IDC und Gartner zu Mobile Device Management

Einbußen für SAP

15.11.2012 von Werner Kurzlechner
Mobile Device Management und Mobile Application Management verschmelzen allmählich. Marktführer SAP schwächelt gegenüber spezialisierten Konkurrenten.
Der Markt für Mobile Enterprise Management entwickelt sich laut IDC schnell - vor allem in den USA.
Foto: IDC

SAP ist noch souveräne Nummer Eins im Markt für Mobile Enterprise Management (MEM), der bis 2016 jährlich im Durchschnitt um 31,8 Prozent wachsen wird. Allerdings verlor der Riese aus Walldorf im vergangenen Jahr Marktanteile, während Spezialanbieter wie MobileIron, AirWatch, Good Technology, Fiberlink und Zenprise zum Teil ein dreistelliges Umsatzwachstum hinlegten. Derweil schicken sich zuletzt ins Hintertreffen geratene Größen wie IBM, BMC und HP an, das Feld dank neuer Strategien von hinten aufzurollen. Das geht aus einer aktuellen IDC-Studie hervor.

Manch einer wird bis jetzt nicht gewusst haben, dass es einen Markt für MEM überhaupt gibt. Mit dem neuen Begriff reagiert IDC auf die wachsende Konvergenz von Mobile Device Management (MDM) und Mobile Application Management (MAM). MEM umfasst also jegliche Software zum Management mobiler Endgeräte und Anwendungen.

Markt wächst auf 445 Millionen Dollar weltweit

Laut IDC hatte dieser Markt 2011 weltweit ein Volumen von 444,6 Millionen US-Dollar. 2016 werde ein Gesamtumsatz von 1,8 Milliarden Dollar erreicht, prognostizieren die Analysten. Das Gros davon entfalle auf den amerikanischen Markt, allerdings intensivierten die Anbieter ihre Bemühungen in Europa und Asien.

Die Marktbeobachtung beinhalte sowohl für sich stehende MDM- und MAM-Lösungen als auch Tools, die beide Funktionalitäten kombinierten, so IDC. Schlüsselfunktionen von MDM seien etwa Inventory und Asset Management, Remote Wipe/Lock oder Policy und Compliance Management. MAM beinhalte das Management des Application Life Cycles und granulares Security Management.

SAP legte im MEM-Segment laut IDC 2011 um 22,7 Prozent an Umsatz zu und ist eindeutiger Marktführer. Allerdings sank der Marktanteil im Vergleich zu 2010 von 20,2 auf 16,4 Prozent. Auf Rang Zwei verlor auch Microsoft rund 2,5 Prozentpunkte an Marktanteilen. 11,1 Prozent Umsatzwachstum erscheinen alles andere als berauschend. Mit einem Anteil am Weltmarkt von 6,7 Prozent liegt der Gigant aus Kalifornien nur noch unwesentlich vor zwei starken Spezialisten.

IBM, BMC und HP vor neuem Aufschwung

Marktanteile von über sechs Prozent halten inzwischen nämlich auch MobileIron und Good Technology, während AirWatch als weltweite Nummer Fünf auf 4,5 Prozent kommt. Das Trio legte 2011 ein beeindruckendes Umsatzwachstum aufs Parkett: MobileIron legte um 421 Prozent zu, AirWatch um 319 Prozent und Good Technology um fast 200 Prozent.

Zusammen beherrschen diese fünf Firmen zwei Fünftel des MEM-Weltmarktes. „Einige der großen Systemmanagement-Spieler mussten von 2010 auf 2011 einen Wachstumseinbruch hinnehmen, weil nach IDC-Einschätzung auf älteren Mobil-Angeboten basierende Erträge abschmolzen“, heißt es in der Studie. Firmen wie IBM, BMC und HP hätten sich mittlerweile aber neu aufgestellt und legten vermutlich wieder an Marktmacht zu.

Für die Zukunft rechnet IDC außerdem damit, dass der Trend zu Bring your own Device (BYOD) nicht ohne Folgen bleiben wird. MDM-Angebote werden nach Einschätzung der Analysten stärker die firmeneigenen Smartphones und Tablets im Fokus haben, während MAM für eine Balance zwischen privaten Endgeräten der Mitarbeiter und den vom Unternehmen bereitgestellten Devices sorge. Die IT-Abteilungen suchten indes nach All-in-One-Lösungen für alle mobilen Geräte und Applikationen. Ihren Interessen komme der ausgeprägte Wettbewerb in diesem Segment entgegen.

Mit reinem MDM-Bezug haben sich kürzlich auch die Analysten von Gartner mit einer Einschätzung zu Wort gemeldet. Demnach werden in fünf Jahren 65 Prozent der Firmen weltweit eine MDM-Lösung im Einsatz haben. „Der Gewinn an Komfort und Produktivität durch mobile Endgeräte ist für die meisten Firmen und ihre Mitarbeiter unwiderstehlich“, urteilt Analyst Phil Redman. „Das Sichern von Firmendaten ist dabei eine große Herausforderung, der sich die Unternehmen aber stellen müssen.“

Der Bedarf an MDM-Lösungen steigt laut Gartner auch deshalb, weil in den Unternehmen zunehmend mehrere mobile Betriebssysteme unterstützt werden müssen. Bislang hätte sich viele Firmen alleine auf iOS von Apple als Plattform für Smartphones und Tablets verlegt. Das ändere sich auch dank neuer Alternativen wie Windows 8. 2017 werden nach Einschätzung von Gartner 90 Prozent der Firmen mindestens zwei mobile Betriebssysteme unterstützen.

MDM-Plattformen entwickeln sich in die Breite

„Die MDM-Anbieter bewegen sich über Security hinaus, um Anwendungen von Firmen und Dritten sowie Daten und Content zu unterstützen“, prognostiziert Redman in gewissem Gleichklang mit IDC. „In den kommenden beiden Jahren werden wir weiter beobachten können, wie sich MDM-Plattformen verbreitern und sich zu Enterprise Mobile Systems Management entwickeln, die nicht alleine für Geräte gedacht sind.“

Weitere Informationen enthält die IDC-Studie „Worldwide Mobile Enterprise Management Software 2012-2016 Forecast and Analysis and 2011 Vendor Shares“.