Cloud statt Kreide

Die digitale Zukunft des Unterrichts

28.03.2017
Deutschlands Schulen sollen digitaler werden. Laptops zu verteilen reicht dafür nicht aus, sondern bringt oft neue Schwierigkeiten. Eine Hoffnung beruht auf der Cloud.
Junge Schüler am Computer.
Foto: Avast

Tafel, Kreide und Schulbuch haben Generationen im Unterricht begleitet. Heute halten Kinder in der dritten Klasse den sternförmigen Mikroprozessor Calliope mini in der Hand, mit dem sie Programmieren lernen können. Grundschüler im Saarland und Bremen testen den Kleincomputer ohne Bildschirm und Tastatur bereits seit November 2016. Weitere Länder, wie etwa Niedersachsen, wollen ihn nun auch in die Schulen bringen.

Programmieren sei für Schüler heute genauso wichtig, wie Lesen, Schreiben und Rechnen, betonte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in ihrer Eröffnungsrede zur IT-Messe CeBIT in Hannover.

Dazu benötigt man das Internet - in jeder Schule. Wenn es nach Bildungsministerin Johanna Wanka (CDU) geht, soll die Infrastruktur dafür möglichst schnell geschaffen werden. Innerhalb von fünf Jahren sollen 40 000 Schulen in Deutschland entsprechend ausgerüstet sein. Die Kultusministerkonferenz hat im Dezember beschlossen, dass jeder Schüler bis 2021 an seiner Schule einen Internetzugang im Klassenzimmer haben soll.

Da Bildung Ländersache ist, werden unterschiedliche Wege eingeschlagen, um dieses Ziel zu erreichen. Jedes Bundesland hat eigene Digitalisierungskonzepte, Modellschulen und Laptop- oder Tablet-Klassen. Von der Technik profitieren dann häufig nur Einzelne.

"Das Medium ist zweitranging", sagt Jörg Dräger, Verantwortlicher für den Bereich Bildung bei der Bertelsmann Stiftung. Es komme auf das pädagogische Konzept an. "Guter Unterricht muss Schüler individuell fördern. Das kann mit Schulbüchern und Heften ebenso geschehen wie mit Laptop und Smartphone."

Ein häufiges Problem: Es gibt zwar Rechner, aber kein Personal, dass die Geräte richtig warten kann. Häufig übernehmen engagierte Mathe- oder Physiklehrkräfte diesen Job. "Unsere Idee ist deshalb, die Rechner aus der Schule heraus zu halten. Das schaffen wir mit der Schul-Cloud", sagt Christoph Meinel, Direktor des Hasso-Plattner-Instituts (HPI) in Potsdam.

Die Cloud dient wie eine virtuelle Datenwolke als ausgelagerter Speicher. Dort sollen Arbeitsblätter, Hausaufgaben, Filme oder Termine für Prüfungen für Lehrer und Schüler jederzeit und von überall her abrufbar sein. "Ein bedeutender Vorteil ist, dass dafür keine Geräte vorgeschrieben sind, sondern dass sich jeder ganz einfach mit einem Tablet oder seinem Smartphone von überall einloggen kann", erklärt Meinel.

Die Inhalte der Schul-Cloud sollen nach dem HPI-Entwurf in einem Rechenzentrum in Deutschland gespeichert und von Profis gepflegt werden. Dadurch ist die Cloud sicherer als Server in Schulen. Das Entwickler-Team des Potsdamer Instituts stellt dafür die Infrastruktur her und tritt damit in Konkurrenz zu kommerziellen Angeboten von Microsoft, Google, Amazon oder Apple. Die Inhalte sollen fächerübergreifend verfügbar und bundesweit nutzbar sein. Eine Testphase ist mit 25 Schulen geplant und soll in diesem Sommer starten. Die einzelnen Bundesländer könnten in der Schuld-Cloud Meinel zufolge auch ihr eigenes Portal haben.

Einige Bundesländer nutzen bereits eigene Plattformen für Lehrkräfte und Schüler. In Bayern ist mebis - Landesmedienzentrum Bayern für Lehrer eine Online-Lernplattform, Mediathek, Infoportal und Prüfungsarchiv zugleich. An über 3300 Schulen wird die Plattform nach eigenen Angaben im Freistaat genutzt.

Bildungscloud in Niedersachsen

In Niedersachsen hat das Kultusministerium im Februar 2017 eine Bildungscloud gestartet. In dem Pilotversuch sollen 25 Schulen bei der Entwicklung interaktiver Lerninhalte mitarbeiten.

Mit Unterstützung des Digitalverbandes Bitkom werden im Saarland zwei Schulen zu Smart Schools aufgerüstet. Die Lehrer erhalten Tablets, Klassenbuch und Schulmanagement werden digital, inklusive Schulserver und Bildungscloud.

"In Cloud-Lösungen liegt die Zukunft", sagt Heinz-Peter Meidinger, Bundesvorsitzender des Deutschen Philologenverbandes. Die Komplexität der Computer-Ausstattung habe einen Grad erreicht, der nicht mehr von Mathe- oder Physiklehrern zu lösen sei. Notwendig sei professionelles Personal, das sich auch einige Schulen teilen könnten. (dpa/rs)