CIOs sehen keinen ROI

IT-Dienstleister schwenken auf Prozesse um

05.05.2010 von Daniel Krauss
Der Business Case bei Green-IT-Projekten ist immer weniger Unternehmen klar. Auch deshalb konzentrierten sich IT-Dienstleister neuerdings auf IT-gestützte grüne Geschäftsprozesse. Smart Grid, Unified Communications und Supply Chain Optimierung stehen hoch im Kurs, meint Analyst Daniel Krauss von Forrester in seiner Kolumne.
Daniel Krauss ist Analyst bei Forrester Research.

Forrester hat 476 Unternehmen weltweit zum Thema Green IT und Sustainability befragt. In unserer nunmehr siebten Umfrage zeigt sich, dass IT für 70 Prozent der Unternehmen eine zentrale oder sekundäre Rolle bei der Planung und Ausführung der Corporate Sustainability Strategie spielt.

Kostenreduktion ist nach wie vor der primäre Treiber für die Adoption von Green IT, jedoch konzentrieren sich Unternehmen als auch Anbieter in diesem Jahr stärker auf das Thema "IT for Green". Als besonders heißen Trend für 2010 hat Forrester CO2-Emissions- und Energie-Management Systeme identifiziert.

Green-IT-Sourcing auf Allzeithoch

Auf der Unternehmensseite ist sich nahezu die Hälfte der befragten Unternehmen über das Angebot und die Anstrengungen Ihrer IT-Anbieter hinsichtlich Green IT bewusst. Damit stagniert die Käufer-Wahrnehmung seit zwei Jahren. Viele IT-Einkäufer erwarten heute schon eine laufende Verbesserung der Energie-Effizienz in einem selben Maße wie ein verbessertes Preis-Leistungs-Verhältnis mit jeder neuen Generation der Technologie die sie einkaufen.

Das bedeutet, dass es für IT-Anbieter immer schwieriger wird, sich bezüglich dieser Komponente zu differenzieren. Sie müssen daher den Kunden klarer ersichtlich machen, was der Wert ihrer Green-IT-Lösungen ist. Gerade, weil der IT-Sourcing-Prozess heute so grün ist wie nie zuvor. Bei der Bewertung und Auswahl von Technologien hat sich die Anzahl der Unternehmen die grüne Kriterien dabei einschließen, von anfänglichen 25 Prozent im April 2007 auf 59 Prozent im April dieses Jahres gesteigert. Der höchste Wert, den wir je gemessen haben.

Implementierung von Green IT sinkt

Barriers to implementing green IT.

Noch im November 2009 gaben 28 Prozent der befragten Unternehmen an, Green IT Methoden und Lösungen zu implementieren. Zwar ist diese Zahl leicht gesunken, jedoch entwickeln derzeit mehr Unternehmen dezidierte Green-IT-Aktionspläne. Ein klares Zeichen, dass nach der Zurückhaltung der vergangenen Jahre, auch beeinflusst durch die globale Rezession, dieses Jahr ein großer Schritt vorwärts erfolgen wird.

Nichtsdestotrotz haben circa ein Drittel aller befragten Unternehmen immer noch keinen Plan oder sind sich nicht darüber bewusst. Bei der Frage nach dem Warum, geben diese Unternehmen an erster Stelle an, dass sie zu viele konkurrierende Prioritäten haben, gefolgt von dem Problem der mangelnden Ownership von Green IT Initiativen intern. Auch ist der Business Case oder Return on Investment (ROI) für immer mehr Unternehmen nicht klar (Anstieg von 11 Prozent gegenüber dem Vorjahr; siehe auch Grafik).

IT-Dienstleister fokussieren auf "IT for Green"

Die Nachfrage nach externen Green IT und Sustainability-Dienstleistungen sieht nicht ganz so grün aus. Nach einem starken Anstieg im Jahr 2008 des Interesses bei Unternehmen einen externen Dienstleister für die Planung und Implementierung von Green IT zu beauftragen, ist die Anzahl der Unternehmen, die einen Dienstleister im Moment nutzen oder erwägen es zu tun, kontinuierlich gesunken: Waren es 2008 noch 47 Prozent, sind es heute gerade einmal 24 Prozent. Nichtsdestotrotz erwarten wir bei einer sich erholenden Wirtschaft für den Green IT und Sustainability-Services Market über die nächsten Jahre gesunde Wachstumszahlen.

Forrester unterscheidet dabei zwischen drei Kategorien von Dienstleistungen:

War gerade das Datencenter das Zentrum für Green IT in den letzten Jahren, erwarten wir für 2010 einen stärkeren Fokus der IT-Dienstleister auf IT-gestützte grüne Geschäftsprozesse. Gerade in dieser zweiten Kategorie erhoffen sich die Anbieter neues Wachstum zu generieren. Smart Grid, Unified Communications und Supply Chain Optimierung stehen bei den Dienstleistern im Moment hoch im Kurs.

Das zeigt sich auch in den Ankündigungen der letzten Wochen: Capgemini zum Beispiel hat eine neue globale Service Linie mit dem Namen Smart Energy Services vor kurzem im Markt eingeführt und Atos Origin hat eine neue eigenständige Gesellschaft, Atos WorldGrid, gegründet. Siemens IT Solutions and Services (SIS) auf der anderen Seite richtet im Moment ihr "IT for Sustainability" Portfolio im Zuge des Carve-Outs neu aus, um Kunden ganzheitlicher zu bedienen.

Auch für stärker beratungsorientierte Anbieter wird das Thema Green und Sustainability immer wichtiger. So hat zum Beispiel Deloitte im März dieses Jahres die auf Green spezialisierte Beratungsfirma dcarbon8 in Großbritannien gekauft. Dies unterlegt auch einen Trend den wir für dieses Jahr erwarten: mehr Akquisitionen von spezialisierten Beratungs- und Software-Häusern durch IT-als auch Business Services Anbieter.

CO2-Emissions- und Energie-Management-Systeme

Als extrem heißes Thema hat Forrester das Thema CO2-Emissions- und Energie-Management Systeme (Enterprise Carbon and Energy Management Systems, ECEM) für 2010 identifiziert. Diese unternehmensweiten Systeme helfen Unternehmen eine neue Metrik der Unternehmensleistung zu messen: CO2-Emissionen. Diese Systeme ermöglichen die konstante Überwachung sowie das Management und Reporting von Energie-Verbrauch und die damit in Verbindung stehenden CO2-Emissionen.

Die fünf Kerntreiber für die Adoption dieser Systeme sind:

Forrester schätzt, dass gerade einmal einige hundert Unternehmen weltweit diese Systeme implementiert haben und sagt daher diesem Markt ein enormes Wachstumspotenzial von 50 Prozent bis 100 Prozent jährlich voraus. Die Liste der Anbieter ist ein Mix aus Pure Plays wie Verisae in den USA oder PE International in Deutschland, etablierten Softwarehäusern, wie SAP und Microsoft, und IT-Dienstleistern wie Accenture und IBM.

Wir verfolgen allein mehr als 60 Anbieter von denen allein mehr als zwei Drittel aus Nordamerika stammen. Dennoch bleibt es abzuwarten, wie sich andere große Softwarehäuser und Dienstleister in diesem Jahr positionieren werden (auch über Partnerschaften und Akquisitionen), da von vielen das Potential immer noch unterschätzt wird.

Daniel Krauss ist Analyst bei Forrester Research.