Externe IT-Dienstleistungen sind in anderen Ländern weiterentwickelt

Deutscher IT-Markt ist noch nicht reif für SOA

01.08.2006 von Tanja Wolff
Der deutsche SOA-Markt steckt im Vergleich zu anderen europäischen Ländern noch in den Kinderschuhen. In Deutschland wurde 2005 nur ein Prozent, der gesamten nicht-kaptiven IT-Ausgaben für Integrationsprojekte Service-orientierter Architekturen ausgegeben. Das ist das Ergebnis einer Studie des Beratungsunternehmens Pierre Audoin Consultants (PAC).

Trotz der offensichtlichen Vorteile einer Service-orientierten Architektur verhalten sich die deutschen Firmen noch sehr zögerlich. In Frankreich und Großbritannien gibt es beispielsweise viel mehr Projekte. Das liegt unter anderem daran, dass die externen IT-Dienstleistungen dort weiterentwickelt sind, so die Studie. Deutsche Unternehmen dagegen greifen lieber auf spezialisierte IT-Dienstleister zurück.

Laut der Untersuchung gilt Deutschland generell als vorsichtiger Markt. Hier greifen die Verantwortlichen lieber auf bewährte Standards zurück, statt Neues auszuprobieren. Dadurch fehlt es hier auch an Firmen, die früh SOA getestet haben und es dauert viel länger, bis SOA als Geschäftsstrategie akzeptiert wird.

Am meisten stehen Fragen der Unternehmensführung und -organisation der Einführung von SOA im Weg. Der Grund: SOA krempelt die gesamte Organisation sowie die Arbeitsweise der Mitarbeiter um. Der Analyse zufolge, müssen neue Rollen sowie ein SOA-Gremium geschaffen werden. Entsprechend wird über den Erfolg einer entsprechenden Einführung das Top-Management entscheiden.

Trotzdem wird SOA auch hierzulande die Entwicklung des IT-Marktes stark beeinflussen. Das wird bei den IT-Services mit kleinen Projektvolumina anfangen und in beeindruckenden Wachstumsraten münden. Da mit SOA ein Paradigmenwechsel verbunden ist, wird erwartet, dass Anwender in den kommenden zwei bis drei Jahren in Beratungs-Services, inklusive IT-Architektur-Beratung, investieren werden.

Qualität der Business-Services

Die Studie hat ergeben, dass Firmen IT-Anbieter für die Entscheidung, ob SOA für ihr Geschäftsmodell geeignet ist, brauchen. Sie benötigen außerdem Beratung bei der Definition der Business-Services. Schließlich wird die Qualität der Business-Services letztendlich über den Erfolg der SOA-Strategie entscheiden.

In der späteren Implementierungsphase werden SOA-Projekte Enterprise-Application-Intergration (EAI) -Projekten ähneln. Beides sind höchst komplexe Integrationsprojekte. PAC erwartet, dass SOA mittelfristig das Wachstum des Marktes für Systemintegration vorantreiben wird.

Laut der Analyse werden sich besonders Telekommunikationsunternehmen für SOA interessieren. Sie sind aus Wettbewerbsgründen dazu gezwungen ihre operative Effizienz noch weiter zu verbessern. Weil sie im Vergleich zu anderen Branchen an Kooperationen gewöhnt sind, werden sie auch offener gegenüber SOA eingestellt sein.

Im Besonderen könnten auch Banken von einer Service-orientierten Architektur profitieren. Viele Finanzinstitute kämpfen zurzeit mit ihren Altsystemen und stehen daher vor der Entscheidung, neue Lösungen wie SAP einzuführen. Mit Hilfe von SOA könnten Banken auszulagernde Anwendungen und Prozesse besser definieren und beschreiben. Zudem bietet SOA eine ideale Architektur, um Altsysteme effizient zu integrieren.

Die Studie "Service Oriented Architecture (SOA) 2006 Germany" analysiert die aktuelle Situation des deutschen SOA-Marktes im Hinblick auf Produktgeschäft und IT-Dienstleistungen. Die Ergebnisse wurden Ende Juli 2006 veröffentlicht.