Sicherheit, Kosten, Lizenzen

Fünf Mythen über Desktop-Virtualisierung

13.08.2009 von Thomas Pelkmann
Es gibt noch sehr viele Fehlurteile und Missverständnisse bei Desktop- oder Client-Virtualisierung. Das hat Forrester festgestellt. Zu Verwirrung tragen auch Anbieter bei, die beim Sparpotenzial von Virtualisierungslösungen und beim ROI maßlos übertreiben.
Zum Thema Virtualisierung existieren Mythen und Vorurteile. Lesen Sie hier, was Virtualisierung wirklich kann.

In vielen Kundeninterviews, Befragungen und Diskussionsrunden hat Forrester-Analystin Natalie Lambert herausgefunden, dass es zwar viel Wohlwollen, aber auch viele Missverständnisse zum Thema Desktop- oder Client-Virtualisierung gibt. Während etwa die einen glauben, dass eine einzige Virtualisierungslösung ausreicht, um das IT-Management zu verbessern, Tele-Arbeiter zu unterstützen und deren Applikationen zu virtualisieren, fürchten die anderen vor allem um die Sicherheit ihres Netzwerks.

Zu Verwirrung und Missverständnissen tragen auch Anbieter bei, die beim Sparpotential von Virtualisierungslösungen und bei Fragen nach dem ROI maßlos übertreiben.

Mit diesen und anderen Missverständnissen räumt Lambert in einem Fachbeitrag für cio.com auf. Sie stellt Ihnen die fünf größten Mythen rund um Virtualisierung vor, vergisst aber auch nicht die besten Versprechungen, die Sie kennen sollten, wenn Sie in Ihrem Unternehmen Virtualisierungsprojekte durchführen möchten.

Mythos 1: Eine Technologie reicht aus, um alle Bedürfnisse zu befriedigen

Noch immer gehen manche IT-Fachleute davon aus, dass es diese eine Technologie gibt, die alle Probleme löst: Kosten für das Managen von Desktop-Umgebungen senken, besseren Remote-Access bieten, Kontinuitätsmanagement sichern.

Eine Virtualisierungs-Technologie reicht nicht aus

Tatsächlich sind für die Lösung jedes einzelnen Problems unterschiedliche Technologien nötig. So sorgt etwa die lokale Virtualisierung von Applikationen für eine Kostensenkung bei traditionell installierten Anwendungen.

Server-gestützte Virtualisierung ermöglicht es, problematische Altanwendungen von anderen Applikationen zu trennen. Die lokale Desktop-Virtualisierung erlaubt es der IT, zentral verwaltete Desktop-Umgebungen auf Unmanaged Clients zu betreiben.

Server-basierte Desktop-Virtualisierungen schließlich ermöglichen es für jeden mit Netzwerkanschluss, seinen Firmen-Desktop von überall her zu erreichen.

Noch interessanter werden diese Technologien, wenn man sie kombiniert. So könnten etwa mit der Kombination von Server-basierter Desktop- und Applikations-Virtualisierung Spareffekte realisiert werden, die sich mit einzelnen Komponenten so nicht erzielen lassen.

Mythos 2: Desktop-Virtualisierung birgt Sicherheitsrisiken

Wer gehört hat, dass virtualisierte Desktops weniger sicher seien, als real existierende Desktops, liegt falsch. Tatsächlich bringt die Desktop-Virtualisierung sogar mehr Sicherheit: Server-gestützte Virtualisierung sorgt dafür, dass alle Applikationen und Daten vom Endgerät entfernt werden. Die Gefahr von Datenverlusten durch kaputte oder gestohlene Geräte tendiert damit gen Null. Zudem erlaubt die Desktop-Virtualisierung IT-Mitarbeitern mehr als früher, die Desktop-Umgebung vor unkontrollierten Zugriffen zu schützen.

Mythos 3: Applikations-Virtualisierung ist einfach nur eine andere Form von Anwendungs-Software

Stimmt nicht. Das Virtualisieren lokaler Anwendungen isoliert diese Anwendungen, so dass sie nicht mit anderen interagieren können. Das ist nicht unbedingt ein Nachteil, sondern sorgt auch dafür, dass es keine Konflikte mit anderen Anwendungen gibt.

Auf der anderen Seite nimmt diese Form der Virtualisierung das IT-Personal in die Pflicht, weil es ein größeres Verständnis für die Abhängigkeiten von Paketen entwickeln muss. Wenn Anwendungen in isolierten Umgebungen laufen, muss man bewusst und gezielt definieren, wann und wie sie mit anderen Programmen in Kontakt treten können.

Mythos 4: Der Business Case von Desktop Virtualisierung dreht sich immer um die Kosten

Achtung: Auch wenn Ihnen ein Anbieter einen ROI von neun Monaten verspricht, kann es schon mal drei bis vier Jahre dauern, bis Sie die Investition wieder eingespielt haben. Warum? Weil die sofort anfallenden Kosten für Infrastruktur und Lizenzen den sofort anfallenden Nutzen locker um ein Vielfaches übertreffen.

Kurzfristiger ROI ist nicht der wichtigste Punkt im Projektplan

Darum sollte der ROI nicht schon zu Beginn der entscheidende Punkt im Projektplan für die Virtualisierung sein, auch wenn die Firmenleitung beim Budgetieren solcher Projekte danach fragt. Präsentieren Sie stattdessen lieber die offensichtlichen Vorteile der Lösung, etwa sinkende Support-Kosten oder verbesserte Datensicherheit, die sich langfristig erzielen lassen. Näheres dazu lesen Sie auf den folgenden Seiten.

Mythos 5: Alle idealen Anwender-Szenarien können rechtssicher implementiert werden

Es wäre schön, wenn die Lizenzen Ihrer Betriebssysteme und Anwendungen für einen erfolgreichen Ausflug in die Welt der Virtualisierungen ausreichten. Mit virtualisierten lokalen Anwendungen könnte Ihr IT-Personal die gesamte Software auf Wechselplatten installieren, das Ihre Anwender zu jedem beliebigen Endgerät mitnehmen dürften. Auch das Teilen von Applikationen auf Zeit (Frühschicht-Spätschicht) wäre so zum Beispiel möglich.

In den Lizenzbestimmungen vorgesehen sind solche Szenarien in der Regel nicht, weil Betriebssystem und Applikationen wahlweise an einen festen Benutzer oder an ein festes Gerät gebunden sind. Achten Sie daher peinlich genau auf die Lizenzbestimmungen, um nicht das nächste Opfer illegaler Softwarenutzung zu werden.

Kurzfristiger ROI oder deutlich sinkende Lizenzkosten fallen als Kernargumente bei Ihrem nächsten Virtualisierungsprojekt also weg. Auf echte Nutzenversprechen müssen Sie dennoch bei der Präsentation nicht verzichten.

Die besten Argumente für Virtualisierung

Die Lebenserwartung Ihrer Endgeräte wird sich verlängern, weil zusätzliche Rechenpower durch moderne Applikationen nicht mehr hier anfällt, sondern kostengünstig auf dem Server realisiert werden kann. Auch billige Thin Clients verringern die Kosten für die Desktop-Gerätschaften.

Die Datensicherheit wird sich massiv verbessern, weil alle Daten nur noch auf den Servern lagern. Der Schaden durch Verlust oder Diebstahl eines Endgeräts hält sich so in engen Grenzen, weil Sie im schlimmsten Falle nur das Gerät ersetzen müssen, nicht aber die wichtigen Daten.

Produktivität und Zufriedenheit Ihrer Mitarbeiter werden wachsen. In einer virtualisierten Umgebung kann jeder seine Daten von einem beliebigen Punkt aus aufrufen und bearbeiten. Das kann genauso das heimische Wohnzimmer sein, wie ein Café oder eine Hotelhalle. Ein weiterer Vorteil: Ihre Mitarbeiter können für die Arbeit auch ihre eigenen Laptops oder PCs verwenden, ohne dass ein Schaden an Programmen oder Daten entstehen kann.

Support-Kosten sinken durch Virtualisierung

Die Kosten für Support werden sinken. Einer der größten Kostenposten im Support sind Wartungsbesuche am Arbeitsplatz. Sie können schnell acht Mal so teuer werden wie beispielsweise Telefonsupport. Mit Virtualisierung gehören solche Besuche der Vergangenheit an, weil nahezu alle Rechneraktivitäten im Rechenzentrum laufen. Für billige Thin Clients könnte es im Schadensfall sogar günstiger sein, einfach einen neuen zu kaufen, als eine teure Vor-Ort-Reparatur durchzuführen. Selbst lokale Virtualisierungslösungen helfen beim Kosten senken, weil Konflikte mit anderen Programmen und Maschinen ausgeschlossen sind.

Mergers & Acquisitions lassen sich schneller realisieren. Wenn alle Applikationen auf dem Server liegen, lassen sich neue Mitarbeiter viel schneller integrieren, als in Umgebungen, wo erst hunderte oder tausende Desktops neu konfiguriert werden müssen. Tatsächlich müssen im Idealfall nicht einmal Rechner ausgetauscht werden, weil die vorhandenen Maschinen über das Netz einfach mit allen Anwendungen und Daten versorgt werden können.

Vertragspartner und nicht-verwaltete Rechner können leichter eingebunden werden. Vor einer Client Virtualisierung hatten IT-Abteilungen drei Möglichkeiten, um Partnern Zugriff auf die IT zu geben: einen kompletten Rechner hinstellen, Zugriff über VPN zu gewähren oder ihnen die eigenen Maschinen erlauben. Nichts davon war ideal.

Mit Virtualisierung gibt es bessere Möglichkeiten. So kann die IT etwa Virtual Images basteln, die auch auf Unmanaged Clients laufen können. Andersherum kann die IT auch eine Desktop-Umgebung auf dem eigenen Server anbieten, auf das der Partner von überall her Zugriff hat.

Und schließlich beeinflusst Virtualisierung auch Konzepte für Business Continuity und Desaster Recovery positiv. Der mögliche Remote-Zugriff auf Firmendaten verringert die Zahl möglicher Fehlerquellen und Geräte, die im Katastrophenfall eine Firma lahmlegen können.

Beteiligen Sie sich an der CIO-Umfrage zum Thema: Was steht der Virtualisierung in Unternehmen am stärksten im Wege? Zur CIO-Umfrage