Unternehmen beschäftigen sollten.
2023
Dass KI ein Trendthema ist, ist uns allen bewusst. Für Gartner hat KI zudem das Potenzial in den nächsten zwei bis fünf Jahren einen transformativen Mehrwert zu erzielen.

4. Augmented Analytics

Noch gelten Augmented Analytics als Innovation. Laut Gartner gehören sie in jede Digitalisierungsstrategie. Augmented Analytics arbeiten mit automatisiertem Machine Learning, um Daten aufzubereiten. Gartner siedelt die Technologie im Bereich Data Science an. Der Markt dafür sei erst zu fünf bis 20 Prozent erschlossen, schätzen die Forscher.

5. Personal Analytics

Personal Analytics, die beispielsweise das Verhalten von Kunden vorhersagen sollen, sind im Hype Cycle bereits eine Station weiter gereist als Augmented Analytics. Sie haben die Phase der überzogenen Erwartungen hinter sich gelassen. Dennoch sieht Gartner erst ein bis fünf Prozent des Marktes erreicht, die Lösungen sind noch wenig ausgereift.

6. Citizen Data Science

Augmented und Personal Analytics bilden die Grundlage von Citizen Data Science. Darunter versteht Gartner die wachsende Kompetenz jeden Bürgers im Umgang mit Daten, ganz unabhängig von konkreten beruflichen Positionen. Das liegt nicht nur an den Kenntnissen, die sich die Menschen aneignen, sondern auch an nutzerfreundlichen Tools, die ihnen zur Verfügung stehen.

Natürlich kommt das auch den Unternehmen zugute, da ihre Wissensarbeiter diese Kompetenz brauchen. Gartner erwartet, dass um das Jahr 2020 herum mehr als 40 Prozent der Aufgaben von heutigen Data Scientists automatisiert erledigt werden.

7. Adaptive Learning Platforms

Adaptive Learning Plattformen präsentieren Informationen so, wie sie der jeweilige Nutzer am besten umsetzen kann. Salopp gesagt: Sie sollen jedem Mitarbeiter dabei helfen, das Beste aus sich herauszuholen. Damit können sie für Unternehmen von sehr großem Nutzen sein, ihre Implementierung gestaltet sich aber schwierig, wie Gartner betont. Um die erwünschten Effekte zu erzielen, müssen sie anhand sehr vieler Daten trainiert haben.

Den gemeinsamen Nenner aller 40 Technologien rund um den digitalen Arbeitsplatz sieht Gartner in der ständigen Weiterentwicklung der Belegschaft. Die Mitarbeiter müssen immer wieder lernen, mit neuen Tools umzugehen. Das ist kein Selbstzweck, sondern kreist um die möglichst intelligente Nutzung von Daten. Hier spielt neben Lernfähigkeit und Lernwilligkeit auch Kreativität eine Rolle, betonen die Analysten.