Player und Prognosen

Kampf um den Mobile-Payment-Markt

02.11.2012 von Moritz Jäger
Bezahlen mit dem Handy wird von branchenfremden Akteuren getrieben: Telcos, PayPal, Google und die Kreditkartenbetreiber liegen vorn. Ein Roundtable des Finance Forum Germany diskutierte über das Marktgeschehen.

Near Field Communication (NFC) kann inzwischen fast jedes neue Smartphone. Telcos bemühen sich um sichere Transaktionen. Branchengrößen wie Visa und MasterCard drängen mit kontaktlosen Lesegeräten in den Markt. Dennoch fließt das Geld in Deutschland langsamer als in Ländern wie Kenia oder Afghanistan. Auf dem Roundtable des Finance Forum Germany diskutierten Branchenvertreter über den behäbigen Start und die eigentlich wichtigen Mitspieler im Bereich Mobile Payment.

Finance Forum Germany, September 2012
Zu Gast bei IDG in München
Zwanzig Experten trafen Ende September erstmals zusammen, um über neue Chancen zu reden.
Schritt 1
Die kritischen Fragen zu Mobile Payment kamen auf einzelne Zettel,
Notiert
Insgesamt 100 Zettel kamen so zusammen.
Ordnung
Ursula Pelzl vom Finance Forum Germany sortiert Anregungen aus dem Publikum.
Interesse
Andreas Grahl von der Allianz. Als Haupteigentümer der Oldenburgischen Landesbank ist er an Mobile Payment interessiert.
Schritt 2
Konsolidieren der Themen. Kaum ein Teilnehmer interessiert sich für technische Details zu NFC.
Schritt 3
Lutz Pelzl vom Finance Forum Germany beim Strukturieren von Themenwolken.
Man sieht sich
Die Teilnehmer des Münchener Kreises ...
Es geht weiter
... wollen ihre Thesen im Januar in Frankfurt weiter entwickeln.

Was machen die Banken?

Tatsächlich sieht es nicht so aus, als würden die traditionellen Banken Mobile Payment vorantreiben. Nahezu alle Teilnehmer waren sich einige, dass die Impulse hier bislang fehlten. Die großen Banken und Sparkassen halten sich zurück und beschränken sich auf das Betreiben der Konten. Einer der Teilnehmer formulierte seine These wie folgt: "Die Banken werden sicher nicht aktiv auftreten, sondern nur, und das ist sicher ein interessanter Schachzug, in Verbindung mit einem Telekommunikationsunternehmen." Sie hätten allerdings dann den Vorteil, dass sie vom Verbraucher deutlich mehr Vertrauen erhalten würden als etwa eine Kombination aus Google und Telekommunikationsunternehmen. Aktuell, so das Plenum aber einstimmig, sieht es nicht so aus, als würden die etablierten Banken innovativ in Mobile Payment einsteigen.

Die Mobilfunkanbieter

Die logische Marktmacht im Bereich Mobile Payment sind die Mobilfunkunternehmen. Die Vorteile liegen auf der Hand: Sie haben oft eine langjährige Verbindung mit den Kunden und genießen zumindest so viel Vertrauen, dass sie auf die Konten zugreifen können. Dank dieses Rechnungsformats muss man keine neuen oder zusätzlichen Bezahlwege einführen, sondern kann Ausgaben bequem über die anderen Telefonkosten abrechnen. Sie haben zudem mehr oder weniger direkten Einfluss auf die verkauften Geräte, können sie doch einzelne Produkte gezielt unterstützten.

Allerdings gehen die Teilnehmer davon aus, dass sich die Telekommunikationsanbieter langfristig Banken als Partner suchen werden, mit denen sie die Zahlung abwickeln können. Das müssen aber nicht die klassischen Geldinstitute sein. Ähnlich wie etwa die Kreditbanken im Kraftfahrzeugbereich aus eigentlich völlig bankfremden Unternehmen hervorgegangen sind, so könnten sich auch hier neue Geldinstitute in anderen Industriezweigen auftun.

Die Kreditkartenbetreiber

Ein weiterer starker Mitspieler sind die Kreditkartenbetreiber. Diese fahren teilweise bereits erfolgreiche Kooperationen und bieten eigene Bezahlsysteme wie "mpass". Meist kooperieren die Unternehmen ebenfalls mit Mobilfunkbetreibern, um den Zugang zum Kunden zu sichern.

Allerdings gibt es hier eine große Hürde: In Deutschland ist die Bezahlung per Kreditkarte noch immer ein Nischensegment. Das liegt unter anderem daran, dass die Akzeptanz von Kreditkarten im Einzelhandel oder in Restaurants noch immer weit hinter dem Ausland zurückliegt. Aber auch die Nutzer selbst ziehen andere Zahlmethoden vor. Eine aktuelle Studie des Bitkom beispielsweise zeigt, dass nur 34 Prozent der Online-Shopper mit Kreditkarten zahlen. Auf Platz eins liegt die Zahlung per Rechnung (58 Prozent), gefolgt von Bezahldiensten wie Paypal (52 Prozent) und Bankeinzug (46 Prozent). Selbst wenn die Kreditkartenausgeber also überzeugende Kooperationen eingehen und ausreichend Terminals für die Bezahlung bereitstellen, ist noch immer nicht garantiert, dass die Deutschen dieses Angebot auch annehmen.

Google, PayPal und Apple

Während der Diskussion wurden immer wieder Dienste wie PayPal oder Google als Innovator im Mobile-Payment-Bereich angeführt. Tatsächlich bietet Google etwa mit Google Wallet und NFC-fähigen Android-Smartphones aktuell die größte technische Plattform für Mobile Payment. Allerdings sind diese Funktionen aktuell noch vielen Highend-Geräten vorenthalten.

PayPal dagegen bietet mit seiner mobilen App bereits jetzt ein Bezahlsystem für unterwegs an. Aktuell ist es so, dass man vom Smartphone aus Geld an einen anderen PayPal-Account überweisen kann. Die komplette Abwicklung erfolgt hier allerdings über die Server von PayPal; im Endeffekt ist die mobile App eine tragbare Version der Website. Dafür klappt diese Überweisung wahlweise per E-Mail oder indem zwei Smartphones mit NFC aneinandergehalten werden. PayPals großer Vorteil ist zudem die Banklizenz. Damit könnte der Dienst theoretisch eine Alternative zu etablierten Geldinstituten bilden, etwa indem Kunden dort "richtige" Konten anlegen. In der Praxis verzichtet der Konzern aber noch auf diesen Vorteil, wohl auch weil der Bankensektor einer enormen Regulierung unterliegt.

Die große Unbekannte in diesem Geschäft ist Apple. Der Konzern hat bereits mehrfach bewiesen, dass er das Zeug dazu hat, neue Geschäftsmodelle und Konzepte in atemberaubender Geschwindigkeit in den Massenmarkt zu drücken. Auch hier sind Gedankenspiele durchaus erlaubt: Apple könnte die Infrastruktur von iTunes nutzen und Mobile Payment einen ähnlich starken Schub verleihen, wie es vor einigen Jahren im App-Bereich der Fall war. Aktuell hält sich Apple hier noch stark zurück, selbst das aktuelle Spitzenmodell verzichtet auf Nahfunktechniken wie NFC.

Die Teilnehmer des Roundtables waren auch nach dem Ende der offiziellen Veranstaltung noch in Gespräche rund um das Thema Mobile Payment vertieft. Insgesamt wurde der Gipfel positiv wahrgenommen, vor allem der Austausch zwischen verschiedenen Branchen wurde sehr gelobt. Die gesammelten Daten des Treffens bilden die Grundlage für eine weitere Veranstaltung: Im Rahmen des Finance Forum Germany widmet der Executive Think Tank im Januar und Februar 2013diesem Thema jeweils zwei Tage.

Termine - Hier wird weiterdiskutiert

Weitere Termine

  • Teil 1: 21.+22. Januar im Opernturm der UBS Frankfurt

  • Teil 2: 21.+22. Februar erneut im Opernturm der UBS

  • Ergebnispräsentation: 5.–9. März, CeBIT, House of CIO

Details finden Sie im CIO Finance Forum