Fast 30 Prozent kürzen in Deutschland ihre IT-Ausgaben

IT-Budgets brechen ein

16.09.2008 von Andrea König
Die Wirtschaftslage ist angespannt, die Unternehmen schrauben ihre IT-Investitionen zurück. Eine aktuelle Forrester-Studie zeigt, wie sich der Abschwung auf Ausgaben für Informationstechnik auswirkt - in den USA deutlich stärker als hierzulande.
Zwei von fünf Unternehmen haben ihren IT-Etat gekürzt.
Foto: MEV Verlag

Mehr als 40 Prozent der großen Unternehmen haben in diesem Jahr ihre IT-Budgets gekürzt. Sie reagierten damit auf den Rückgang der Weltwirtschaft. Nur 28 Prozent der Firmen gaben an, dass die Wirtschaftslage keinen Einfluss auf ihre IT-Budgets habe.

IT-Budgets
43 Prozent der Unternehmen haben ihr Budget bereits gekürzt.
Ausländische Ressourcen stehen bei vielen Unternehmen auf der Agenda.
Mehr als die Hälfte der Befragten sparte beim Outsourcing weniger als erwartet.

Unternehmen gehen sichtbar auf den Zustand der Wirtschaft ein. 70 Prozent der Befragten wollen mit ihren Lieferanten über einen niedrigeren Preis verhandeln. 16 Prozent geben an, sie hätten ihre Ausgaben für IT-Dienstleistungen bereits gekürzt. Knapp 70 Prozent wollen zudem ihr Anbieter-Management verbessern und beispielsweise eine zentrale Gruppe für Anbieter-Management im Unternehmen gründen. Bislang gibt es so etwas nur in 53 Prozent der Firmen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie von Forrester.

Das Ausmaß der Kürzungen unterscheidet sich je nach Branche. Besonders betroffen sind Finanzdienstleistungen (49 Prozent), Baugewerbe und die Automobilindustrie. Weniger stark gespart wird in der Unterhaltungs- und Freizeitindustrie (39 Prozent).

Auch beim Ländervergleich sind deutliche Unterschiede erkennbar. Amerikanische Unternehmen streichen ihre IT-Budgets am häufigsten zusammen: 49 Prozent der Firmen drosseln dort ihren Etat, aber nur 31 Prozent der europäischen Firmen. Deutschland liegt mit 28 Prozent knapp unter dem Europa-Mittelwert.

Die Nachfrage für Dienstleistungen bleibt jedoch stabil. Dreiundvierzig Prozent der Befragten wollen ihre IT-Dienstleistungen ins Ausland verlegen. Bislang haben bereits neun Prozent der Firmen ihre IT-Dienstleistungen vollständig ins Ausland verlegt. Weitere 19 Prozent befinden sich in Pilotprojekten. 22 Prozent der Teilnehmer nutzen zwar keine Auslandsressourcen, verfolgen die Entwicklungen aber aktiv.

Unzufriedenheit beim Thema Outsourcing

Das Outsourcing setzen die befragten Firmen nicht immer mit Zufriedenheit gleich. 52 Prozent berichten, dass die Einsparungen geringer sind als sie das ursprünglich erwartet hatten. Zudem beklagen 40 Prozent eine schlechte Service-Qualität.

Die Forrester-Studie zeigt: Je länger die Vertragslaufzeit, desto größer ist die Unzufriedenheit. Knapp die Hälfte (49 Prozent) der betroffenen Firmen äußerte sich unzufrieden über ihre Entscheidung, einen großen Outsourcing-Vertrag über fünf Jahre oder länger abgeschlossen zu haben.

Anhand der Auswertungen haben die Analysten von Forrester zudem ein weltweites Ranking der führenden Firmen erstellt, die Dienstleistungen als externe Anbieter erbringen. Ihr Resümee: Die vorderen Plätze belegen die Markt-Riesen IBM, Hewlett-Packard, Accenture, AT&T, Verozon und Deloitte. Aber auch andere Anbieter wie Compucom bekommen ihren Anteil am Markt.

Eine Studie der Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers errechnete, dass Firmen momentan rund ein Drittel ihres IT-Budgets für Dienstleistungen externer Anbieter ausgeben. Das IT-Budget liege durchschnittlich bei rund 1.900 Euro pro Jahr und Mitarbeiter. Je nach Branche unterliegt dieser Wert starken Schwankungen. In der öffentlichen Verwaltung werden nur 800 Euro ausgegeben, bei Banken hingegen durchschnittlich 8.157 Euro. Anders als Forrester prognostiziert PwC wachsende Budgets.

Beim IT-Budget geht es um Klasse

Allerdings gehe es beim IT-Etat um Klasse, nicht um Masse. Demnach sind Unternehmen mit hohen IT-Ausgaben nicht zwangsläufig zufriedener mit ihrer IT als Unternehmen mit vergleichsweise niedrigem Budget. Viel entscheidender sei etwa, dass die Kommunikation in der Firma funktioniere.

Für die Studie "Impact of economic downturn on tech spending varies by region and sector" befragte das Beratungshaus Forrester 947 leitende IT-Manager in Nordamerika und Europa zu ihren Ausgaben für IT-Dienstleistungen und ihren Service-Strategien und Prioritäten insgesamt.

Die Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers sprach für ihre Studie "Der Wertbeitrag der IT zum Unternehmenserfolg - Manage IT as a business" mit 650 CIOs.