Young Professionals Arbeitgeberwahl

Ohne Social Media Job-Absage

12.10.2011 von Werner Kurzlechner
Für viele junge Leute scheidet ein potenzieller Arbeitgeber aus, wenn er Social Media verbietet oder private IT-Nutzung kontrolliert. Das zeigt eine Cisco-Studie.
Immer vernetzt sein: Das wollen Digital Natives auch am Arbeitsplatz.
Foto: Michael Brown - Fotolia.com

Über die Eigenschaften, Vorlieben und Erwartungen der so genannten Digital Natives an ihre Arbeitgeber wird seit Jahren diskutiert. Nun zeigt erneut eine Studie, dieses Mal vom Netzwerkausrüster Cisco, dass junge Arbeitnehmer und Studierende sehr konkrete Vorstellungen haben, auf die sich Unternehmen einstellen sollten.

Stichwort Social Media: Eine restriktive Regelung scheint hier gerade vor dem Hintergrund eines Fachkräftemangels auf Dauer kaum haltbar. 29 Prozent der Studenten würden laut Studie nicht in einem Unternehmen arbeiten, dass die Nutzung Sozialer Medien während der Arbeitszeit verbietet.

Für ein Drittel der Studenten sind die Nutzung sozialer Medien, Flexibilität und die Nutzung privater Geräte am Arbeitsplatz wichtiger als das Gehalt. Sogar 64 Prozent der Studenten wollen ihren späteren Arbeitgeber zu den Richtlinien in diesen Dingen befragen. Drei Fünftel davon geben an, dass die Antwort durchaus Einfluss auf ihre Jobwahl habe.

Ferner erwarten 70 Prozent der Studenten, dass Arbeitsgeräte wie PCs und Smartphones auch Unterhaltungsangebote enthalten sollten. Sie begründen dies mit der starken Überschneidung von Arbeit und Freizeit in der heutigen Arbeitswelt. Fast die Hälfte der Studenten möchte keine festgelegten Arbeitszeiten haben sowie an jedem beliebigen Ort tätig sein können.

10 Thesen zu Social Media
1. Social Media muss abteilungsübergreifend organisiert werden:
Im Umgang mit Social Media sind "Hobby-Lösungen mit Praktikanten" vorbei. Social Media wird zum Alltag und muss daher abteilungsübergreifend organisiert werden. Der BVDW sieht nicht nur die IT, sondern vor allem auch die Unternehmenskommunikation in der Pflicht.
2. Employer Branding 2.0:
Künftig reicht es nicht mehr, eine eigene Jobbörse auf der Homepage zu schalten und Stellenanzeigen aufzugeben. Bewerber informieren sich in den Netzen über potenzielle Arbeitgeber - und erfahren dabei auch, wie diese von anderen Nutzern bewertet werden.
3. Neue Dynamik in der Produktentwicklung:
Unternehmen lassen immer mehr Informationen in die Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen einfließen. Social Media liefert Input zur Produktentwicklung und ermöglicht intern wie extern schnelles Feedback. Der BVDW spricht hier von "Adaptive Engineering".
4. Customer-Relationship-Management (CRM) verschmilzt:
Schon in diesem Jahr verschmelzen verschiedener CRM-Bereiche mit Social Media-Komponenten. Leadmanagement, Kundenservice und Kundenbindung sind die ersten Bereiche, in denen Social Media eine zunehmende Rolle spielt.
5. Unternehmen aus der zweiten Reihe springen auf:
2011 werden auch kleinere und mittlere Player auf den Zug aufspringen. Mittelständler, Verbände oder auch Non-Governmental-Organisationen (NGOs) können aus Erfahrungen der "Großen" lernen.
7. Erfolgsfaktor "Social Intelligence":
Social Media Monitoring war bereits voriges Jahr ein großes Thema. Nun geht es darum, Tools weiter zu optimieren. Dabei kreist alles um die Frage, wie und wofür die Daten eingesetzt werden können. Von einer adaptiven Aussteuerung der Kommunikation über die Produktentwicklung bis zur Kundensegmentierung - die Informationen aus dem Social Web bieten viele Möglichkeiten.
8. Auf der Suche nach dem Return on Investment (ROI):
Die Messbarkeit der Maßnahmen gewinnt 2011 an Bedeutung. Bisher mag es ausgereicht haben, dabei zu sein - in Zukunft muss Social Media Ergebnisse erzielen, die messbar sind.
9. Neue Berufsbilder entstehen:
Die Nutzung von Social Media erfordert von den Mitarbeitern neue Fähigkeiten. "Mit Social Media wollen neue Tools und Infrastrukturen bedient werden, zudem muss ein neuer Kommunikationsstil geprägt werden", schreibt der BVDW.
10. Mit dem Launch eines Produktes beginnt die Arbeit erst:
Die klassischen Werbe-Kampagnen reichen nicht mehr aus. Unternehmen nutzen das Engagement und Feedback von Verbrauchern, um an ihren Marken zu arbeiten.

„In welchem Ausmaß Internet und soziale Netzwerke das tägliche Leben von Studenten bereits verändert haben, zeigt diese aktuelle Studie eindrucksvoll“, sagt Cécile Willems, Vertriebsdirektorin bei Cisco Deutschland. So gaben 55 Prozent der Studenten sowie 62 Prozent der jungen Arbeitnehmer an, dass sie sich ein Leben ohne Internet nicht mehr vorstellen könnten.

Ausgehen mit Freunden nicht so wichtig

Für zwei Fünftel der Studenten sind Internet-Aktivitäten und Kontakte über soziale Medien inzwischen wichtiger sind als ein Treffen oder Ausgehen mit Freunden im wirklichen Leben. Ein Drittel meint sogar, dass das Internet genauso wichtig wäre wie Wasser, Nahrung, Luft und ein Dach über dem Kopf. Allerdings werden 43 Prozent der Studenten mindestens dreimal pro Stunde dadurch abgelenkt oder gestört, während sie sich auf ein Projekt oder eine Heimarbeit konzentrieren möchten.

Mobile Endgeräte sind Young Professionals lebenswichtig. Nach eigener Aussage in etwa so wie die Luft zum Atmen.
Foto: Cisco

73 Prozent der Young Professionals besitzen ein Facebook-Profil und greifen mindestens einmal täglich darauf zu. 70 Prozent haben sich dabei mit Mitarbeitern und Vorgesetzten über Facebook vernetzt. In den USA ist dieses Phänomen am wenigsten ausgeprägt: Dort sind nur etwa 23 Prozent mit Mitarbeitern über Facebook in Kontakt.

Unter den Twitter-Usern folgen 68 Prozent ihren Arbeitskollegen. Die Umfrage ergab, dass in Deutschland nur etwa 10 Prozent der jungen Erwerbstätigen einen Twitter-Account besitzen. In Frankreich sind es sogar nur 6 Prozent. In Spanien, Brasilien und Mexiko ist das Zwitschern hingegen äußerst populär.

Fernseher nachrangig

Genau wie Social Media hat sich auch die Mobiltelefonie ins Leben der jungen Leute gebrannt. 58 Prozent der Befragten bezeichnen ein mobiles Endgerät als die wichtigste Technologie in ihrem Leben. Den Fernseher nennen gerade einmal acht Prozent. Der Stellenwert dieser Geräte spiegelt sich auch darin wieder, dass 50 Prozent lieber ihre Geldbörse verlieren würden als ihr Mobile Device.

54 Prozent der Young Professionals nennen mobile Endgeräte als primäres Medium zur Nachrichten- und Informationsbeschaffung. Bei der Nutzung von mobilen Endgeräten machen Notebooks mit 37 Prozent den größten Anteil aus. Neben Japan besitzt Deutschland nach der Umfrage mit 84 Prozent den größten Anteil von Notebook Nutzern. Als primäre Informationsquelle nutzen 25 Prozent der jungen Erwerbstätigen einen Desktop Computer. Über das Fernsehen beziehen nur noch 13 Prozent der Befragten ihre Informationen und Nachrichten.

Ambivalenz in Sachen Sicherheit

Zur IT-Sicherheit haben die jungen Leute offenbar ein etwas gespaltenes Verhältnis. Einerseits setzen sie sich häufig sogar über gesetzliche Regelungen hinweg, wenn es dem Trieb nach Informationen dient. Zum Beispiel nutzt einer von zehn Studenten drahtlose Netzwerke von Nachbarn, ohne ihnen Bescheid zu geben. Ebenfalls jeder Zehnte hat sogar schon versucht, sich in ein abgesichertes Funknetz zu hacken. Auch Laxheit gibt es in dieser Generation: Mehr als ein Viertel hat seine PC- oder Online-Kennwörter noch nie geändert.

Andererseits dürfen sich IT-Sicherheitsverantwortliche wohl auf Kollegen freuen, die das ABC der IT-Security gut verinnerlicht haben und Problembewusstsein mitbringen. Fast drei Viertel der Studenten glauben, dass ihre Generation sich zumindest einigermaßen um Sicherheitsbedrohungen über das Internet kümmert. Bei jungen Arbeitnehmern sind es 58 Prozent.

Sicherheit und Datenschutz sind für junge Internet-Nutzer immer wichtigere Themen“, ergänzt Willems. „Trotzdem herrscht weiterhin deutlicher Informationsbedarf, vor allem bei der täglichen Nutzung. Entsprechend sollten Hersteller von Geräten, Software und Netzwerklösungen möglichst intelligente Sicherheitsmaßnahmen einbauen und standardmäßig aktivieren.“

Für den „Cisco Connected World Technology Report“ wurden 1400 Young Professionals in den USA, Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien, Russland, Japan, China, Indien, Australien, Mexiko, Brasilien und Kanada befragt. Aus jedem dieser Länder nahmen 100 Studenten und Arbeitnehmer unter 30 Jahren teil.