Die wöchentliche CIO-Kolumne

IT fast umsonst und draußen

30.06.2003 von Horst Ellermann
Neue Studien bestätigen zwei Trends beim Outsourcing: IDC sieht IT-Service-Preise durch Anbieter aus Billiglohnländern unter Druck. Gartner ergänzt, dass Unternehmen mehr Geschäftsprozesse aus der Personalverwaltung nach außen geben werden.

Über Outsourcing-Anbieter konnte man in der letzten Woche vor allem drei Dinge lesen: a) Sie wachsen. IBM verbucht unter anderem Auftragseingänge in Höhe von 380 Millionen Dollar allein von Krankenhäusern. b) Sie verschulden sich. EDS sucht neues Geld bei privaten Investoren. c) Sie fusionieren. Die Karlsruher Fiducia AG schließt sich mit der Rechenzentrale Bayerischer Genossenschaftsbanken (rgb) zur Fiducia IT AG zusammen, um bei den Großen als Full-Service-Provider mitspielen zu können. Abseits dieser fast alltäglichen Meldungen haben Marktforscher aber auch zwei Trends heraus gefunden, die das Outsourcing-Geschäft längerfristig prägen werden.

Gartner Dataquest erwartet in den nächsten zwei Jahren eine steigende Bereitschaft von Unternehmen, Personal von externen Dienstleistern verwalten zu lassen. Der Markt für diese Art des Business Process Outsourcing (BPO) wachse bereits 2003 um 18 Prozent auf 46 Milliarden Dollar. 2004 soll das Volumen 51 Milliarden Dollar erreichen und damit 39 Prozent der gesamten BPO-Umsätze ausmachen. Viele Kunden würden ihre kurzfristigen Verträge für einzelne Aufgabengebiete in längerfristige und umfangreichere Vereinbarungen ausweiten. Laut Gartner werden zurzeit vor allem die Bereiche Personalbuchhaltung und Mitarbeiterförderung ausgelagert. An die IT werden in diesen Bereichen verstärkt Anforderungen gestellt.

Die Marktforscher von IDC ermittelten zudem, dass die Auslagerung von Aufgaben zunehmend die Landesgrenzen überschreitet. Mit zunehmender Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit steige die Bedeutung des Offshore-Outsourcing, erklärte IDC-Analystin Traci Gere gegenüber der Computerwoche. Als Folge der Verlagerung von IT-Tätigkeiten in Billiglohnländer werde auch bei einer Konjunkturbelebung der Preisdruck auf die etablierten Service Provider nicht nachlassen. Sie haben sich bereits auf diese Situation eingestellt und beziehen indische, chinesische oder philippinische Programmierer in ihre Projekte mit ein, ohne dass ihre Kunden dies überhaupt wahrnehmen. Die Marktforscher von IDC ermittelten in ihrer aktuellen Studie, dass bereits 42 Prozent aller laufenden IT-Outsourcing-Projekte eine Offshore-Komponente besitzen.

Auch CIO bestätigt in seiner nächsten Ausgabe, dass IBM, EDS und Co. zunehmend Kapazitäten aus Billiglohnländern nutzen. So erklärt der Deloitte-Partner Peer Gribbohm: "Wir würden das ja nicht machen, wenn man dabei kein Geld verdienen könnte - auch wenn unsere Stundensätze dabei runter gehen." Das neue Heft erscheint nächsten Montag. Die Titelgeschichte "Was kostet die Welt?" beleuchtet die Risiken des Offshore Outsourcing, so wie sie auch in der IDC-Studie angesprochen wurden.