Schlechteste Zahlen seit 2002

IT-Service-Markt brach 2012 zusammen

21.03.2013 von Christiane Pütter
Für Anbieter von IT-Services war das vergangene Jahr das schlechteste seit 2002. Vor allem in Europa verliefen die Geschäfte schlecht. Immerhin: Für 2013 ist Besserung in Sicht.
Ovum-Analyst Ed Thomas: In Europa bleibt das Geschäft schwierig. Sowohl Anwender der Privatwirtschaft als auch die öffentliche Hand müssen sparen.
Foto: Ovum

Mit 2012 ging für IT-Service-Provider weltweit ein schwieriges Jahr zu Ende - das schlechteste seit 2002. Das gilt sowohl für die Menge der abgeschlossenen Verträge als auch für die jeweiligen Auftragsvolumen, wie der britische Marktforscher Ovum ausgerechnet hat. Analyst Ed Thomas führt die Ergebnisse vor allem auf die Krise in der Eurozone zurück.

Insbesondere das letzte Quartal 2012 schlug negativ zu Buche. In Zahlen heißt das: die Anbieter schlossen 17 Prozent weniger Deals ab als im gleichen Zeitraum 2011. Megadeals, Abschlüsse über mehr als eine Milliarde US-Dollar, habe es kaum gegeben, so Thomas.

Wie klein die Aufträge geworden sind, zeigt ein Blick auf ihr Gesamtvolumen: Es liegt 34 Prozent unter dem des vierten Quartals 2011. Umgerechnet erzielten IT-Service-Anbieter damit insgesamt knapp 21 Milliarden US-Dollar im letzten Vierteljahr 2012.

Der Analyst sieht das in der anhaltenden wirtschaftlichen Unsicherheit begründet. Thomas bezieht sich dabei vor allem auf die westlichen Industrienationen.

Insbesondere die Krise in der Eurozone wirke sich negativ aus, so der Ovum-Analyst. Nach seinen Daten gilt das in erster Linie für die Privatwirtschaft. Europäische Unternehmen hielten im Gesamtjahr 2012 einen Marktanteil von 45 Prozent. Sie bescherten den Anbietern jedoch nur ein Auftragsvolumen von knapp 17 Milliarden US-Dollar - 31 Prozent weniger als 2011.

Eine Einschätzung für Nordamerika will Thomas derzeit noch nicht treffen. Nur vage spricht er von einer leichten Erholung der Privatwirtschaft.

Die öffentliche Hand stehe sowohl in Europa wie den USA und Kanada unter Druck, so Thomas weiter. Angesichts überschuldeter Haushalte müsse der Rotstift angesetzt werden und darunter litten eben auch IT-Service-Deals.

Dienstleistungsbranche sparte am stärksten

Ein überregionaler Blick auf die Branchen zeigt eine ungleiche Entwicklung. Am stärksten sparen mussten demnach Unternehmen der Dienstleistungsbranche - sie kürzten ihre Ausgaben um rund 50 Prozent. Healthcare-Firmen kürzten um 39 Prozent und Banken, Versicherungen sowie Finanzdienstleister um 18 Prozent. Die Branchen Telekomunikation und Technik dagegen stagnierten.

US-amerikanische Medien kommentieren nun, die europäische Krise werde den IT-Services-Markt auch weiterhin nach unten ziehen. So schreibt etwa das Portal cmswire, eine Lösung sei "noch lange nicht in Sicht".

Anders sieht das der US-Marktforscher Gartner. Die Analysten halten für das neue Jahr ein Wachstum des IT-Services-Marktes von fünf Prozent für möglich.

Allerdings sieht Gartner die Anbieter in der Pflicht, ihre Geschäftsmodelle zu überdenken. Managing Vice President Eric Rocco fordert Veränderungsbereitschaft. Stichworte sind hier beispielsweise Cloud Computing, Social Media und Mobile IT. Außerdem müssten die Anbieter sich darauf einstellen, dass bei der Wahl des Providers immer öfter Business-Entscheider mitreden und nicht nur Informatiker.

Gartners drei Ratschläge für Anbieter

Rocco gibt Anbietern drei Ratschläge mit auf den Weg:

1. Referenzen statt Reklame: In Marketing und Außendarstellung sollten IT-Services-Anbieter nicht auf allgemeine Aussagen setzen. Zielführender sind Referenzen. Das schafft mehr Interesse bei potenziellen Kunden.

2. Das Portfolio überprüfen: Lieber nicht alles anbieten, sondern sich fokussieren. Gartner erwartet eine steigende Nachfrage nach Asset-basierten und Internet Protocol-basierten Services.

3. Skaleneffekte oder Spezialisierung anbieten: Nicht alle Anbieter von IT-Services müssen sich als Business Enabler verstehen, so Gartner. Die Analysten glauben, dass von der Nachfrageseite her eine Unterscheidung von "scale-based" und "specialisation-based" gewünscht wird.