IT und Business

Die Zukunft der IT-Organisation bei Mann+Hummel

06.03.2018 von Christoph Lixenfeld
CIO Christian Niederhagemann vom Filtersystemhersteller Mann+Hummel sieht die IT vor allem als Dienstleister. Wichtigstes Erfolgskriterium dabei sei Kommunikation.
  • Christian Niederhagemann verordnet seiner Abteilung eine Multi-Vendor-Strategie.
  • Schatten-IT verhindern lässt sich seiner Meinung nach nur mit der richtigen Kommunikation.
  • Wichtig sei auch der Mut, Neues ohne konkreten Business-Case auszuprobieren.
  • IT und Business werden nicht vollständig zusammenwachsen, aber immer besser zusammenarbeiten.

Technik und ihre Nebenwirkungen bereiten uns mannigfache Probleme, die dann nur mit Hilfe von Technologie lösbar sind. Die Tatsache wiederum, dass solche Lösungen immer notwendiger und immer machbarer werden, verändert die Ansprüche und Möglichkeiten von IT-Abteilungen in noch nie dagewesener Weise.

Was das konkret bedeutet, lässt sich gut an der Rolle von Christian Niederhagemann aufzeigen, der seit August 2017 "Group Vice President Information Technology" - vulgo CIO - bei Mann+Hummel in Ludwigsburg ist.

Mann+Hummel Konzernzentrale in Ludwigsburg
Foto: Mann+Hummel

Das Unternehmen, das Flüssigkeits-, Luft und Innenraumfilter sowie Ansaugsysteme herstellt und knapp 90 Prozent seines Umsatzes mit der Automobilindustrie macht, ist ein klassischer "Hidden Champion": Weitgehend unbekannt bei Ottonormalverbraucher, mit mehr als 20.000 Mitarbeitern und einem Umsatz im von knapp 3,5 Milliarden Euro (2016) ein veritabler Konzern, dennoch nicht börsennotiert und in Familienbesitz. Laut vorläufigen Geschäftszahlen, soll der Umsatz im Jahre 2017 sogar auf 3,9 Milliarden Euro steigen.

Auch Luftfilter werden intelligent

Anlässlich des Einstiegs in seinen neuen Job bezeichnete es Niederhagemann als seine wichtigste Aufgabe, die IT-Organisation an künftigen - auch globalen - Kunden- und Businessanforderungen auszurichten.

Diese Anforderungen entstehen konkret zum Beispiel dadurch, dass Mann+Hummel einen Teil seiner jüngsten Aktivitäten und Akquisitionen am 1. Januar 2018 zur neuen Division "Life Science and Environment" verschmolzen hat.

Christian Niederhagemann, CIO beim Filtrationsspezialisten Mann+Hummel in Ludwigsburg.
Foto: Mann+Hummel

Geschwindigkeit der Produktentwicklung steigt

Ein spannendes Produkt ist dabei der intelligente Luftfiltermonitor "Senzit" für LKW oder Landmaschinen. Durch den Einsatz von Sensoren misst das an dem Filter angebrachte kleine Gerät, wann der Filter voll ist und ersetzt werden muss.

Mithilfe einer App bekommt das Wartungspersonal diese Info auf den PC oder das Smartphone gespielt und kann den Tausch dann individuell vornehmen. Ein solches Verfahren ist deutlich effizienter und kostengünstiger als der Standardaustausch nach X Betriebsstunden unabhängig vom individuellen Zustand des Filters.

"Die Geschwindigkeit bei der Entwicklung und Umsetzung solcher Innovationen ist deutlich höher als bei OEM-Produkten für die Autoindustrie", so CIO Christian Niederhagemann.

Mit einem MVP schnell loslegen

Während dort allein das aufwändige Zertifizierungsverfahren Monate dauern kann, startet man hier auch mal mit einem MVP, einem "Minimum Viable Product", also einer Version, die gerade eben einsatzfähig ist und so als Grundlage für weitere Entwicklungsarbeiten dient.

Entwickelt und umgesetzt wurde der intelligente Filter von einer Mann+Hummel-Tochtergesellschaft in den USA, die Corporate IT habe "gar nicht so viel dazu beigetragen, lediglich hier und da etwas beraten, vor allem dort, wo es um den Massenbetrieb der Anwendung geht", so CIO Niederhagemann.

Die IT darf nicht alles vorschreiben

Was aber keineswegs heißt, dass in seinem Unternehmen die Fachabteilungen auf eigene Faust Lösungen einkaufen und installieren, auf dass sich neben der zentralen eine im Verborgenen wuchernde, kaum betreibbare Schatten-IT entwickele.

Werkzeugmechanikerin Verena Frischmann verantwortetet bei Mann+Hummel ein Team im Bereich Deckelwerkzeuge. Hier montiert sie gerade ein Werkzeug zur Deckelfertigung, wie sie beispielsweise auf Luftfilter für Autos gesetzt werden.
Foto: Mann+Hummel

Und es bedeutet auf der anderen Seite auch nicht, dass die IT-Abteilung für jedes Problem genau eine Lösung vorschreibt - wie dies im Falle der Teilautomatisierung von Prozessen via ERP üblich war - und teilweise noch ist.

Mit Multi-Vendor-Strategie fast alle Wünsche erfüllen

Der Königsweg dazwischen heißt Multi-Vendor-Strategie. Christian Niederhagemann: "Bei Cloud-Anwendungen zum Beispiel haben wir alle am Markt relevanten Produkte im Portfolio. Daraus wählen wir gemeinsam mit dem Business die beste Lösung aus, die wir dann nicht nur zuverlässig betreiben und abrechnen können, sondern auch testen und evaluieren."

Wer dabei zuverlässig verhindern will, dass die Fachbereiche zusätzlich noch Lösungen an der IT vorbei beschaffen und installieren, der schafft das nach Ansicht von Christian Niederhagemann keinesfalls mit Drohungen oder Strafen, sondern nur mithilfe von Kommunikation.

"Wir gehen aktiv auf die Fachbereiche zu, zeigen auf, welche Möglichkeiten wir haben und dass sich damit circa 90 Prozent aller Wünsche erfüllen lassen." Häufig seien die Kollegen dann erstaunt über die Breite des Angebots.

IT und Business bauen gemeinsam den "Feinstaubfresser"

Eine in diesem Sinne gelungene Kooperation zwischen IT und Business war die Entwicklung des "Feinstaubfressers". Feinstaubpartikelfilter, wie die Geräte offiziell heißen, saugen Umgebungsluft aktiv an und filtern sie anschließend, reduzieren so die Konzentration der höchst gesundheitsschädlichen Melange.

Die Geräte können stationär am Straßenrand aufgestellt oder direkt in Fahrzeuge eingebaut werden. Das geschieht aktuell in fünf elektrischen StreetScooter-Lieferwagen der Deutschen Post. An deren Unterseite ist ein solcher aktiver Filter von Mann+Hummel installiert, er nimmt hier (mindestens) so viele Partikel auf, wie beim Fahren durch Reifen-, Bremsen- und Straßenabrieb entstehen.

Mann+Hummel macht den Großteil seines Umsatzes mit der Automobilindustrie. Im Bild: ein Luftfilter.
Foto: Mann+Hummel

Da die Lieferwagen zudem keinerlei Abgase ausstoßen und auch keinen Lärm machen, werden sie durch die Filter zu den weltweit ersten emissionsneutralen Fahrzeugen. Nach erfolgreichem Test ist ein serienmäßiger Einsatz möglich, insgesamt betreibt die Deutsche Post 5000 StreetScooter.

Auch diese Filter sind mit Sensoren ausgerüstet, um die Effizienz der Systeme via Online-Monitoring zu überprüfen. Es erfasst Informationen über Filtrationsleistung, gereinigte Luftmenge, Feinstaubkonzentration sowie Wetterdaten, die anschließend in einer Cloud zusammengeführt, durch eine Webschnittstelle dargestellt und ausgewertet werden können. Für dieses Projekt stellte die IT also die technische Plattform, ihr Know-how und Ressourcen bereit.

Agil und Dienstleister sein

Hardware, Sensoranbindung, Big Data - derart komplexe Projekte lassen sich nach Ansicht von Christian Niederhagemann heute erstens nur agil, also schrittweise, umsetzen und zweitens nur, wenn sich die IT-Abteilung als Dienstleister versteht, das heißt die gewünschten Ressourcen bereitstellt und sie kontrolliert managt.

Die Top-CIOs der Automobil-Branche
Falko Morlock
Seit 1. September 2023 ist Falko Morlock CIO des schwäbischen Maschinen- und Anlagenbauers Dürr AG.
Alexander Buresch
Alexander Buresch ist seit Januar 2020 CIO des bayerischen Automobilkonzerns. Ein Foto des Managers hat BMW bislang noch nicht veröffentlicht. Der Wirtschaftswissenschaftler ist seit mehr als 20 Jahren für BMW tätig und war zuletzt Vice President Corporate Strategy and Planning.
Mattias Ulbrich
Mattias Ulbrich ist seit 1. September 2018 CIO beim Automobilbauer Porsche. Ulbrich übernahm die Verantwortung für die IT in der Produktion des VW-Konzerns. Zum 1. Februar 2012 hatte Ulbrich die IT-Verantwortung (CIO) bei der Audi AG übernommen.
Hauke Stars
Seit Februar 2022 ist Hauke Stars IT-Vorständin und Chief Information Officer bei Volkswagen.
Katrin Lehmann
Als CIO der Mercedes-Benz Group AG und der Mercedes-Benz AG verantwortet Katrin Lehmann die globale IT für alle Geschäftsbereiche, Marken und Märkte und berichtet direkt an den CEO.
Jürgen Sturm
Jürgen Sturm ist seit Januar 2015 Informatikleiter beim Automobilzulieferer ZF Friedrichshafen. Sturm ist promovierter Ingenieur und kommt von der BSH Bosch und Siemens Hausgeräte GmbH. Sturm war vor seiner BSH-Zeit zwischen 1999 und 2003 Bereichsleiter Organisation, Prozesse und Informationssysteme bei der Grundig AG.
Volker Schwarz
Der langjährige Rheinmetall-CIO Volker Schwarz ist seit Januar 2024 CIO beim Automobilzulieferer GKN Automotive.
Frank Loydl
CIO der Audi AG und damit Nachfolger des bisherigen CIO Mattias Ulbrich ist seit Februar 2018 Frank Loydl. Seit 2016 verantwortete er im Konzern die Software-Entwicklung. Ab 2009 war er bei T-Systems das Delivery Management für den Kunden Volkswagen AG zuständig. Diese Aufgabe übernahm Loydl 2013 schließlich direkt für den Automobilkonzern.
Sven Lorenz
Der langjährige Porsche-CIO Sven Lorenz ist Konzern-CPO bei Volkswagen. Bei der Kür zum CIO des Jahres 2006 schaffte es Sven Lorenz auf den zweiten Platz.
Martin Hofmann
Martin Hofmann tritt zum 1. Mai 2023 seinen neuen Posten als CTO und CIO bei Volta Trucks an. Zuvor war er drei Jahre als Senior Vice President bei Salesforce und über 19 Jahre bei Volkswagen, dort zuletzt als Group CIO.
Alexander Eisl
Der ehemalige MAN-Manager Alexander Eisl hat am 1. Oktober 2022 die Nachfolge von Skoda-CIO Klaus Blüm angetreten, der zu VW gewechselt ist.
Christian Eigler
Seit Januar 2016 ist Christian Eigler Continental Corporate CIO und trägt die Verantwortung für die IT bei Continental. Von Januar 2012 bis Dezember 2015 war Eigler Continental Automotive CIO. Elisabeth Hoeflich ging nach fast 30 Jahren im Unternehmen in den Ruhestand.
Michael Hilzinger
Michael Hilzinger ist seit Juli 2019 CIO beim Bremsen-Spezialisten Knorr-Bremse in München. Er war zuvor Group CIO beim Stahlhändler Klöckner in Duisburg.
Markus Bentele
Markus Bentele ist seit Januar 2017 Vice President Information Technology (VP)/Group CIO beim Automobilzulieferer Mahle International GmbH in Stuttgart. Zuvor war Bentele Corporate CIO der Rheinmetall AG.
Christian Ley
Christian Ley leitet seit 2006 den Bereich Informationssysteme Brose Gruppe. In dieser Funktion verantwortet er den Ausbau der IT-Lösungen im Kontext der Unternehmensstrategie. Ley begann 1995 als Diplom Betriebswirt (FH) als Trainee in der Brose Gruppe und wechselte anschließend als DV-Koordinator in die zentrale Anwendungsentwicklung. Dort übernahm er 1999 die Teamleitung für PPS- und QM-Systeme und anschließend die Leitung der Zentralabteilung „logistische Anwendungssysteme“. In dieser Funktion war er bis 2006 weltweit für zahlreiche SAP-Implementierungsprojekte verantwortlich.
André Wehner
Am 1. Juni 2021 hat André Wehner den CIO-Posten bei MAN Truck & Bus übernommen. Als IT-Chef verantwortet Wehner die weltweite IT des Nutzfahrzeugherstellers. Dazu zählen auch Produktionswerke, Logistikzentren und die eigenen Landesvertriebsgesellschaften. Sein Vorgänger Stephan Fingerling geht als Geschäftsführer zur Group IT Services GmbH, der IT-Tochter der Volkswagen Gruppe. Vor seinem Wechsel zum Münchner Nutzfahrzeughersteller war Wehner CDO bei Skoda Auto. In der neu geschaffenen Stelle kümmerte er sich dort seit 2016 um Unternehmensentwicklung und Digitalisierung.
Maik Krüger
Am 1. April trat Maik Krüger die Position des CIO bei Dräxlmaier an. Der studierte Wirtschaftsinformatiker war jahrelang in führenden IT-Positionen bei BMW tätig.
Sebastian Stoll
Seit 1. Juni 2021 ist Sebastian Stoll CIO und Group Vice President IT der FEV Gruppe. Er hat den Posten von Andreas Engels übernommen, der beim Kölner Compliance-Startup Kerberos eingestiegen ist. Stoll berichtet an CFO Jürgen Koopsingraven. Neben der Einführung von SAP S/4 Hana will Stoll die IT in die Cloud verlagern und die Security verbessern.
Saskia Kohlhaas
Saskia Kohlhaas ist seit November 2021 Senior Vice President Information Technology beim Engineering-Dienstleister der Automobilindustrie IAV.
Thomas Külpp
Seit August 2017 ist Thomas Külpp neuer CIO beim Autobauer Opel Automobile GmbH in Rüsselsheim. Zuvor war er bei Opel Director Sales & Marketing. Külpp hat Maschinenbau an der University of Applied Sciences in Wiesbaden studiert und als Diplom-Ingenieur abgeschlossen. Er arbeitet bereits seit 27 Jahren in verschiedenen Positionen bei Opel.
Marcus Claesson
Marcus Claesson ist CIO bei Daimler Truck. Er berichtet an den Vorstand für Finanzen und Controlling, Jochen Goetz. Darüber hinaus verantwortet Marcus Claesson die Connectivity Services innerhalb der Daimler Truck AG. Er ist seit 2017 im Unternehmen. Zuvor war Claesson CIO bei Electrolux AB.
Uwe Kühne
Uwe Kühne ist seit 2017 CIO bei GF Casting Solutions, einer Division des Georg Fischer Konzerns. Er fing 2004 bei der Georg Fischer Automobilguss GmbH als Systemanalytiker an und war zuletzt bis Ende 2016 als Head IT Operational Services bei GF Automotive für die Erbringung zentraler IT Infrastrukturleistungen verantwortlich. Auf seiner Agenda stehen die strategische Neuausrichtung der zentralen IT-Organisation, die Vorbereitung auf SAP S4/HANA, die Verlagerung zentraler IT Dienste in die Cloud sowie die Verbindung zwischen klassischer IT und Automations-Bereichen („i4.0“). GF Casting Solutions ist eine von drei Divisionen der Georg Fischer AG, ein börsennotiertes Unternehmen mit Hauptsitz in Schaffhausen, Schweiz. Das 1802 gegründete Industrieunternehmen betreibt in 33 Ländern 131 Gesellschaften, davon 51 Produktionsstätten.
Felix Willing
Felix Willing ist seit Januar 2018 Leiter des Bereichs Information Management beim Automobilzulieferer Hella GmbH & Co. KGaA im nordrhein-westfälischen Lippstadt. In dieser Position fungiert er zugleich als CIO für den globalen Hella Konzern. Zuletzt war er CIO beim Windturbinenbauer Nordex Acciona Windpower AG in Hamburg.
Bernd Süßmann
Bernd Süßmann ist seit September 2018 Head of Corporate IT bei der SAS Automotive in Karlsruhe, einem Joint Venture zwischen Continental and Faurecia. Er trägt dort die Gesamtverantwortung für die IT, führt dabei 80 Mitarbeiter und berichtet an den CFO des Unternehmens, Ekkehard Klautke.
Bernhard Pluhatsch
Bernhard Pluhatsch ist seit Oktober 2018 neuer Head of IT, Transmission Systems bei Magna Powertrain Transmission Systems (MPT TS) in Untergruppenbach bei Heilbronn. Er kommt von der Nürnberger Leoni AG, wo er von 2002 bis 2018 Vice President IT Infrastruktur war.
Michael Simon
Michael Simon (56) ist seit 1. Juli 2019 der Leiter Zentral IT und CIO der Volkswagen Retail Group. Er berichtet an die Geschäftsführung. Zuvor war der studierte Informatiker seit 2015 Leiter IT bei der Weiss Umwelttechnik GmbH. Insgesamt bringt er Erfahrung aus drei Jahrzehnten als Fach- und Führungskraft in der IT mit, unter anderem bei der Salzgitter AG Group.
Simon Blankenstein
Seit Oktober 2022 verantwortet Blankenstein als CIO die IT der Huf Group. Er berichtet an CFO Rainer Heupel. Zu seinen wichtigsten Aufgaben gehört der weltweite Rollout von SAP S/4 HANA.
Tommy Andreasen
Nach der Fusion von MAN Diesel und MAN Turbo wurde Tommy Andreasen, vorher CIO von MAN Diesel, Anfang 2010 CIO der neu geschaffenen MAN Diesel & Turbo Gruppe. In den vergangenen 20 Jahren übernahm Tommy Andreasen innerhalb der MAN Diesel Gruppe verschiedene Management Positionen, schwerpunktmäßig im Bereich Finanzen und Controlling. Im Jahr 2000 wurde er Head of Information Technology bei MAN Diesel in Dänemark und entwickelte und führte eine neue IT-Strategie ein. 2006 wurde er dann CIO des gesamten MAN Diesel Konzerns.

Und sein Verständnis von der Rolle dieses Dienstleisters geht noch einen Schritt weiter: "Heute muss die IT vordenken, was das Business künftig braucht. Sie muss aufzeigen, was geht, und nicht, was nicht geht."

Das gilt nicht nur für neue Produkte und neue Divisions, sondern auch für das etablierte Standardsortiment von Mann+Hummel. Auch hier, sagt Niederhagemann, "gibt es neue Möglichkeiten, unser Business noch besser zu betreiben, und externe Anbieter stellen viele innovative Ansätze bereit. Die gilt es zu orchestrieren und nahtlos in die vorhandene Architektur zu integrieren."

Weitermachen wie bisher ist keine Option

Zwar könne man technisch und inhaltlich an vielen Stellen auch noch weitermachen wie vor zehn Jahren, so der CIO, jedenfalls theoretisch. Praktisch sei das aber schon deshalb nicht möglich, "weil sowohl das Business als auch die IT den Anspruch hat, die vorhandenen Möglichkeiten auch zu nutzen - und zwar so schnell und so effektiv wie möglich."

Das gilt auch für die Zukunft der IT, an der Christian Niederhagemann und sein Team intensiv arbeiten. Der CIO ist davon überzeugt, dass sich Business und IT insofern immer weiter annähern, als IT-Mitarbeiter Fachthemen kennen und Business-Leute IT-Kenntnisse haben müssen.

IT und Fachbereiche werden nichtvollständig zusammenwachsen

Dass beide Bereiche irgendwann gänzlich zusammenwachsen, glaubt er allerdings nicht, dazu blieben die Aufgabenstellungen doch zu unterschiedlich.

Stattdessen sollte die Zusammenarbeit besser koordiniert werden als in der Vergangenheit, und das fängt schon bei den Räumen an: Mit Projektteams, die in unterschiedlichen Gebäudeteilen sitzen und vor allem per E-Mail kommunizieren, lassen sich die heute üblichen Ansprüche an Agilität und Geschwindigkeit nicht mehr erfüllen.

Ideen von Gamern und Consumern holen

Technisch sieht Niederhagemann die Zukunft vor allem in Microservices, die eingekauft oder selbst entwickelt, in jedem Fall aber mehrfach wiederverwertet werden.

Ebenfalls immer wichtiger werden seiner Meinung nach Virtual Reality, Sprach-, Gesten- oder sogar Irissteuerung von Anwendungen. "Immer mehr Ideen aus dem Consumer- - und da vor allem aus dem Gaming-Bereich - diffundieren ins Business, deshalb orientieren wir uns unter anderem auch auf Consumer- und Spielemessen."

Ausprobieren, auch ohne Business-Case

Für IT-Organisationen wird auch deshalb Weiterbildung noch wichtiger als bisher. "Wer hier über einen längeren Zeitraum nichts tut, hat sehr schnell ein Problem", sagt der Mann+Hummel-CIO.

Und: "Wir müssen auch mehr ausprobieren als bisher, statt immer zu warten bis eine Lösung einkaufbar ist. Denn dann haben sie alle anderen auch. Wir brauchen den Mut, auch mal Ideen anzuschieben, hinter denen noch kein quantifizierbarer Business-Case steckt."