Vorgestellt

Google-Dienste auf dem iPad

18.10.2012 von Holger Sparr
Google Drive, Picasa, Chrome und weitere Google-Apps - so nutzen Sie Google-Dienste auf dem iPad richtig.

Wenn es ein Unternehmen gibt, dem man als Internet-Nutzer beim besten Willen nicht aus dem Weg gehen kann, ist es Google. Dafür sorgt schon die Suchmaschine, die beinahe eine Monopolstellung innehat. Doch Google bietet noch weit mehr als nur die Suche: Google ist Mail-Provider mit Google Mail, beherbergt mit Youtube die größte Filmeplattform, bietet mit Google+ ein soziales Netz, mit Google Drive einen kostenlosen Online-Speicher, mit den Google Docs ein Online-Office-Paket, mit Picasa eine Fotoplattform, mit den Google-Apps ein Angebot für Firmenkunden, mit Chrome einen eigenen Browser und etliches mehr. Die Liste ließe sich noch beliebig lange fortsetzen.

Praktisch alle der genannten Google-Dienste lassen sich auch auf dem iPad nutzen. Angesichts der Tatsache, dass Apple und Google sich wegen des Android-Systems als Konkurrenten sehen, mag man sich über Googles weiterhin ungebremstes Engagement für iOS zwar wundern, aber der Streit hält Google nicht davon ab, für iPad und iPhone immer wieder neue Apps wie zuletzt den Chrome-Browser oder Google Drive vorzustellen.

Für viele Dienste benötigt man nicht unbedingt eine dezidierte App: Der Mail-Account oder die Websuche lassen sich über Apples Apps nutzen, und die Youtube-App gehörte vor iOS 6 noch direkt zum System. Bei manchen anderen Diensten wie den Google Docs hingegen ergibt sich erst mit weiteren Apps, die teils auch von Drittanbietern stammen, ein befriedigender Workflow.

Google-Account im Zentrum

Für die meisten Google-Dienste wie Mail und dergleichen ist ein Google-Account nötig, den man unter http://accounts.google.com kostenlos erzeugen kann. Alle Dienste lassen sich also über einen zentralen Account verwalten, was bequem ist, Google gleichzeitig aber auch sehr viele persönliche Informationen preisgibt, die das Unternehmen für Werbezwecke nutzt. Natürlich geht manches wie die Websuche auch ohne Account, doch Zugriff auf Features wie den Online-Speicher Google Drive oder Google Mail gibt es eben nur über einen Account.

Auf den folgenden Seiten stellen wir Ihnen folgende Google-Dienste für das iPad vor:

Die Google-Drive-Software für Windows und OS X synchronisiert das Online-Verzeichnis mit einem Ordner auf dem Rechner. So muss man Dateien lokal lediglich im richtigen Ordner sichern, um online darauf zugreifen zu können.

Zu den spannendsten Angeboten im Google-Universum zählt aus Sicht des iPad Anwenders sicher der Google-Drive-Dienst . Man kann ihn sich am ehesten als eine Kreuzung aus einem Online-Speicher ähnlich der Dropbox und einem einfachen Office-Paket à la Openoffice vorstellen. Für Verwirrung sorgt bisweilen die Benennung, die Google öfter geändert hat: Gestartet wurde das Angebot einst als „Text und Tabellen“, es bot die Möglichkeit, einfache Textverarbeitung und Tabellenkalkulation online in einem Browser-Fenster zu betreiben. Für Geschäftskunden wurde das Angebot zu den „Google Apps“ aufgebohrt, und die Privatkundenvariante wurde später, als mehr Funktionen hinzugekommen waren, in „Google Docs“ umbenannt. Und seit Google vor Kurzem auch einen frei für weitere Dokumente nutzbaren Online-Speicher dazu spendierte, wurde daraus Google Drive. Zunächst einmal bietet Google Drive Speicherplatz im Internet, auf den man frei zugreifen kann. Über einen Google-Account bekommt jeder 5 Gigabyte, mehr Platz lässt sich dann über monatliche Gebühren zusätzlich buchen. Der Drive-Ordner lässt sich beispielsweise aus dem Browser heraus betrachten und ändern.

Online-Speicher mit Mehrwert

Für die meisten Google-Dienste ist ein kostenloser Account zwingend erforderlich.

Was Google Drive reinen Online-Speichern wie Dropbox voraus hat, ist die Fähigkeit, diverse Dokumentenarten im Browser anzeigen und einige direkt ändern zu können. Die ehemaligen Google-Apps sorgen dafür, dass man im Browser Texte, Tabellen, Präsentationen und einfache Zeichnungen anlegen und bearbeiten kann. Optisch sind diese Apps schon wegen der Zwänge der Browserdarstellung kein Highlight, aber der Funktionsumfang reicht für normale Büroarbeit aus. Der große Vorteil von Googles Antwort auf Office-Pakete ist die Möglichkeit der Zusammenarbeit: Dokumente lassen sich sehr einfach für Kollegen oder Freunde freigeben, die diese je nach Einstellung ansehen oder auch ändern können.

So lassen sich Dokumente gleichzeitig von mehreren Teilnehmern per Internet bearbeiten, ohne Dateien hin und her zu schicken. Weitere Dokumentenformate, darunter auch Photoshop-Dokumente, diverse Bildformate und sogar Autocad-Zeichnungen kann Google Drive zwar nicht bearbeiten, aber immerhin als Vorschau im Browser anzeigen, was gerade auf dem iPad sehr praktisch sein kann.

Google Drive beim iPad

Auf dem iPad präsentiert Safari den Inhalt des Google-Drive-Ordners in einer Mobilansicht.

Seit Kurzem gibt es für Google Drive eine eigene App für iPhone und iPad. Allerdings bietet diese bislang nur eine sehr bescheidene Funktionalität, denn sie beschränkt sich im Wesentlichen darauf, den Inhalt des Online-Speichers anzuzeigen. Man kann alle Dokumente ansehen und per „Öffnen in“ an andere Apps übergeben. Google-Apps kompatible Office-Dateien lassen sich nicht direkt in der App bearbeiten, sondern müssen dazu an Safari übergeben werden. Unverständlicherweise ist der Upload von Dateien wie etwa Bildern mit der Google-Drive-App bislang nicht möglich.

Für zwei Dinge ist die Google-Drive-App immerhin nützlich: Zum einen lassen sich die Zugriffsrechte vorhandener Dateien definieren. Und außerdem können Dateien für den Offline-Zugriff markiert und dazu in den privaten Speicherbereich der App geladen werden. Dennoch fehlt noch einiges an Funktionalität.

Drive-Zugriff per Browser

Die Google-Drive-App erlaubt den Download von Dateien und deren Freigabe für andere.

Glücklicherweise ist man auf die Google Drive-App aber auch nicht angewiesen. Zunächst einmal lässt sich die Tatsache ausnutzen, dass sich alle Funktionen auch im Browser ausführen lassen. Ruft man http://drive.google.com auf, zeigt Safari die Webversion des Online-Speichers.

Auf dem iPad und iPhone ist man freilich etwas in den Möglichkeiten limitiert, denn beispielsweise lassen sich keine Präsentationen bearbeiten, sondern nur betrachten. Normalerweise ist im Browser eine abgespeckte Mobilansicht zu sehen, die vor allem auf dem iPhone besser und nicht zuletzt schneller funktioniert als die normale Desktop Ansicht.

Bearbeiten lassen sich Dokumente nur in Safari, was in der klassischen Ansicht recht gut klappt.

Bei der Bearbeitung von Texten und Tabellen hat die Mobilversion allerdings auch ihre Schwächen, denn manchmal unterschlägt sie einfach Objekte wie etwa mathematische Formeln. Auf dem iPad ist die Desktop-Ansicht deswegen oft die bessere, allerdings auch langsamere. Insgesamt ist die Arbeit mit Google Docs im Browser leider eine etwas zähe Angelegenheit, die sich nur für gelegentliche Korrekturen wirklich anbietet. Daran ändert sich übrigens auch wenig, wenn man statt zu Safari zu Googles eigenem Chrome- Browser greift, der seit Kurzem verfügbar ist.

Alternativer Dateizugriff

Goodreader verbindet sich mit diversen Online-Speicherdiensten und Serverarten.

Da Googles eigene Drive-App ja nicht einmal den Datei-Upload unterstützt, ist man als iPad-Besitzer auf Alternativen angewiesen. Eigentlich kann man schon mit dem Suchen aufhören, wenn man mit Goodreader for iPad (3,99 Euro) gewissermaßen das „Schweizer Taschenmesser“ unter den Dateiverwaltungs-Apps besitzt. Unter „Connect to Servers“ wählt man einfach Google Drive aus der Liste der verschiedenen Diensteanbieter aus und gibt seinen Account ein.

Beim Download von Google Docs darf man sich das passende Dateiformat aussuchen.

Was Goodreader kann, ist, Dokumente aus Google Drive in den eigenen Speicherbereich zu laden, anzusehen und womöglich zur Bearbeitung an andere Apps zu übergeben. Die App kann außerdem Dateien inklusive Bilder aus dem Fotobereich des iPad in den Google-Drive-Speicher laden. Da Goodreader darüber hinaus mit anderen Diensten wie Dropbox sowie allen möglichen Dateiservern kommunizieren kann, eignet sie sich sehr gut zum Verschieben von Dateien.

Was Goodreader dagegen nicht leisten kann, ist die direkte Bearbeitung von Office Dokumenten ohne vorherigen Download, außerdem lassen sich auch keine Zugriffsrechte für weitere Nutzer definieren.

Bearbeitung in der Cloud

Documents to Go Premium bietet auf dem iPad recht komfortable Bearbeitungsmöglichkeiten.

Das eigentliche Highlight von Google Drive ist aber weniger der Datenspeicher, sondern eher die Bearbeitungsmöglichkeit für Texte, Tabellen, Präsentationen und Zeichnungen. Mehrere Office-Apps für das iPad verstehen sich darauf, Dokumente direkt innerhalb von Google Drive zu bearbeiten. Theoretisch könnte man dies auch einfach im Browser tun, doch richtige iPad-Apps bieten meist eine deutlich bessere Bedienung.

Documents to Go Premium für 13,99 Euro bearbeitet Texte, Tabellen und Präsentationen direkt innerhalb von Google Drive, sichert also auch die Bearbeitungen auf Wunsch wieder direkt in der Cloud. Darstellung und Bedienung wirken leicht hausbacken, sind aber gut auf das iPad abgestimmt und ermöglichen durchaus die Überarbeitung von Dokumenten unterwegs.

Office2 HD empfiehlt sich als kostengünstige und auch recht schicke Alternative für die Arbeit im Büro.

Alternativen gibt es einige, denn außer Apples eigenen Office-Apps bieten die meisten anderen Office-Apps den Google-Drive-Zugriff, beispielsweise auch Office2 HD als preisgünstige Alternative für 5,99 Euro. Neben dezidierten Office-Apps versprechen weitere Apps im Store den besonders einfachen Zugriff auf Google Docs oder Drive. Die meisten schienen uns nach dem Erscheinen von Googles eigener App mittlerweile obsolet: Dokumente ansehen,die Freigabeeinstellungen ändern und die Dokumente zur Bearbeitung an den Safari Browser zu übergeben, schafft auch Googles App. Noch ist die Unterstützung für andere Cloud-Speicher wie Dropbox innerhalb von iOS Apps, die mit Dateien arbeiten, ein wenig größer als für Google Drive. Doch man muss kein Hellseher sein, um zu sagen, dass sich dies angleichen wird.

Neben dem immens erfolgreichen Youtube-Portal für Filme betreibt Google mit den Picasa-Webalben auch ein Portal für Bilder. Hinter Picasa verbirgt sich zunächst einmal eine Bildverwaltungssoftwarte für Mac und PC, die man frei unter http://picasa.google.com herunterladen kann und die auch einfache Bildbearbeitungen ermöglicht. Eng verbunden ist dieses Angebot aber mit den Picasa-Webalben, einer Möglichkeit, seine Bilder online zu sichern und dort auch mit anderen zu teilen. Picasa ist eng mit dem sozialen Netzwerk Google+ verknüpft, kann aber auch unabhängig davon als Bilder-Community à la Flickr genutzt werden.

Web Albums HD reicht frisch von der Kamera importierte Bilder an den Picasa-Dienst weiter.

Im Gegensatz zu den meisten Foto-Hostern ist Picasa aber sehr tolerant, was Bildgrößen und Dateiformate angeht. So werden auch Bilddateien im RAW-Format unterstützt, und einzelne Bilder dürfen bis zu 20 Megabyte Datei- und 50 Megapixel Bildgröße aufweisen. Im normalen Webalbum findet immerhin ein Gigabyte an Bilddaten Platz. Und genau das macht Picasa auch für Fotografen interessant, die nach einem Online Backup ihrer Bilddaten suchen und dafür nicht unbedingt Apples Fotostream nutzen möchten.

Bilder per Airplay direkt an Apple TV senden

Mit der App Web Albums HD for Picasa für 2,99 Euro ist es möglich, nicht nur die Bilder in den Alben zu verwalten oder zu kommentieren und per Airplay direkt an ein Apple TV zu senden, sondern auch Bilder direkt vom iPad aus hochzuladen. Wer die Bilder seiner Kamera mit Apples SD Kartenleser importiert, kann mit dieser App direkt den letzten Import auf Picasa hochladen und so noch „on location“ ein Backup seiner Bilder im Netz anfertigen.

Das Goggles-Feature

Bei all den weiteren Diensten, die Google mittlerweile anbietet, verliert man Googles Kerngeschäft, nämlich die hauseigene Suchmaschine, nur allzu leicht aus den Augen. Wer einen Begriff „googeln“ möchte, nutzt meist einfach das Suchfeld in Safari. Doch Google bietet schon seit Langem eine eigene, Google-Suche genannte und natürlich kostenlose App, der letztlich zu wenig Beachtung geschenkt wird, denn sie hat der Browser-Suche einiges voraus. Zunächst einmal kann sie auf den neueren iPads das Mikrofon zur Sprachsuche nutzen, wobei Google-typisch auch umgangssprachliche Formulierungen oft gefunden werden.

Googles Suche-App findet CDs, Bücher und Filme nur anhand eines Coverfotos.

Noch praktischer ist aber das „Goggles“-Feature, das die eingebaute Kamera nutzt. Goggles erkennt zunächst einmal Bar- und QR-Codes und sucht nach den zugehörigen Produkten. Bücher, Schallplatten und DVDs werden meist per Bilderkennung anhand des Covers erkannt, was gespenstisch gut funktioniert.

Und es geht noch weiter: Erkennt Goggles Text auf dem Bild, wird dieser verstanden, und Google liefert, falls nötig, gleich die Übersetzung zurück. Natürlich leistet nicht die App diese Erkennungsdienste, sondern Server im Internet, an die die App reichlich Daten übermittelt. Doch deren Dienste können verblüffend wertvoll sein. Die App zeigt die Fundstellen über einen eigenen Browser an, öffnet sie aber auf Wunsch auch direkt in Safari. Zusätzlich bietet die App einen schnellen Zugriff auf die diversen Google-Apps, etwa Google Mail, Google Earth oder Termine.

Der Google-Übersetzer erkennt Gesprochenes und liest das Ergebnis in vielen Sprachen gleich vor – der perfekte Dolmetscher

Wo wir gerade beim Thema Spracheingabe und Übersetzung waren: Die App Google Übersetzer bietet einen sehr komfortablen Zugriff auf den auch im Web angebotenen Dienst von Google. Das Praktische daran ist, dass auch Spracheingaben per Mikrofon akzeptiert werden und das Übersetzungsergebnis in den wichtigsten Sprachen zudem per Sprachausgabe möglich ist. Der Übersetzungsdienst beherrscht auch exotischere Sprachen von Afrikaans bis Weißrussisch, wenngleich die automatische Übersetzung naturgemäß nicht ganz perfekt ist. Aber theoretisch eignet sich das iPad mit dieser App als Universalübersetzer sowohl für Texte wie das gesprochene Wort.

Google Earth

Google Earth bietet weit mehr als die Karten- App, darunter Fotos und geneigte Ansichten.

Ein ähnliches Schicksal wie die Such-App von Google dürfte auch Google Earth teilen, denn wenn die zum System gehörige Karten-App bereits Satellitenbilder zeigt und Wegbeschreibungen liefert, fragt man sich schon, was eine dezidierte Google-Earth-App noch bieten soll.

Ganz einfach: Hier lassen sich die Ansichten drehen und automatisch mit dem iPad neigen, sodass man eine Art Pseudo-3D-Flug über das Gelände machen kann. Etliche Informationen von Panoramio-Fotos bis zur Karte mit bekannten Schiffswracks lässt sich zudem über das Bild blenden, sodass man die Umgebung doch mit anderen Augen sieht als mit der schnöden Karten-App.

Die Google+-App bietet einen optisch wie funktional gelungenen Zugang zu Googles sozialem Netzwerk.

Auch das soziale Netz Google+ hat natürlich eine eigene App. Gegen den großen Konkurrenten Facebook hat Google bei den Mitgliederzahlen noch klar das Nachsehen, punktet aber mit einer gut gemachten App, die sich natürlich auch um Fotos kümmert und deren Upload erlaubt. Optisch ist die App auf dem iPad der Webdarstellung weit überlegen.

Googles Chrome-Browser bietet eine gelungene Optik und erkennt auch das gesprochene Wort als Suchanfrage. Lesezeichen und offene Tabs lassen sich mit der Desktop-Version abgleichen

Last, but not least soll auch ein erster Blick auf Googles Browser Chrome nicht fehlen, den es schon seit Längerem für Windows und OS X, aber erst seit Kurzem auch fürs iOS gibt. Er nutzt wie alle alternativen Browser gezwungenermaßen Apples Version der Webkit-Engine, bietet aber dennoch manch neue Idee: Ein einziges Eingabefeld nimmt sowohl Adresseingaben wie auch Suchanfragen auf, und per Mikrofontaste darf man diese diktieren statt tippen, was sehr gut funktioniert.

Safari-Alternative

Auf Wunsch synchronisiert die iPad-App mit ihrem Gegenstück auf Mac und PC nicht nur die Lesezeichen, sondern sogar die geöffneten Tabs. Insgesamt ist Chrome durchaus eine leistungsfähige Safari-Alternative. (Macwelt)