Brandverletzungen

So lindert eine VR-Brille bei Kindern den Schmerz

12.08.2021 von Karen Funk
Nichts ist so schmerzhaft wie ein Verbandswechsel bei einer Brandverletzung. Ein Krankenhausteam im westfälischen Hamm nutzt Virtual Reality und Gaming, damit Kinder nicht leiden müssen.
Mit VR und Gaming gegen Schmerzen: Damit hat das EVK Hamm im Zentrum für schwerbrandverletzte Kinder sehr gute Erfahrungen gemacht. Stichwort: Ablenkung. Das Projekt schaffte es in die Finalrunde des Digital Leader Award 2021.
Foto: EVK Hamm

Verletzungen als Folge von Verbrennungen sind häufig mit starken Schmerzen verbunden. Entsprechend traumatisch ist die Behandlung von Brandwunden. Vor allem bei Kindern haben starke Schmerzerlebnisse psychische, aber auch körperliche Folgen. Kliniken sind daher bemüht, bei medizinischen Interventionen die Schmerzerfahrungen zu lindern und gerade für die kleinen Patientinnen und Patienten so angenehm wie möglich zu gestalten. Ablenkung kann hier helfen, etwa via Virtual Reality (VR) und Gaming, dachten sich ein Kinderchirurg, ein Hochschulprofessor, ein CIO und eine Master-Studentin - und starteten ein Pilotprojekt.

Alles begann damit, dass Dr. Markus Palta sich in Sachen Digitalisierung weiterbilden wollte: "Mich haben schon immer die vielen kreativen Möglichkeiten in der digitalen Welt interessiert." Der Kinderchirurg am Evangelischen Krankenhaus Hamm (EVK Hamm) erwarb 2019 ein E-Health-Zertifikat an der Hochschule Hamm-Lippstadt (HSHL) und begegnete dort einem anderen kreativen Kopf: Professor Gregor Hohenberg. Palta, damals Oberarzt in der Kinder- und Jugendchirurgie, und Hohenberg, Leiter der Stabsstelle Digitalisierung und Wissensmanagement, hatten die Idee, Virtual Reality (VR) und Gaming in das Behandlungsrepertoire des Zentrums für schwerbrandverletzte Kinder im EVK Hamm aufzunehmen.

Die Top-CIOs der Gesundheitsbranche
Stefan Henkel, Siemens Healthineers
Stefan Henkel ist CIO von Siemens Healthineers. Stefan Henkel absolvierte sein Studium in Wirtschaftswissenschaften an der Universität Bamberg, wo er ebenfalls seine Promotion abschloss. Nach Stationen als Lehrbeauftragter und selbstständiger IT-Berater, startete er im Jahr 1996 seine berufliche Laufbahn bei Siemens Management Consulting in München. Bereits 1997 übernahm er die Leitung der Supply Chain Beratung im Bereich Corporate Procurement and Logistics. Nach weiteren leitenden Positionen in verschiedenen Abteilungen wechselte er 2006 in den Bereich Customer Services der Healthcare-Sparte. Dort verantwortete er weltweit "Product Support" und den "Siemens Remote Service". Nachdem er ein unternehmensweites Transformationsprojekt erfolgreich leitete, übernahm Stefan Henkel 2011 die Position des Leiters für Customer Relationship Management Operations. Daraufhin übernahm er die Verantwortung als Leiter der IT und seit 2018 besetzt Stefan Henkel die Position des CIO von Siemens Healthineers.
Hans-Ulrich Prokosch, Uniklinikum Erlangen
Hans-Ulrich Prokosch ist CIO am Uniklinikum Erlangen und Inhaber des Lehrstuhls für Medizinische Informatik an der Universität Erlangen-Nürnberg. Bis 2003 war er Professor für Medizinische Informatik an der Universität Münster. Prokosch hat Mathematik studiert, dann einen Doktor in Humanbiologie gemacht und sich anschließend im Fach Medizinische Informatik habilitiert.
Markus Balser, Rhön Klinikum AG
Markus Balser ist seit Februar 2018 Konzernbereichsleiter IT/Konzern-EDV an der Rhön-Klinikum AG. Zuvor war er seit 2008 bei der Accenture GmbH als Managing Director im Bereich Technology Strategy verantwortlich für Enterprise Architecture & Application Strategy im deutschsprachigen Raum.
Andreas Strausfeld, Bitmarck Holding
Im Juli 2014 ist Andreas Strausfeld zum Geschäftsführer der Bitmarck Holding GmbH aufgestiegen. Damit steht er dem IT-Dienstleister für Krankenkassen vor. Andreas Strausfeld ist seit 2008 als Geschäftsführer bei der Bitmarck Holding GmbH und seit 2010 bei der Bitmarck Vertriebs- und Projekt GmbH aktiv. In gleicher Funktion war er in Personalunion auch von 2012 bis 2013 bei der Bitmarck Software GmbH tätig. 2018 wurde sein Vertrag bei Bitmarck vorzeitig um vier Jahre bis 2024 verlängert.
Ingo Elfering, Fresenius
Seit Juli 2020 besetzt Ingo Elfering den neu geschaffenen CIO-Posten bei der Fresenius Gruppe. Der gelernte Wirtschaftsinformatiker soll die globalen IT-Aktivitäten des Konzerns koordinieren und weiterentwickeln. Zudem übernimmt er die Leitung der IT-Dienstleistungs-Tochter Fresenius Netcare, die mittlerweile in Fresenius Digital Technology umbenannt wurde. Elfering berichtet an den Finanzvorstand.
Holger Witzemann, AOK Systems
Holger Witzemann ist seit Mai 2016 Geschäftsführer der AOK Systems. Der Diplom-Ingenieur für Technische Informatik war vorher Geschäftsführer im Bitmarck-Konzern in Essen, einem IT-Anbieter für Betriebs-, Innungs- und Ersatzkassen sowie die DAK-Gesundheit und weitere Ersatzkassen. Witzemann verantwortet nun die Softwareentwicklung für die gesamte AOK-Gemeinschaft, die BARMER, die BKK Mobil Oil, die VIACTIV Krankenasse und die Hanseatische Krankenkasse.
Jens Schulze, Universitätsklinikum Frankfurt am Main
Jens Schulze ist seit September 2019 CIO und Leiter des Dezernats für Informations- und Kommunikationstechnologie (DICT) im Universitätsklinikum Frankfurt. Sein Vorgänger Martin Overath ist jetzt Geschäftsleiter Medizinischer Arbeitsplatz beim Softwarehersteller Knowledgepark. In seiner Rolle verantwortet Schultz alle Bereiche der administrativen und klinischen IT inklusive der Telekommunikation. Er berichtet an den kaufmännischen Direktor als Mitglied des Vorstands. Für seine Leistungen als CIO der Uniklinik Leverkusen (2013-2019) wurde Jens Schulze beim CIO des Jahres 2019 in der Kategorie Public Sektor ausgezeichnet.
Michael Kraus, Universitätsklinikum Freiburg
Michael Kraus ist seit August 2014 für die IT am Universitätsklinikum Freiburg verantwortlich. Bereits seit 2009 war er stellvertretender Leiter des Klinikrechenzentrums. Nach seinem Physik-Studium und einer Promotion im Bereich der Systembiologie war Kraus wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Medizinischen Fakultät der Universität Freiburg. 1996 wechselte er als IT-Leiter in die Universitätsverwaltung und verantwortete dort ab 1999 als Dezernatsleiter neben der IT für das Campus Management die Bereiche Controlling, Organisation und Neue Medien.
Rudolf Dück, UKSH
IT-Chef am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) ist seit Januar 2019 Rudolf Dück. Er übernahm die Leitung der Stabsstelle Informationstechnologie. Zugleich ist er Geschäftsführer der UKSH Gesellschaft für IT Services mbH (ITSG) sowie der Gesellschaft für Informationstechnologie (GfIT). Davor war Dück als Leiter des Bielefelder IT-Servicezentrums (BITS) an der Universität Bielefeld tätig.
Manfred Criegee-Rieck, Klinikum Nürnberg
Manfred Criegee-Rieck leitet seit Juni 2017 die IT des Klinikums Nürnberg. Der neue IT-Leiter ist Nachfolger des langjährigen CIOs Helmut Schlegel. Er kommt von den Franziskanerbrüdern vom Heiligen Kreuz, wo er Gesamtleiter IT war.
Heiko Reinhard, Ottobock
Heiko Reinhard ist seit Mai 2018 neuer CIO beim Duderstädter Medizintechnik-Hersteller Ottobock. Er war bislang als CEO des IT-Dienstleisters Sycor, der IT-Tochter von Ottobock, in Amerika und als IT Director North America für Ottobock tätig.
Patrick Wenz, Universitätsmedizin Mainz
Patrick Wenz leitet die IT der Universitätsmedizin Mainz bis Ende 2023 im Interim.
Jan Vitt, Universitätsmedizin Mainz
Ab Januar 2024 soll Jan Vitt die IT der Universitätsmedizin Mainz leiten.
Aude Vik, Techniker Krankenkasse
Seit Anfang 2024 ist Aude Vik Geschäftsbereichsleiterin Informationstechnologie bei der Techniker Krankenkasse.
Gunther Nolte, Vivantes-Klinik
Gunther Nolte ist schon seit 2001 IT- und TK-Direktor beim Gesundheitsnetzwerk Vivantes. Der Diplom-Informatiker arbeitete nach seinem Studium zunächst als Softwareentwickler in einem Systemhaus. Zwischen 1986 und 2001 war er unter anderem als Projektleiter für den Aufbau eines Tumorregisters am onkologischen Schwerpunkt Klinikum Kassel verantwortlich.
Dirk Herzberger, Helios Kliniken
Seit 1998 leitet Dirk Herzberger die IT der Klinikkette Helios, die seit 2005 zu Fresenius gehört. Mit seiner Abteilung "Zentraler Dienst IT" stellt er dem gesamten Unternehmen die PC-gestützte Infrastruktur zur Verfügung - das reicht von medizinischen Dokumentationssystemen über die IT für Abrechnungen bis zu Telemedizin-Lösungen. Diplom-Ingenieur Herzberger war zuvor sechs Jahre Leiter EDV der Asklepios Neurologischen Klinik Bad Salzhausen und ab 1993 am Aufbau der Zentrale Dienste EDV der Asklepios Gruppe beteiligt. Zwischen 1988 und 1992 arbeitete Herzberger als Entwicklungsingenieur in der Forschungs- und Entwicklungsabteilung sowie in der Abteilung Technische EDV der Firma Weiss Umwelttechnik.
Franz-Helmut Gerhards, DAK
Franz-Helmut Gerhards ist seit Oktober 2016 CDO und Mitglied der Geschäftsleitung der DAK-Gesundheit in Hamburg. Er ist für die unternehmensweite digitale Transformation der Krankenkasse verantwortlich. Dazu gehört neben der strategischen Ausrichtung der DAK den Aufbau eines digitalen Ökosystems sowie die digitale Transformation aller relevanten Kundenprozesse mit dem Fokus auf die Kundenorientierung. Zudem verantwortet Gerhards den mit der Digitalisierung verbundenen kulturellen Wandel und leitet die Digitale Fabrik, die als interner Inkubator die digitale Transformation der Kasse operativ gestaltet.
Henning Schneider, Asklepios Konzern
Henning Schneider hat im Oktober 2016 die Leitung des Konzernbereichs IT im Asklepios Konzern übernommen. Er folgt auf Martin Stein, der das Unternehmen verlassen hat, um als Kaufmännischer Geschäftsführer des Gemeinschaftsklinikums Mittelrhein tätig zu sein. Schneider wechselte vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) zu Asklepios. Am UKE leitete er seit 2012 als CIO den Geschäftsbereich Informationstechnologie. Bereits seit 2008 trug er dort Verantwortung für die medizinischen IT-Systeme und die Umsetzung der elektronischen Patientenakte.
Martin Peuker, Charité
Martin Peuker ist CIO der Berliner Charité. Große Hoffnungen setzt Peuker in die europäische Cloud-Initiative Gaia-X, die allmählich Formen annimmt: "Von Gaia-X könnte der gesamte Health-Sektor profitieren", ist er überzeugt. Die Charité unterstütze die Initiative schon jetzt aktiv. Bisher kommen Cloud-Ressourcen ausschließlich im Verwaltungsbereich der Charité zum Einsatz.
Kurt Kruber, Klinikum der Universität München
Seit Dezember 2012 verantwortet Kurt Kruber am Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität Medizintechnik und Informationstechnik. Beide Ressorts sollen unter der Führung des 49-Jährigen näher zusammenrücken, wie sich auch an der Agenda des IT-Chefs zeigt: Eines seiner Projekte ist das Zusammenführen der Mitarbeiter aus diesen Bereichen.
Bernd Christoph Meisheit, Sana Kliniken
Bernd Christoph Meisheit ist seit August 2009 Geschäftsführer bei der IT-Tochter der Sana Kliniken. Meisheit stieß damals zu Gerald Götz, der die Sana IT Services bereits zwölf Jahre lang leitete, und formte mit ihm eine Doppelspitze. Seit Götz Sana im Herbst 2010 verlassen hat, leitet Meisheit die IT des Klinikbetreibers allein. Meisheit war zuvor IT-Verantwortlicher des Klinikverbandes St. Antonius und Geschäftsführer der Gesellschaft für Information und Technologie im Gesundheitswesen in Wuppertal. In den Jahren 2000 bis 2008 war er CIO der MTG Malteser Trägergesellschaft und Mitglied des Kooperationsrates der Deutsche Malteser GmbH. In dieser Funktion wurde er 2007 von unserer Schwesterpublikation Computerwoche für ein Rechenzentrumsprojekt zum Anwender des Jahres in der Kategorie IT-Performance gekürt. Von 1992 bis 1997 war er Leiter der Abteilung IT und Organisation und ab 1998 stellvertretender Leiter der Hauptabteilung Finanzen, Unternehmensrechnung und Informationssysteme der Flughafen Köln/Bonn GmbH. Meisheit hat in Köln die Fächer Nachrichtentechnik und Informationsverarbeitung studiert.

Von VR versprachen sich die beiden Experten viel aufgrund des großen Immersionspotenzials, also der Fähigkeit, das Bewusstsein der Nutzerinnen und Nutzer so weit in den Hintergrund treten zu lassen, dass sie die virtuelle Realität als real empfinden und folglich Schmerzen und Angst nicht mehr wahrnehmen. "Kinder sind Experten im Bereich des Gaming, also wollten wir sie da abholen", sagt Palta. Ausreichende Linderung von Schmerzen durch maximale Ablenkung war das Ziel.

Das VR-Projekt-Team

Während es in den USA bereits einige Studien zu dem Thema gab, waren sowohl die Studienlage als auch der VR-Einsatz in der Praxis hierzulande noch mau. "Die Behandlung Schwerbrandverletzter mittels VR zur Linderung von Schmerzen und Angsterleben kannten wir vor allem aus der amerikanischen Literatur", so Palta. Der Mediziner und Hohenberg wollten eine möglichst umfassende und ganzheitliche Therapie entwickeln und beschlossen, ein entsprechendes Praxisprojekt am EVK Hamm im Rahmen einer Master-Arbeit zu starten.

Bastian Stockhausen, CIO am EVK Hamm, sorgte für die IT-seitige Unterstützung des Pilotprojekts.
Foto: EVK Hamm

Für die IT-seitige Umsetzung des Projekts kam Bastian Stockhausen mit an Bord. Der IT-Bereichsleiter des EVK Hamm hatte bereits in der Vergangenheit an anderen digitalen Projekten eng mit Palta zusammengearbeitet. Vierte im Bunde wurde Annalena Stolte, Studentin des Master-Studiengangs "Biomedizinisches Management und Marketing" an der HSHL, die im Rahmen ihrer Masterarbeit das Projekt federführend ausführte.

Oculus go und Smash hit

Eine Herausforderung war es zunächst, die richtige Kombination aus Hardware und Software zu finden, so Stockhausen. Hilfreich war dabei das VR-Labor der HSHL, wo das Team ein großes Spektrum an VR-Brillen ausprobieren konnte. Das Rennen machte schließlich die Stand-alone-VR-Brille "Oculus go", da sie sich ohne Kabel verwenden sowie leicht reinigen und desinfizieren lässt. Die Spielentscheidung fiel auf die Freeware "Smash hit", weil hier der Spaßfaktor groß ist und genug Interaktion verlangt wird, dass es nicht langweilig wird und die Ablenkung funktioniert. In diesem Spiel werden Schneebälle auf Pyramiden geworfen. "Die Eislandschaft wirkt kühlend für die Kinder", erklärt Palta einen weiteren Vorteil des Spiels.

Ablenkung durch Immersion: Während Kinderchirurg Markus Palta (Mitte) den Verband wechselt, spielt die verletzte Patientin via Oculus go und Controller das Spiel "Smash hit".
Foto: EVK Hamm

Zudem galt es, einen Behandlungsplan zu erstellen, das Personal in Bezug auf den VR- und Gaming-Einsatz einzuweisen und eine geeignete Fokusgruppe zu bilden: acht Kinder im Alter von neun bis 17 Jahren mit Brand- und Bruchverletzungen. Auch die Eltern der verletzten Kinder mussten aufgeklärt und involviert werden.

Reduzierte Medikamentengabe, weniger Schmerzen

Im August 2020 war es dann so weit: Masterstudentin Stolte konnte mit ihrem Feldversuch beginnen. Im Februar 2021 kam das VR-Projekt mit überzeugenden Ergebnissen zum Abschluss: Die Patientinnen und Patienten empfanden die Verbandswechsel als deutlich weniger schmerzhaft, wie Schmerzskalen belegen, und benötigten weniger medikamentöse Therapie. Die Kinder verknüpften diese Interventionen nun sogar mit positiven Assoziationen.

Annalena Stolte (rechts) war am VR-Pilotprojekt im Rahmen ihrer Master-Arbeit maßgeblich beteiligt.
Foto: EVK Hamm

"Durch die Bank dachten alle Kinder, dass die Behandlung wesentlich kürzer als in der Realität gedauert hat", fügt Palta hinzu. Das sei die größte Überraschung und das Hauptergebnis der Studie gewesen, betont er. Auch hätten die Kinder weniger Angst vor Folgebehandlungen gehabt und freuten sich auf die Möglichkeit, erneut die VR-Brille nutzen zu können. Nicht zu vernachlässigen seien ferner die positiven Erfahrungen des Personals sowie der Eltern: Gerade letztere hätten sich hoch zufrieden und dankbar gezeigt.

So kurzweilig die Kinder die Behandlung empfanden, so viel Zeit und Personalaufwand musste auf der anderen Seite in die Vorbereitung gesteckt werden. Palta betont, wie wichtig die Einweisung des Personals sowie ein behutsames und geräuschloses Agieren im Krankenzimmer sind, damit die Immersion nicht gestört wird. "Neben der 3D-Brille, die das Kind aufhat, stellen wir einen zusätzlichen Bildschirm bereit, damit das Pflegepersonal weiß, an welcher Stelle des Spiels der Patient oder die Patientin ist", erklärt Stockhausen. So können Eingriffe an den Spielverlauf angepasst werden.

Auch wenn Personalaufwand und Behandlungsdauer erhöht sind, lohnt sich der VR-Ansatz, sind alle Beteiligten überzeugt. Die Erfahrungen und Eindrücke des medizinischen Personals und der Erziehungsberechtigten seien durchgehend positiv gewesen, bestätigt auch Stolte. Ihr Eindruck: "Die Kinder haben durch das Spielen weniger von der Behandlung wahrgenommen und sind viel positiver aus der Behandlung rausgekommen. Auch die Gabe von Schmerzmitteln konnten wir reduzieren."

Digitalisierung zum Anfassen

"Das ist Digitalisierung zum Anfassen", freut sich CIO Stockhausen. Ihm und Palta war es wichtig, etwas Greifbares zu schaffen mit einem konkreten Nutzen. In der Vergangenheit haben die beiden bereits bei Projekten erfolgreich zusammengearbeitet, darunter eine Telemedizinlösung zur digitalen Harnflussmessung und die Einführung der Videosprechstunde. Sie können eine interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen IT und Medizin nur empfehlen. Palta rät: "Probiert Sachen aus, geht neue Wege und fangt einfach mal an - natürlich immer zum Nutzen der Betroffenen."

Das Thema VR in der Schmerzbehandlung soll am EVK Hamm künftig weiter ausgebaut werden, etwa in der Anästhesie und in der Erwachsenenbehandlung. Auch in Kombination mit 3D-Druck gibt es Ansätze, die Stockhausen und Kolleginnen und Kollegen verfolgen: Als Lehrkrankenhaus ist es wichtig, dass angehende Ärztinnen und Ärzte komplexe Sachverhalte verstehen. Was kann da helfen? Die Antwort: Mittels einer Software MRT- und CT-Bilder so umzuwandeln, dass der 3D-Drucker sie als freigestellte Modelle von Knochen, Geweben und Organen ausspucken kann. Die plastischen Modelle helfen zudem bei der Aufklärung von Patientinnen und Patienten. Auch zum Thema VR in der Behandlung bei schwerbrandverletzen Kindern wird eine weitere Masterarbeit das bereits erfolgreich Umgesetzte weiter ausbauen und vertiefen.

Die Digitalisierung hat auch den Mediziner Markus Palta nicht mehr losgelassen und wird ihn künftig auch in seiner neuen Arbeitsstelle beschäftigen: Der Kinderchirurg hat unlängst den Job gewechselt und ist inzwischen Medizinaldezernent der Bezirksregierung Arnsberg.

Annalena Stolte hat ihre Masterarbeit erfolgreich abgeschlossen und arbeitet heute als Projektingenieurin für Medizintechnikplanung bei der Gesellschaft für Krankenhausberatung.

Digital Leader Award 2021

Ihr VR- und Gaming-Projekt haben Palta, Stockhausen und Co. im Übrigen beim Wettbewerb "Digital Leader Award 2021" der IT-Fachpublikation COMPUTERWOCHE eingereicht und es bis in die Finalrunde geschafft. Ob es auch zu einem Platz auf dem Siegertreppchen reicht, wird am 30. Juni 2021 ab 17:00 Uhr auf der Winners' Night verraten. Am Tag darauf erzählen die Finalisten dann im Rahmen der Konferenz "Digital Leader Connect" noch einmal selbst von ihren Projekten (ab 8:30 Uhr). Zu beiden Events können sich Interessierte gerne kostenfrei anmelden: www.digital-leader-award.de