Exagon tritt allerdings auf die Euphorie-Bremse

Hohe Erwartungen an ITIL 3

06.07.2007 von Alexander Galdy
Die Unternehmen stehen dem Lifecycle-Modell der neuen Version ITIL 3 positiv gegenüber. Laut einer Studie des unabhängigen IT-Beratungsunternehmens Exagon gehen vier von fünf der befragten IT-Anwender davon aus, dass sich das Modell vorteilhaft auf ihre Arbeitspraxis auswirken wird. Exagon empfiehlt jedoch, sich zunächst weiter auf ITIL 2 zu konzentrieren.
Fast die Hälfte der ITIL-Anwender erachten die Abbildung der IT-Prozesse in einem Lifecycle-Modell als vorteilhaft.
Foto: Thomas Zeller

ITIL beschreibt den Lebenszyklus der IT-Services von der Modellierung über die Implementierung und den Betrieb bis zur Optimierung. 44 Prozent der an der Umfrage teilnehmenden IT-Fachleute leiten aus diesem zentralen Bestandteil des Refresh der IT Infrastructure Library optimistische Erwartungen ab.

39 Prozent erachten die Abbildung der IT-Prozesse in einem Lifcycle-Modell als tendenziell vorteilhaft. Dagegen können 17 Prozent der IT-Fachleute dem System derzeit nichts Positives abgewinnen. Für sie ist das Modell nicht erforderlich.

Präzisierung und Erweiterung

Im Vergleich zur Vorgänger-Version gibt es einige Veränderungen bei ITIL 3. "Eine der auffälligsten des Rahmenwerks besteht darin, dass im Gegensatz zum bisherigen prozessbasierten Modell künftig der geschlossene Lebenszyklus von Services im Mittelpunkt steht“, berichtet Joachim Fremmer, Geschäftsführer von Exagon.

Dieser Sicht würden sich alle im ITIL-Framework beschriebenen Phasen und Prozesse des IT-Service-Managements unterordnen, ergänzt Fremmer. Insofern diene dies einer Präzisierung und Erweiterung gegenüber der Version ITIL 2.

Nach Einschätzung des Beraters zielt das Lifecycle-Konzept damit auf eine einfachere Umsetzung der Projekte ab. Aber auch auf eine bessere Ausrichtung der IT auf das Business.

Ob ITIL 3 diesen Ansprüchen gerecht wird, darüber ist der Exagon-Chef geteilter Meinung: "Das Lifecycle-Modell ist aufgrund der sehr unterschiedlichen Autoren mit ihren verschiedenen Sichtweisen und marktpolitischen Interessen nicht durchgängig genug.“ Fremmer geht sogar noch weiter und kritisiert es als widersprüchlich.

So werde zum Beispiel die Verbindung des Service-Lifecycle zum Business- und Produkt-Lifecycle nicht ausreichend dargestellt. Außerdem habe er im neuen Regelwerk methodische Schwächen entdeckt. Diese lassen sich zwar in der Projektrealisierung eliminieren, so Fremmer, dienten aber nicht der intendierten Vereinfachung.

Meist kein Grund zur Eile

Der Consulter empfiehlt deshalb den Unternehmen, zunächst ITIL 2 in "einen sicheren Hafen zu bringen“, statt die dreier Version einzuführen. Dafür bestehe meist sowieso kein dringender Handlungsbedarf.

Das Regelwerk in der bisherigen Version ist laut Fremmer vielfach erst teilweise eingeführt. Unternehmen sollten deshalb nun erst einmal ihre ITIL-Politik fortsetzen und sich nicht eine Koexistenz von zwei Versionen aufbürden.

Exagon befragte 216 ITIL-Anwender aus Firmen mit einem Umsatz von mehr als 50 Millionen Euro zu ihren Erwartungen an die ITIL-Version 3.