1,3 Milliarden Euro für Headhunter

Loyalität der Manager nimmt ab

17.06.2014 von Christiane Pütter
Rund 1,3 Milliarden Euro gaben deutsche Unternehmen voriges Jahr für die Personalsuche über Headhunter aus. Dabei werden beispielsweise IT-Systementwickler immer stärker per Social Media gesucht. Und: Manager identifizieren sich immer weniger mit ihrem Arbeitgeber. Das berichtet der Bundesverband Deutscher Unternehmensberater (BDU).

Die Stimmung ist gut unter Deutschlands Personalberatern: sie rechnen sich für das laufende Jahr zwischen 5,3 und 9,2 Prozent Umsatzplus aus. Das berichtet der Bundesverband Deutscher Unternehmensberater (BDU) aus Bonn/Berlin in der Studie "Personalberatung in Deutschland 2013/2014". Rund 200 Beratungsgesellschaften haben sich daran beteiligt.

Daraus spricht Optimismus, denn im vergangenen Jahr lag das Plus mit 3,2 Prozent nicht so hoch. In ganzen Zahlen heißt das: 2013 erwirtschafteten Personalberatungen insgesamt rund 1,6 Milliarden Euro. 2012 waren es 1,55 Milliarden.

Den Löwenanteil am Umsatz hält nach wie vor die Suche und Auswahl geeigneter Führungskräfte und Experten im Auftrag von Unternehmen. 82 Prozent der Arbeit entfällt auf diesen Bereich. Umgerechnet heißt das: deutsche Unternehmen haben 2013 rund 1,3 Milliarden Euro für Headhunting ausgegeben. Auf diese Weise haben sie rund 52.500 Stellen besetzt.

5 Trends in der Personalberatung laut BDU -
5 Trends in der Personalberatung laut BDU
Der Bundesverband Deutscher Unternehmensberater (BDU) hat die Studie "Personalberatung in Deutschland 2013/2014" vorgelegt. Diese dokumentiert Branchentrends. Die Studie basiert auf Angaben von rund 200 Beratungsgesellschaften.
Trend 1: Kerngeschäft in den Fokus
84 Prozent der Befragten raten insbesondere kleinen Personalberatern, sich ausschließlich auf das Kerngeschäft zu konzentrieren.
Trend 2: Selbstbewusste Berater
An Selbstbewusstsein mangelt es nicht: 82 Prozent der Personalberater unterschreiben, dass sie ihren Kunden Wettbewerbsvorteile verschaffen.
Trend 3: mehr Tempo
Mehr als drei von vier Personalberatern ist bewusst, dass ihre Kunden immer schneller Ergebnisse sehen wollen.
Trend 4: Social Media
Experten wie beispielsweise IT-Systementwickler lassen sich immer öfter über Social Media finden, sagen 74 Prozent der Studienteilnehmer.
Trend 5: Qualitätsstandards
Sieben von zehn Personalberatern wissen, dass ihre Kunden nach belastbaren Qualitätsstandards verlangen.
Michael Heidelberger, Vorsitzender des BDU-Fachverbandes Personalberatung
Michael Heidelberger, Vorsitzender des BDU-Fachverbandes Personalberatung, sagt über seine Branche: „Durch den kräftigen Auftragsschub für die deutsche Industrie und Wirtschaft im letzten Quartal 2013 und im ersten Quartal 2014 investieren die Unternehmen wieder mehr. Der Stellenmarkt folgt diesem positiven Konjunkturverlauf und wir Personalberater verspüren hierdurch eine stärkere Nachfrage nach Unterstützung bei der Personalsuche.“

Zum Vergleich: Mit Management-Diagnostik sowie der Besetzung von Beiräten und Aufsichtsräten haben Personalberater lediglich acht beziehungsweise knapp vier Prozent ihres Umsatzes hereingeholt.

Eines ist den Personalberatern aufgefallen: Manager identifizieren sich immer weniger mit den Unternehmen, für die sie arbeiten. Mehr als zwei Drittel der befragten Personalberater (68 Prozent) bestätigen, dass Loyalität und Identifikation "in den letzten Jahren merklich gesunken" sind. 71 Prozent erwarten denn auch, dass die Verweildauer des Top-Managements in deutschen Unternehmen weiter abnehmen wird.

Ohne Facebook, Xing und Co geht es nicht für Personalberater

Auch Social Media ist ein Trend, der sich in den Augen der Berater weiter verstärkt. Fast drei Viertel (74 Prozent) gehen davon aus, dass Experten wie IT-Systementwickler künftig "noch stärker" über Social Media-Kanäle gesucht werden. Ein professioneller Auftritt bei Facebook, Xing und Co sei daher heute schon ein Muss für Personalberatungen, erklären sieben von zehn Befragten.

Stichwort "Muss" für Personalberater: die Ansprüche der Kunden steigen. Sie verlangen zunehmend nach belastbaren Qualitätsstandards und erwarten eine immer schnellere Projektabwicklung. Insbesondere kleinere Personalberatungen sollten sich daher auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren, denken die Studienteilnehmer. Schließlich trauen sie sich zu, ihren Klienten - auch durch Hilfe beim Besetzen von Fachpositionen - auf immer engeren Kandidatenmärkten Wettbewerbsvorteile zu verschaffen.

Michael Heidelberger, Vorsitzender des BDU-Fachverbandes Personalberatung, kommentiert die Studienergebnisse so: "Durch den kräftigen Auftragsschub für die deutsche Industrie und Wirtschaft im letzten Quartal 2013 und im ersten Quartal 2014 investieren die Unternehmen wieder mehr. Der Stellenmarkt folgt diesem positiven Konjunkturverlauf und wir Personalberater verspüren hierdurch eine stärkere Nachfrage nach Unterstützung bei der Personalsuche."

Unterstützung suchen vor allem Unternehmen aus Konsumgüterindustrie und Maschinenbau. Sie stehen jeweils für rund dreizehn Prozent des Berater-Umsatzes. Es folgen Chemie/Pharma und Banken beziehungsweise Kreditinstitute.

Was tun, wenn der Headhunter anruft? -
Genau prüfen
Ein guter Personalberater will nicht nur einen Abschluss, sondern eine gute Betreuung von Auftraggeber und Kandidat. Dies zeigt sich daran, wie transparent der Suchprozess ist, ob auch kritische Aspekte angesprochen werden und ob die Interessen des Kandidaten ein wichtiger Bestandteil der Gespräche sind.
Gelassen bleiben
Wenn der Anruf mit dem Jobangebot dann kommt, ist Ruhe Trumpf. Fragen nach dem Namen der suchenden Firma oder dem Gehalt sind im Erstgespräch tabu. Lieber um eine anonymisierte Stellenbeschreibung und etwas Bedenkzeit bitten. Bei Interesse Lebenslauf schicken und schon mal über geeignete Referenzgeber nachdenken. Wichtig ist, dass der Headhunter auch wirklich ein exklusives Mandat für die Suche hat.
Souverän auftreten
Gespräche mit der Zielfirma sollten sorgfältig vorbereitet werden. Geschickter als einfach Fragen zu beantworten ist es, eigene Impulse zu setzen und zu erklären, welche Akzente man im Erfolgsfall im neuen Job setzen möchte. Vorsicht: Auch hier sind die Unterschiede zwischen einzelnen Headhuntern groß. Ein seriöser Personalberater wird seine Kandidaten intensiv auf anstehende Gespräche vorbereiten und auch ausloten, ob das Angebot zu ihren langfristigen Karriere-Zielen passt.
Früh anfangen
Wer aufsteigen will, sollte nicht warten, bis ihn ein Headhunter anruft. Es lohnt sich, früh selbst Kontakte zu Personalberatern zu knüpfen - spätestens ab Mitte 30.
Klug auswählen
Einen Standardlebenslauf an möglichst viele Adressen zu senden ist ungeschickt und wirkt austauschbar. Deshalb gut überlegen, welche Personalberatung über die nötige Expertise und Vernetzung in der jeweiligen Branche verfügt. Der Erstkontakt kommt idealerweise durch persönliche Empfehlung zustande. Auch die Unterstützung bei anderen Suchen - durch Einschätzungen oder Referenzen - ist ein guter Türöffner.