Kommentar

"ECM zerfleddert"

31.08.2007 von Ulrich Kampffmeyer
Die Verwaltung von Inhalten wird auf der Ebene der Betriebssysteme, des Netzwerk-Managements und der Datenbanken landen. Nur noch ein Knopf wird dann an die Existenz einer einst eigenständigen Softwarebranche erinnern.
Ulrich Kampffmeyer, Geschäftsführer Project Consult.

Der ECM-Markt hat sich in den letzten Jahren stürmisch weiterentwickelt. Viel entscheidender als leichte Umdefinitionen der Begriffe ist jedoch die neue Aufteilung des Marktes geworden. Microsoft macht mit Sharepoint einige ECM-Grundfunktionen für alle Office-Anwender verfügbar. Die großen klassischen Anbieter orientieren sich in Richtung Komplettangebote und ECM-Suiten wie etwa EMC, IBM oder Open Text. Dazu kommen Oracle und andere Schwergewichte. Die mittelständischen Anbieter fokussieren sich auf Spezial- oder Branchenlösungen. Aus verschiedenen Richtungen kommend, treten immer mehr Anbieter in den weiteren Lichtkreis von ECM - Speicherhersteller unter dem Schlagwort Information-Lifecycle-Management, ERP-Anbieter mit integrierter Records-, Business-Process- und Dokumenten-Management-Funktionalität, Druckerhersteller mit Multifunktionsgeräten nebst DMS-Lösung, Web-Content-Management-Anbieter mit ergänzendem Archiv-, Records- und Workflow-Management und viele mehr.

Zeit für einen historischen Rückblick

Die klassische ECM-Branche zerfleddert längst an den Rändern. Neben den kommerziellen Produkte treten inzwischen OpenSource, Freeware und "Software as a Service“ (SaaS). Mit den neuen Trendthemen wie Virtualisierung, "Service oriented Architecture“, SaaS, Information- Lifecycle-Management und erneut Wissens-Management wird der Markt ständig neu aufgemischt. Es zielt alles darauf ab, dass die Grundfunktionalität von Enterprise-Content-Management Allgemeingut wird, dass sich ECM zur Infrastruktur wandelt, dass ECM Bestandteil eines übergreifenden Informations- Managements wird. Einige technologische Ansätze werden weiterhin bestehen bleiben - Speziallösungen bei Input- und Output-Management, vielleicht die virtuelle Akte, vielleicht der einheitliche Posteingangskorb, sicherlich der Compliance-Store für die Archivierung rechtlich relevanter Informationen.

Noch einige Zeit wird ECM dem Anwender als Begriff Orientierung bieten, in ein paar Jahren wird die Verwaltung von Inhalten aber auf der Ebene der Betriebssysteme, des Netzwerk-Managements und der Datenbanken angekommen sein. Der eine oder andere Knopf in den Anwendungen wird noch daran erinnern, dass es einmal spezielle Software gab - geben musste - , um Informationen effektiv nutzbar, verteilbar und archivierbar zu machen. Wir können also langsam mit den ersten historischen Rückblicken zum Thema ECM anfangen.