Den Gürtel weiter schnallen

Deutsche CIOs stecken mehr Geld in ihre IT

09.05.2007 von Andreas Schaffry
Nach Jahren des Darbens erwarten IT-Leiter aufgrund der guten konjunkturellen Lage im Jahr 2007 wieder ein fettes Jahr, was die Höhe ihrer IT-Budgets betrifft. Dies gilt sowohl für den Mittelstand als auch für große Unternehmen. Für den Gesamtmarkt wird eine Steigerung erwartet, die auf dem höchsten Niveau innerhalb der letzten vier Jahre ist. SAP-Anwender sind in ihren Erwartungen etwas pessimistischer als Non-SAP-Anwender. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Untersuchung des IT-Marktforschers RM Consult.
Kleine und mittelständische Unternehmen haben im Jahr 2007 deutlich höhere IT-Budgets als Großunternehmen.

Verglichen mit den letzten Jahren sind die Aussichten für 2007 sehr gut. Verantwortlich hierfür ist die derzeit gute wirtschaftliche Lage der Unternehmen in Deutschland. Zum Vergleich: Noch im Jahr 2005 erwarteten die Befragten aufgrund des negativen konjunkturellen Umfelds stagnierende beziehungsweise rückläufige IT-Budgets für das Jahr 2006.

De facto stiegen die Ausgaben für die IT dank des unerwarteten Aufschwungs im letzten Jahr um 4,2 Prozent an. Das hat auch Auswirkungen auf die Aussichten für das Jahr 2007, denn verantwortliche IT-Leiter erwarten einen Erhöhung ihrer Budgets von 1,3 Prozent. Das ist den Marktforschern zufolge der höchste Erwartungswert innerhalb der letzten vier Jahre.

SAP-Anwender sind pessimistischer

Die Untersuchung hat dabei vor allem die Erwartungen von SAP-Anwendern und Nicht-SAP-Anwendern miteinander verglichen. Hier setzt sich ein Trend der vergangenen Jahre fort, wonach SAP-Kunden in ihren Erwartungen etwas pessimistischer sind als Non-SAP-Kunden.

Bei den Non-SAP-Anwendern erwarten sowohl kleine und mittelständische als auch große Unternehmen ein Budget-Plus. Firmen mit weniger als 50 Mitarbeitern rechnen mit einer Erhöhung von 3,2 Prozent, Betriebe mit 100 bis 199 Mitarbeitern sogar von 3,8 Prozent. Auffallend ist, dass bei den Non-SAP-Anwendern auch größere Unternehmen von mehr Geld in der IT-Kasse ausgehen. Bei Firmen mit 1.000 bis 1.999 Mitarbeitern sind es sogar 5,3 Prozent mehr.

Bis auf die öffentliche Hand wollen Unternehmen aus allen Branchen im Jahr 2007 mehr Geld für ihre IT ausgeben.

Hier sind SAP-Anwenderunternehmen der gleichen Größenordnung deutlich negativer gestimmt, denn sie planen einen Rückgang um 0,3 Prozent ein. Optimistisch blicken vor allem kleine und mittelständische SAP-Anwender in die Zukunft. Sie rechnen mit einer deutlichen Zunahme der IT-Budgets. Speziell Firmen im Segment der Firmen mit 50 bis 99 Mitarbeitern gehen davon aus, durchschnittlich 3,4 Prozent mehr Geld für die IT ausgeben zu können.

Modernisierung tut Not

Auch nach Branchen betrachtet gibt es Unterschiede. Eine positive Entwicklung sehen der Dienstleistungs-Sektor, Finanzen und Versicherungen, Maschinenbau und industrielle Fertigung, Automobilbereich, Elektro- und High-Tech-Industrie, Ver- und Entsorger sowie der Gesundheits-Sektor, während die öffentliche Hand mit einem Minus von zwei Prozent von einem deutlich negativen Budget-Volumen ausgeht.

Die Marktforscher führen die Ausgabensteigerung auf den Investitions-Stau der letzten Jahre zurück. So haben die Unternehmen ihre bisherigen ERP-Systeme bis an den Rand der Leistungsfähigkeit ausgenützt und demzufolge Nachholbedarf, diese zu erweitern, zu modernisieren sowie zu optimieren. Darüber hinaus wollen die Betriebe verstärkt Geld für funktionale Erweiterungen wie CRM-Anwendungen oder Portale ausgeben. Neue Technologien wie service-orientierte Architekturen (SOA) oder RFID stecken noch in den Kinderschuhen.

SAP ist führend, Microsoft holt auf

Laut Studie hat SAP in Deutschland bei Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitern einen durchschnittlichen Marktanteil von 40 Prozent. Als SAP-Anwender gilt ein Unternehmen dann, wenn es entweder mindestens ein SAP-Produkt oder eine SAP-Komponente einsetzt. Bei einzelnen Anwendungen wie Business Intelligence oder Applikationen im Bereich Finance liegt der Marktanteil von SAP mit 56 Prozent beziehungsweise 48 Prozent deutlich höher.

Nur im Bereich Dokumenten-Management liegt SAP mit einem Anteil von zwölf Prozent deutlich hinter Easy Software und Opentext. Unter Branchenaspekten ist SAP besonders stark in der Automobil-Industrie, im Chemie- und Pharma-Bereich sowie bei Ver- und Entsorgern.

Verglichen mit SAP liegt der durchschnittliche Marktanteil von Microsoft Dynamics bei zehn und der von Infor bei vier Prozent. Sie sind damit - wenn auch mit deutlichem Abstand - die größten Wettbewerber von SAP in Deutschland, während Oracle nur eine untergeordnete Rolle spielt. Im Segment der Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitern konnte speziell Microsoft über die letzten Jahre deutliche Zuwächse aufweisen. Bei Unternehmen mit weniger als 100 Mitarbeitern punktete vor allem Sage Software mit zahlreichen Neukunden.

In der Studie "IT-Markt Deutschland 2007. Status und Potenziale" werteten die Marktforscher von RM Consult die Antworten von mehr als 6.200 IT-Verantwortlichen aus deutschen Unternehmen aller Größen aus. Den Markforschern zufolge besteht durch die starke Stellung von SAP am deutschen Markt eine leichte Überrepräsentanz von SAP-Anwenderfirmen (mehr als 2.600) gegenüber knapp 3.650 Non-SAP-Anwendern.