Digitalisierung in Transport und Logistik

Mit dem Fracht-Tracker Waren in Echtzeit verfolgen

14.10.2019 von Beate Wöhe
Das BPW Innovation LAB hat ein Verfahren entwickelt, mit dem Versender den Weg ihrer Waren in Echtzeit verfolgen können.
Ist die Fracht einmal auf den LKW geladen, wissen viele Versender nicht, wo sich ihre Ware genau befindet.
Foto: Taina Sohlman - shutterstock.com

Privatverbraucher können bei vielen Bestellungen bereits seit Jahren zeitnah verfolgen, wo sich ihre bestellte Ware befindet und wann sie bei ihnen ankommt. Für viele professionelle Versender ist eine lückenlose Versandverfolgung allerdings nach wie vor ein Wunschtraum.

Das von der BPW Bergische Achsen KG ins Leben gerufene BPW Innovation LAB will das ändern. Dessen Gründung erfolgte im November 2016, bewusst im 45 Kilometer vom Stammsitz der BPW-Gruppe entfernten Siegburg. "Diese Distanz erlaubt eine eigene Unternehmenskultur. Gleichzeitig sind wir aber nah genug, um einerseits das Wissen der Kollegen aus Wiehl zu nutzen und ihnen andererseits in gemeinsamen Workshops und Meetings agile Denkweisen und Methoden näherzubringen", sagt Alexander Lutze, einer der Leiter des BPW Innovation LAB.

Schluss mit dem digitalen Nirwana

Im März 2017 lud das Team Logistikentscheider von Industrie- und Handelsunternehmen aus unterschiedlichen Branchen zur "Zukunftswerkstatt Logistik" ein. In den Gesprächen stellte sich eines schnell heraus: Während in den Unternehmen ERP-Systeme eine hohe Prozessautomatisierung und Transparenz schaffen, beginnt an der Laderampe das digitale Nirwana.

Denn weder Versender noch Empfänger wissen, wo und in welchem Zustand die Fracht ist. "Speditionen, die bereits Telematik einsetzen, haben oft wenig Interesse daran, dem Versender Informationen über den Transportweg bereitzustellen. Dann würde klar, dass es beispielsweise auf der Route Rotterdamm-München deshalb zu Verspätungen kommt, weil das Fahrzeug noch Fracht im Ruhrgebiet aufnimmt", sagt Marcus Sassenrath, einer der Leiter des BPW Innovation LAB.

Seit der Gründung arbeitet daher ein elfköpfiges Team unter der Leitung von Marcus Sassenrath und Alexander Lutze daran, die Digitalisierung in Transport und Logistik weiter voranzutreiben. Dabei richten sie sich an eine Kundengruppe, zu der BPW bisher kaum Kontakt hatte: die Versender und Empfänger von Fracht.

Sendungsverfolgung per Funk

Das Hauptprojekt ist ein Fracht-Tracker, der seit Anfang 2019 mit allen Zertifikaten und Zulassungen unter dem Namen "BPW CargoTracer" erhältlich ist. Die Frachtverfolgung geschieht über einen kleinen Funksender, der in einem industrietauglichen IP67-Gehäuse untergebracht ist. Dieser wird entweder an einem Transportbehälter befestigt oder der Fracht beigelegt.

Der an oder in einem Ladungsträger befestigte CargoTracer funkt nicht nur den aktuellen Standort, sondern die dazugehörige Software berechnet auch die voraussichtliche Ankunftszeit der Waren.
Foto: BPW Innovation LAB

Der CargoTracer sendet, sobald er erkennt, dass er bewegt wird, alle 20 Minuten seine Position an die Portalsoftware, die auf einer Microsoft-Azure-IoT-Plattform läuft. Dort kann der Versender die Position der Fracht auf einer Karte einsehen oder er bindet die Information über eine Schnittstelle in sein ERP-System ein. Zusätzlich kann er die Frachtverfolgung auch für den Empfänger der Ware freigeben.

Neben der Echtzeitverfolgung legte das elfköpfige Team auch Wert darauf, die laufenden Kosten möglichst niedrig zu halten und auf einfaches Handling. So soll die Batterie des Trackers, je nach Einsatz, erst nach mehreren Jahren gewechselt werden müssen. Zudem handelt es sich bei der aktuell eingesetzten Ultra-Narrowband-Funktechnologie von Sigfox um eine kostengünstige Technologie zur Datenübertragung.

Der Weg der Datenübermittlung vom GPS-Tracker in das IT-System des Versenders.
Foto: BPW Innovation LAB

Das Sigfox Funknetzwerk deckt in Deutschland über 80 Prozent der Fläche ab und soll Ende des Jahres bei über 90 Prozent liegen. Das Netz wird weltweit ausgebaut und ist in vielen europäischen Ländern nahezu flächendeckend verfügbar.

Der Weg ins Internet of Transport

In seinen Proof-of-Concept-Projekten wurde das Team um Marcus Sassenrath und Alexander Lutze aber auch vor Herausforderungen gestellt. So kann der GPS-Tracker an physikalische Grenzen stoßen, wenn er zum Beispiel unter einem sechs Tonnen Stahlcoil befestigt ist. Dann werden die Funksignale gedämpft. In dem konkreten Anwendungsfall bei ThyssenKrupp hat das Team dank seiner agilen Arbeitsweise zügig eine passende Lösung gefunden, sodass die Stahlhandelstochter thyssenkrupp Materials Processing Europe den Einsatz des BPW CargoTracers nun ausbauen will.

"Die ersten Schritte zum Internet of Transport sind gemacht und der Zug nimmt Fahrt auf. Über 25 Kunden hat BPW schon für Proof of Concept Projekte mit dem CargoTracer System gewonnen, die ersten haben mit dem Rollout zum Serieneinsatz begonnen. Ohne agile Methoden, die enge Zusammenarbeit mit den Kunden und ein klasse Team hätten wir das nie geschafft", so Sassenrath.