Bilanzen, Compliance, Haftung

Fit für den Aufsichtsrat

11.02.2015 von Andrea König
Konzerne wie Telekom und RWE machen Managerinnen in Schulungen fit für Aufsichtsratsposten. Denn hier ist viel Spezialwissen gefragt.

Als T-Systems-Managerin Wenke Pfützner Ende 2014 gemeinsam mit 28 anderen Managerinnen aus dem Telekom-Konzern zusammentraf, hatten sie alle eines gemeinsam: Jede von ihnen war nominiert worden, an einem internen Schulungsprogramm für potenzielle Aufsichtsräte in in- und ausländischen Beteiligungsgesellschaften teilzunehmen. Und jede von ihnen hatte diese Nominierung angenommen und war nun zum Kick-Off-Termin in Berlin angereist. Pfützner beschreibt diesen Tag als "sehr inspirierend".

Sie lernte die anderen Teilnehmerinnen kennen, von denen drei Viertel aus den internationalen Organisationen der Telekom stammen, und erhielt einen Einblick in die Aufsichtsratsschulung, die sie bis zum Sommer 2015 in drei Blöcken durchlaufen wird. Für die Schulung arbeitet der Konzern mit der European School of Management and Technology (ESMT) zusammen.

Etwa 250 Sitze in den internen Aufsichtsratsgremien vergibt der Telekom-Konzern regelmäßig neu. Aktuell ist jeder vierte Sitz an eine Frau vergeben. Der durchschnittliche Anteil von Frauen in Aufsichtsräten börsennotierter Unternehmen in Deutschland liegt niedriger. Er betrug im Sommer vergangenen Jahres 18,9 Prozent, rechnet der Women-on-Board-Index der Initiative FidAR (Frauen in die Aufsichtsräte) vor.

Seit Ende vergangenen Jahres ist die Quote beschlossene Sache: Börsennotierte und voll mitbestimmungspflichtige Unternehmen müssen für alle Aufsichtsratsposten, die ab 2016 zu besetzen sind, eine Quote von 30 Prozent einhalten. Schaffen sie das nicht, bleiben die vorgesehenen Stühle leer. Gut 100 Unternehmen betrifft diese Regelung laut Bundesregierung. Weitere 3.500 Unternehmen müssen sich bis Mitte 2015 flexible Frauenquoten für Vorstand, Aufsichtsrat, oberes und mittleres Management selbst setzen.

Aufgaben eines Aufsichtsrates

T-Systems-Managerin Wenke Pfützner durchläuft bis Sommer 2015 ein internes Schulungsprogramm für potenzielle zukünftige Aufsichtsräte.
Foto: T-Systems

Aufsichtsratsposten sind keine Vollzeitposten sondern Aufgaben in Kontrollgremien, die Manager zusätzlich übernehmen. Und diese Aufgaben unterscheiden sich inhaltlich häufig stark vom bisherigen Aufgabengebiet.

T-Systems-Managerin Wenke Pfützner ist studierte Elektrotechnikerin und arbeitet nach Stationen bei ATOS und IBM seit 14 Jahren bei T-Systems. Im Unternehmensbereich Systems Integration der T-Systems leitete sie zunächst einen Bereich für die Großprojektsteuerung und war in diesem Zusammenhang unter anderem für mehrere Monate in Südafrika, um ein in Schieflage geratenes kritisches Großprojekt zu sanieren.

Heute betreut sie als Head of Service Delivery Management (SDM) Major Accounts mit ihrem Team mehr als 200 vor allem mittelständische Kunden. Fachlich ist sie für mehr als 200 Mitarbeiter verantwortlich.

Für die Aufsichtsratsschulung der Telekom befasst Pfützner sich unter anderem mit den folgenden Themen: Freigabe der strategischen Planung und Ausrichtung strategischer Organisationsänderungen, Prüfung der Einhaltung von Compliance-Regeln, Prüfung des Unternehmensergebnisses, Zustimmung zu außerordentlichen Transaktionen, Reporting an Unternehmens-Stakeholder, Berufung der Geschäftsführung und Vorstände. Die lange Liste zeigt: Ein Aufsichtsratsmitglied muss deutlich mehr investieren als viermal pro Jahr an Sitzungen teilzunehmen.

"Die Anforderungen an Aufsichtsräte sind in den vergangenen Jahren enorm gestiegen, zum Beispiel im Hinblick auf die deutlich höhere Komplexität und Geschwindigkeit von unternehmerischen Entscheidungen, den rechtlichen Änderungen und Vorgaben, den gesellschaftlichen, gesetzlichen und Compliance-Anforderungen", erläutert Pfützner. Sie verfolgt ein klares Ziel: "Natürlich ist es mein Ziel, eine Position in einem Aufsichtsrat zu übernehmen. Ich bin sicher, dass mich dieses Programm in eine optimale Startposition bringt."

Sie und die anderen Schulungsteilnehmerinnen treffen sich im März in Wien wieder, um dann mehr über das Thema Jahresabschlussbericht zu erfahren. Im nächsten Schritt möchte der Telekom-Konzern sein Programm dann auch auf Männer ausweiten.

Wenige Tage Weiterbildung reichen nicht aus

Monika Schulz-Strelow ist Präsidentin von FidAR. Der Verein hat gemeinsam mit RWE ein Schulungsprogramm für potenzielle zukünftige weibliche Aufsichtsräte entwickelt.
Foto: Inga Haar

Ein weiteres Schulungsprogramm für potenzielle zukünftige weibliche Aufsichtsräte gibt es zum Beispiel bei RWE. Der Verein FidAR - Frauen in die Aufsichtsräte hat es zusammen mit RWE entwickelt. Mit seinen insgesamt 900 Gesellschaften ist RWE weit verzweigt, die Schulung greift diese vielfältigen Themen auf: Rechte und Pflichten von Aufsichtsräten, energiepolitische Themen, Kommunalthemen, Strategie, Steuern und Bilanzen.

FidAR-Präsidentin Monika Schulz-Strelow begleitet das Programm intensiv: "Es ist entscheidend, dass einem vor der Übernahme eines Aufsichtsratspostens klar ist, welche fachlichen Kompetenzen notwendig sind. Man muss zum Beispiel Bilanzen lesen können, die unterschiedlichen Sprachregelungen des Unternehmens beherrschen und sich mit dem Thema Haftung beschäftigen."

Ihr Verein selbst hat für das RWE-Programm ein zweitägiges Modul entwickelt, in dem die Managerinnen unter anderem erfahren, wie sie sich persönlich auf eine Aufsichtsratsaufgabe vorberéiten können und in einem Medientraining für Konfliktsituationen üben, auf kritische Journalistenfragen zu reagieren.

Persönlichkeit und Social Skills auch gefragt

Doch Monika Schulz-Strelow stellt klar: "Die fachlichen Kompetenzen sind das eine, für ihre Vermittlung gibt es mittlerweile mehrere Angebote auf dem Markt. Wichtig sind aber natürlich auch die Persönlichkeit, die Erfahrungen und die sozialen Kompetenzen. Ich würde keinem und keiner raten, nach nur wenigen Tagen Weiterbildung der Meinung zu sein, dass diese Weiterbildung ausreicht, direkt einen Aufsichtsratsposten zu übernehmen."

Netzwerk-Tipps für Manager
Do's and Dont's des Networkings
Networking fällt vielen schwer - dabei ist es kein Hexenwerk. Mit einigen Tipps und Tricks kann es jeder lernen und von den neuen Kontakten profitieren.
Monika Scheddin
Die Netzwerk-Expertin und Buchautorin Monika Scheddin verrät ihre Geheimnisse, wie gutes Netzwerken aussieht - und was man lieber lassen sollte. Denn das wichtigste an erfolgreichem Networking:
Netzwerken mit Ziel und Zeit
Für gutes Networking brauche man ein Ziel, sagt die Expertin. „Egal ob man Manager des Jahres werden möchte oder Experte für Qualitätsversicherung – man muss viel Zeit dafür investieren“, sagt Scheddin. Zwei Jahre braucht es, bis man die ersten Kontakte "ernten" kann.
Ohne Ziel geht es nicht
"Vielen fehlt beim Netzwerken das Ziel vor Augen", sagt Scheddin. Wer nicht weiß, was er mit den Kontakten anfangen will, der kann es auch gleich lassen. Das gelte auch für Unternehmen, meint die Expertin. Sie müssen ihren Mitarbeitern klare Ziele geben und keine schwammigen Aufforderungen dazu, mehr Umsatz zu generieren. Hat man sich ein Ziel gesetzt, gibt Scheddin einen wichtigen Tipp:
Vergessen Sie Ihr Ziel!
Zumindest zeitweise, nämlich dann, wenn man gerade auf einer Konferenz oder einer anderen Networking-Gelegeneheit ist. "Ich muss die Person mir gegenüber wertschätzen und mit einer sogenannten absichtslosen Absicht herangehen", sagt Scheddin. Niemand wird bewusst ausgebeutet. Seien Sie also ehrlich interessiert an Ihrem Gegenüber. Ihr Ziel muss Nebensache sein, während Sie mit ihm plaudern.
Nur wer interessant ist, sticht heraus
Nun gilt es, einen Eindruck zu hinterlassen, damit der Gesprächspartner sich auch noch nach einigen Tagen an einen erinnert. "80 Prozent der Menschen bleiben einfach nicht in Erinnerung. Warum? Weil sie kompetent in Erinnerung bleiben wollen. Aber das funktioniert nicht", erzählt die Netzwerk-Expertin. Wer auffallen will, muss interessant sein.
Auffallen mit Freude
Um sich interessant zu machen, kann man mit Freude auffallen: "Freude ist die beste Form der Positionierung", sagt Scheddin. So können Sie sich vorstellen mit "Ich habe für die Firma ein CRM-System eingeführt und dafür haben wir einen Preis bekommen". Das kommt nicht arrogant rüber, sondern ehrlich. So bleiben Sie in Erinnerung.
Klasse statt Masse
So viele Xing- und LinkedIn-Kontakte, dass Sie den Überblick verlieren? Das muss nicht sein. "Es ist ein Unterschied, ob man viele Leute kennt – oder die richtigen", sagt Scheddin. Daher rät sie auch ...
Kontakte überprüfen
... einmal im Jahr die Kontakte zu überprüfen. "Hat man zu viele Kontakte, muss man sie ausdünnen", meint sie. Mit wem man schon länger nicht mehr gesprochen hat, den sollte man ruhig aussortieren.
Vertrauen ist gut
Hat man gute Kontakte geknüpft, sollte man sie auch nutzen. Ausnutzen darf man sie aber keinesfalls. "Vertrauen ist die Währung des Netzwerkens", sagt Scheddin. Zwar müsse man darauf acht geben, wie offen man sein kann oder darf. Aber wer nichts von sich preisgibt, der wird nicht als Person wahrgenommen und hat keinen Erfolg im Networking.
Was Unternehmen tun können
Sobald eine Firma vernetzte Mitarbeiter als wertvoll erachtet, kann sie während der Arbeitszeit kleine Netzwerkformate einrichten. "Wenn die Kollegen dorthin gehen dürfen, gehen sie auch gern hin", meint Scheddin. Wichtig sei, dass es einen Anlass gebe, also einen Programmpunkt, und dass das Networkingformat als Arbeit betrachtet wird. Nichts anderes ist es auch. Das gilt auch für Geschäftsessen.
Falle oder Chance? Geschäftsessen
Treffen zum gemeinsamen Mittagessen sind eine beliebte Art des Netzwerkens. "Viele unterschätzen Geschäftsessen", sagt Scheddin. "Man geht da nicht hin, um satt zu werden."
Was man nicht essen sollte
Essen Sie keinen Salat, rät die Expertin, und keine Spaghetti. Salat kaut man zu lang - und kennen Sie jemanden, der sich noch nie bekleckert hat bei Spaghetti Bolognese?
Kein Essen mit Freunden
Wer eine Essenseinladung annimmt, sollte bedenken, dass er die ganze Zeit beobachtet wird. "Welche Manieren hat derjenige, wie geht er mit dem Personal um, gibt er Trinkgeld? Auf solche Dinge sollte man achten", sagt Scheddin.
Kontakte gibt es überall, nicht nur in der Arbeit
Auch im Privatleben kann und sollte man sich vernetzen. "Da gibt es verschiedenste Möglichkeiten, vom Elternbeirat bis hin zum Tanzclub", sagt Scheddin. Diese Art der Kontakte seien viel spielerischer. Auch wenn nicht immer ein wertvolle Geschäftskontakt dabei herauskäme, sollte man auf keinen Fall darauf verzichten, rät Scheddin.
Das Mindeste, was Sie tun können
Eine Basisanforderung des Networkings: "Sammeln Sie Visitenkarten ein oder bestätigen Sie Kontakte bei Xing und LinkeIn", rät Scheddin. Wer dann noch die Kontakte mit echtem Interesse anschreibt, sich mit ihnen mal zum Mittagessen trifft oder zum Wandern geht, hat schon halb gewonnen.
Mehr Tipps
Mehr Networking-Tipps gibt es in der sechsten und aktualisierten Auflage des Buches von Monika Scheddin: "Erfolgsstrategie Networking", 6. Auflage, Allitera Verlag.

Informationen über die Aufgaben eines Aufsichtsrates bündelt zum Beispiel die PwC-Publikation Die Unternehmensüberwachung.