Größte Herausforderung: Verwaltung einer komplexen Systemarchitektur

Die Zukunft der Banken-CIOs

04.12.2006 von Tanja Wolff
Schweizer Banken-CIOs sehen die größte Herausforderung in der Verwaltung einer komplexen Systemarchitektur. Die meisten Kreditinstitute setzen zwar Standardlösungen für Kernbankensysteme ein, die System-Architekturen scheinen aber nach wie vor sehr komplex zu sein. Das ist das Ergebnis einer Befragung der Unternehmensberatung IBM Global Business Services.

Ein Grund für die bestehende Komplexität sind die neben den Kernsystemen eingesetzten Satellitensysteme. Diese so genannten Umsysteme sind häufig weder über einheitliche Middleware, noch über ein standardisiertes Protokoll miteinander verbunden. Folglich ist es sehr aufwändig zu betreiben.

Bei den Plattformen haben sich auch mittelgroße Privatbanken und Retail-Banken in den vergangenen Jahren für Standardlösungen entschieden. Die Mehrheit der Befragten ist mit den Core-Applikationen zufrieden. Die Studie zeigt jedoch, dass in den Bereichen Interface Technology (Schnittstellentechnologie) und Change Request Prozess Verbesserungspotenzial besteht.

Eine weitere Herausforderung sehen die CIOs darin, die operationellen IT-Kosten zu kontrollieren und die Datenqualität und -integrität sicherzustellen. Der CIO von heute ist mit seinem operativen Tagesgeschäft ausgelastet und hat kaum freie Kapazitäten, um mittel- und langfristig strategische Entscheidungen zu treffen.

Die Rolle des CIOs wird dadurch verändert, dass immer mehr strategische Fragen des IT-Managements ins Zentrum des Bankgeschäfts rücken. Bisher sind nicht einmal 20 Prozent der IT-Chefs Mitglied der Geschäftsleitung. "Der CIO der Zukunft sollte nicht nur für den Betrieb der IT zuständig sein", sagt Roger Altorfer, Veranwortlicher für Core Banking bei IBM Global Business Services. Vielmehr sollte er als strategischer Vordenker und Chef-Ingenieur der Bank in die Geschäftsleistung integriert werden.

Mit Auslagerungen sparen

Um die heutigen Herausforderungen zu bewältigen, prüfen die meisten Banken Möglichkeiten des IT- und Business-Sourcing. Die Sourcing-Strategie beschränkt sich bei praktisch allen Befragten auf Outsourcing.

Laut der Analyse erhoffen sich die Banken von einer Outsourcing-Strategie vor allem Kosteneinsparungen. Während ein Großteil der Banken früher die gesamte Wertschöpfungskette selber intern abdecken wollte, finden es heute viele CIOs sinnvoll, in Teilbereichen mit spezialisierten Anbietern zusammen zu arbeiten. Beim Betrieb der Infrastruktur und Hosting von zentralen Servern ist Outsourcing heute bereits verbreitet.

Fast alle Banken bezeichnen den Frontbereich als nächstes Investitionsziel. Die geplanten Investitionen fliesen in das Customer Relationship Management (CRM), in die Kreditberatungs- und Abwicklungsprozesse bei Retail-Banken und in E-Banking. Viele E-Banking Applikationen aus dem Internet-Hype sind heute technologisch und funktional bereits veraltet.

Für die Studie "Swiss Core Banking Survey 2006" befragte IBM 25 CIOs von Retail- und Privatbanken.

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