IT-Prognose von Deloitte für 2012

Der Trend geht zum Zweit-Tablet

27.01.2012 von Werner Kurzlechner
Ein großes für Analysen, ein kleines zum Lesen - so nutzen laut Deloitte immer mehr Menschen Tablets. Weitere Trends: Billig-Smartphones und Big-Data-Projekte.
Im Trend: kleine und leichte Tablets wie das Viewpad von Viewsonic. Es wiegt nicht einmal 400 Gramm.
Foto: Viewsonic

Zweitauto war früher – jetzt geht der Trend zum Zweit-Tablet. Das jedenfalls ist eine der Vorhersagen, die Deloitte für 2012 im Bereich Technologie und Medien trifft. Billig-Smartphones sind nach Ansicht der Berater ebenfalls im Kommen. Im Business-Bereich bricht laut Deloitte zumindest die Pilotierungsphase für das Megathema Big Data an.

„Die Zahl der verkauften Tablets wird sich innerhalb der kommenden vier Jahre in Deutschland vervierfachen“, sagt Deloitte-Partner Andreas Gentner. Weltweit stellen die Besitzer mehrerer Tablet-Rechner eine kleine, aber wachsende Minderheit dar. Jedes 20. in diesem Jahr verkaufte Tablet geht laut Studie an Personen oder Haushalte, die bereits über ein solches Gerät verfügen. Trifft das so ein, handelt es sich um etwa fünf Millionen Stück im Wert von mehr als anderthalb Milliarden US-Dollar.

Kleine Tablets zum Lesen und Anschauen von Fotos

Nach Deloitte-Einschätzung ist dies eine Folge der zunehmenden Differenzierung auf dem jungen Markt. Bislang maßen Tablets fast durchweg 10 Zoll. Inzwischen gibt es immer kleinere Mini-Rechner sowie Unterschiede bei Prozessoren, Betriebssystemen und Vertriebsmodellen. Deloitte geht davon aus, dass 2012 einige Dutzend Millionen 5- und 7-Zoll-Tablets verkauft werden. Die Dinger sind nach Einschätzung der Berater in der Regel für 100 bis 200 Dollar zu haben – deutlich günstiger also als ihre größeren Konkurrenten, attraktiv auch für Besitzer eines 10-Zoll-Tablets und somit ein echter Wachstumstreiber.

Das sei vor allem so, weil sich unterschiedliche Tablets für unterschiedlichen Gebrauch eigneten. „Kleinere Tablets dürften häufig zum Lesen von Büchern, zur Nutzung von Phone-Apps, zum Anschauen von Fotos mit Freunden und Familie und zum Checken der E-Mails dienen“, heißt es in der Studie. Wegen der geringeren Prozessorleistung seien sie hingegen weniger nützlich beim Surfen im Internet, Lesen von Business-Dokumenten, Analysieren von Daten oder bei der Textverarbeitung.

Die angesagtesten Tablets und E-Reader
Apple iPad 2
Das iPad2 steht sicherlich auf vielen Wunschzetteln ganz weit oben. Die US-Marktforscher von iSupply geben eine verblüffend einfache Antwort auf die Frage nach dem Erfolg des iPads: Das Konzept des iPads, so das Fazit eines Vergleichs von insgesamt acht Tablet-PCs, sei einfach besser. Betriebssystem: iOS 4.x; Display: 9,7 Zoll; Kosten: ab 479 Euro
Samsung Galaxy 10.1N
Im November hat Samsung eine neue Version seines Tablets vorgestellt, die das Verkaufsverbot in Deutschland mit einem veränderten Design umgehen soll. Das Vorgängermodell Samsung Galaxy Tab 10.1 darf in Deutschland von Samsung nicht mehr verkauft werden, da es laut einer Entscheidung des Landgerichts Düsseldorf dem von Apple geschützten Design des iPads zu sehr ähnelt. Betriebssystem: Android 3.2; Display: 25,65 cm in der Diagonale; Kosten: 629 Euro
Toshiba AT100
Das Toshiba-Tablet wirbt besonders mit seiner Multimedia-Qualität, die Auflösung von Fotos und Filmen soll fast auf HD-Niveau liegen. Betriebssystem: Android 3.1; Display: 10,1 Zoll; Kosten: 449 Euro Preisempfehlung von Toshiba
BlackBerry Playbook
In den USA und Kanada startete Hersteller RIM Ende November eine Sonderaktion, um den schleppenden Verkauf des Playbooks anzukurbeln. Für begrenzte Zeit soll das Gerät für weniger als die Hälfte des Listenpreises verkauft werden. Ob es die Tablets auch in Deutschland zu diesem Preis geben wird, war noch nicht bekannt. Betriebssystem: eigenes; Display: 7 Zoll; Kosten: 398,90 Euro über Amazon
Motorola Xoom
Mit Widescreen HD-Bildschirm und Dual-Core-Prozessor will das Motorola Xoom ein Tablet für Beruf und Freizeit sein. Betriebssystem: Android; Display: 10,1 Zoll; Kosten: 439 Euro über Amazon (mit Wifi und 3G)
Amazon Kindle Fire
In den USA hat Amazon den Kindle Fire für 199 US-Dollar auf den Markt gebracht. Anders als die bekannten Kindle-Modelle hat Fire ein Touchscreen, ein großes Softwareangebot und ist so nicht nur E-Reader sondern Tablet-Konkurrent. Derzeit ist das Gerät allerdings nur in den USA erhältlich. Betriebssystem: Android; Display: 7 Zoll; Kosten: 199 US-Dollar (in den USA)
Kindle E-Reader
Den Kindle Fire kann man in Deutschland zwar nicht kaufen, dafür aber zum Beispiel den Kindle E-Reader. Das Gerät wiegt nur 170 Gramm und ist bei gleicher Display-Größe knapp 20 Prozent kleiner als frühere Modelle. Display: 6 Zoll; Kosten: 99 Euro;
Sony Reader
Ein Konkurrent zum Kindle ist der E-Reader von Sony. Der Bildschirm ist ein Touchscreen, zum Umblättern wischt man wie beim iPad über das Display. Auf dem Reader sind zwölf Wörterbücher vorinstalliert und mit der Audiowiedergabe kann man während dem Lesen Musik hören. Display: 6 Zoll; Kosten: 149 Euro
Trekstor E-Reader 3.0
Zusätzlich zu Textdateien unterstützt der E-Reader 3.0 von Trekstor Audio- und Bildformate und verfügt über ein beleuchtetes Farbdisplay. Mit knapp 60 Euro ist das Gerät deutlich günstiger als seine Konkurrenten. Das Display vom Konkurrenten Kindle ist mit seiner E-Ink-Technologie aber augenschonender, berichten Tester und Nutzer. Display: 7 Zoll; Kosten: 59,99 Euro bei Hugendubel
Bookeen Cybook Opus
Das Cybook Opus von Bookeen verfügt über ein E-Ink-Display. Weil das Gerät so klein ist, kann man es auch bequem nur mit einer Hand bedienen. Mit einem eingebauten Lagesensor erkennt das Gerät seine Ausrichtung und wechselt in der Schriftausrichtung automatisch zwischen Hoch- und Querformat. Display: 5 Zoll; Kosten: ab 119,99 Euro bei Hugendubel

Deloitte geht davon aus, dass immer mehr Tablets zu den Herstellungskosten oder darunter angeboten werden. Verdient werden solle nicht mit der Hardware, sondern mit den dafür angebotenen Dienstleistungen. Ein zusätzlicher Treiber für den Markt komme aus dem Unternehmensbereich. Aus Sicherheits- und Kompatibilitätserwägungen drängten Firmen ihre Mitarbeiter zum Gebrauch einheitlicher Endgeräte. Damit würde logischerweise ein weiterer Schub bei den Tablet-Verkäufen einhergehen.

500 Millionen Billig-Smartphones

Eine ähnliche Entwicklung prognostiziert Deloitte für den Smartphone-Markt. Ende des Jahres sind demnach weltweit 500 Millionen Billig-Smartphones in Gebrauch, die um die 100 Dollar kosten und weniger Power und Funktionalitäten bieten als andere Geräte. Aus Verbrauchersicht sei ein Handy oft schon dann „smart“, wenn es einen Touch-Screen oder eine vollständige Tastatur beinhalte. Für viele Konsumenten stelle ein 100 Dollar-Smartphone gewissermaßen die höherwertige Version eines üblichen Mobiltelefons dar, so Deloitte.

300 Millionen Schmalspur-Smartphones werden laut Deloitte-Prognose in diesem Jahr weltweit verkauft. Das entspreche einem Fünftel der Gesamtstückzahl. Statt 3G werde die Konnektivität eher über GPRS oder EDGE hergestellt; für den Prozessor müssten 200 bis 600 MHz genügen; das Betriebssystem sei häufig geschlossen. Nach Ansicht von Deloitte stören solche Einschränkungen beim App-Download die anvisierte Zielgruppe aber nicht. Für die Kunden seien eher die Fortschritte gegenüber ihren bisherigen Handys relevant.

2012 also eine einzige Verschlankungskur? Keineswegs, jedenfalls nicht im Bereich der Unternehmens-IT. Hier macht Deloitte Big Data als beherrschendes Trend-Thema aus. Die Zeichen stünden hier auf Wachstum und Marktdurchdringung. 2009 noch habe es erst eine Handvoll Big-Data-Projekte mit einem Volumen von zusammen nicht einmal 100 Million Dollar gegeben. In diesem Jahr bewegten sich die Umsätze demgegenüber bereits bei über einer Milliarde Dollar.

Ende des Jahres werde fast jedes der Fortune500-Unternehmen mindestens eine Big Data-Initiative am Laufen haben, vermuten die Analysten. Allerdings gehe es 2012 vorwiegend um Pilotierung. Große Big Data-Projekte über ein Datenvolumen von 10 Petabyte und mehr werde es weltweit nicht einmal 50 Stück geben.

Hinter dem Hype-Thema „Big Data“ steht bekanntlich der Umstand, dass die traditionellen Data Warehouses inzwischen regelrecht mit Daten überflutet werden, Firmen deren Analyse auf alten Pfaden kaum noch in den Griff bekommen und die Anbieter auf das Problem mit neuen Tools reagieren. Nicht jedes Unternehmen ist indes davon betroffen. Deloitte sieht neben Internet-Firmen den öffentlichen Sektor, Finanzdienstleister, Handelsunternehmen sowie die Unterhaltungs- und Medienbranche als Vorreiter.

270 Milliarden Dollar für Enterprise-Software

Moderates Wachstum vorausgesetzt prognostizieren die Berater für dieses Jahr weltweit Ausgaben in Höhe von 270 Milliarden Dollar für Enterprise-Software. Davon 70 Milliarden entfallen laut Deloitte auf die Märkte für Datenbank-Management-Systeme, Enterprise Resource Planning (ERP) und Business Intelligence (BI).

Die Studie "Technology, Media & Telecommunications Predictions 2012" ist bei Deloitte erhältlich.