Brexit

Outsourcing-Volumen in UK sinkt um ein Viertel

14.03.2019 von Christiane Pütter
Der gesamte Sourcing-Markt wuchs in Europa 2018 um neun Prozent, weltweit um das Doppelte. In Großbritannien allerdings brach das traditionelle Outsourcing um 27 Prozent ein, was die Analysten von ISG auf den Brexit zurückführen.
  • Weltweit erreicht der Sourcing-Markt ein Volumen von gut 38 Milliarden Euro
  • In EMEA (Europa, Afrika, Nahost) hält as-a-Service jetzt 38 Prozent am Sourcing-Markt, Tendenz steigend
  • Die größten Player im europäischen as-a-Service-Markt sind Amazon Web Services, Google, Microsoft und SAP, als "Neue" etablieren sich Autodesk, Interxion und OVH

"Europa wird weiterhin von politischer und wirtschaftlicher Unsicherheit geprägt, so dass Unternehmen vorsichtig agieren." So kommentiert Friedrich Löer, Partner beim Marktforscher ISG Information Services Group Germany, den aktuellen Outsourcing-Index 2018. Weltweit legte der Markt 2018 um 18 Prozent zu. Das entspricht einem Volumen von gut 38 Milliarden Euro. In der Region EMEA (Europa, Afrika, Naher Osten) wuchs er dagegen nur um neun Prozent und liegt jetzt bei knapp dreizehn Milliarden.

Weltweit legt der Outsourcing-Markt zu, wobei das As-a-Service-Modell stärker wächst als traditionelles Auslagern.
Foto: ISG Information Services Group

Zum Hintergrund: ISG erfasst alle kommerziellen Outsourcing-Verträge ab einem Jahresvolumen (ACV für Annual Contract Value) von vier Millionen Euro. Die Marktforscher unterscheiden zwischen traditionellem Outsourcing und as-a-Service (aaS). Der Trend geht seit Jahren in Richtung aaS, diese Form des Auslagerns stieg 2018 um 43 Prozent. Klassisches Outsourcing wuchs um zwei Prozent.

Die politischen Unsicherheiten zeigen sich vor allem beim Brexit. Der Markt für klassisches Outsourcing sank in Großbritannien um 27 Prozent und liegt jetzt bei zweieinhalb Milliarden Euro. Gleichzeitig haben die Unternehmen aber fünf Prozent mehr Verträge abgeschlossen. ISG erklärt: "Damit hat der Markt für traditionelles Sourcing seit dem Brexit-Referendum im Juni 2016 kontinuierlich an Boden verloren."

Die Folgen von Brexit und "Gelbwesten" in Frankreich

Die Marktforscher führen außerdem die Demonstrationen der sogenannten Gelbwesten in Frankreich an. Auch sie tragen zum EMEA-Ergebnis bei. Das europäische Plus von neun Prozent liegt an der stark steigenden Nachfrage nach aaS, dieses Segment wuchs um fast 50 Prozent. Insbesondere Software- und Infrastructure-as-a-Service (SaaS und IaaS) legen zu. As a Service hält nun 38 Prozent am gesamten Sourcing-Markt. Anbieter von klassischem Outsourcing mussten dagegen ein Minus von sechs Prozent hinnehmen.

ISG nennt die wichtigsten Player auf dem europäischen Sourcing-Markt und betont, dass dies kein Ranking ist, sondern eine alphabetische Aufzählung.
Foto: ISG Information Services Group

ISG sieht in der neuerlichen Ablehnung des Brexit-Deals nicht nur "erhebliche wirtschaftliche Risiken" für UK, sondern auch für Deutschland. Löer glaubt trotzdem, dass "der Rückenwind der digitalen Transformation stärker ist als der Gegenwind seitens Politik und wirtschaftlicher Großwetterlage". Die Analysten erwarten für as-a-Service ein weiteres Wachstum von 25 Prozent, was vor allem an der steigenden Nutzung der Public Cloud liegt. Für das traditionelle Outsourcing sagen sie ein Plus von viereinhalb Prozent voraus.

Die Information Services Group dokumentiert außerdem die Player in diesem Markt, ordnet sie aber alphabetisch an. Die Liste ist also nicht als Ranking zu verstehen. Im klassischen Outsourcing-Markt nennt ISG für die Region EMEA die Firmen Accenture, Atos, BT, Capgemini, CBRE, Cognizant, DXC Technology, IBM, Infosys, ISS A/S und TCS als größte Anbieter. Etabliert im as-a-Service-Segment sind Amazon Web Services, Google, Microsoft und SAP sowie - wenn auch weniger umsatzstark - Adobe Systems, Equinix und United Internet. Als neue Player nennen die Analysten Autodesk, Interxion und OVH.