Wirtschaftskrise als Treiber

Performance Management nimmt Fahrt auf

12.10.2009 von Werner Kurzlechner
Performance Management-Prozesse müssen in immer höherem Tempo immer komplexeren Herausforderungen standhalten. Die Analysten des Business Application Research Center (BARC) beobachten in einer aktuellen Studie einen deutlichen Zuwachs an Beschleunigung, Komplexität und Manpower.

Weltweit setzen Unternehmen darauf, ihr Performance Management (PM) zu verbessern - unabhängig von der Unternehmensgröße. Dabei beziehen sie in diesen Prozess immer mehr Mitarbeiter ein, insbesondere in die jeweils als besonders wichtig erachteten Felder. Auch an der Leistungsfähigkeit ihrer Software feilen die Firmen, stellen die Analysten von BARC fest. So scheint die Vorherrschaft von Excel-Tabellen beim Reporting allmählich zu Ende zu gehen.

Grafiken zur BARC-Studie
Komplexität der Tätigkeiten am Arbeitsplatz
Ein klares Votum: Exakt die Hälfte der Befragten findet, die Komplexität ihrer Tätigkeit habe sich sehr stark erhöht. Nur sieben Prozent können diese Einschätzung überhaupt nicht nachempfinden.
Einsatz von Software
Früher basierten die PM-Prozesse weithin auf Excel. Das hat sich der Erhebung von BARC zufolge eindeutig geändert. Spezialsoftware liegt inzwischen nahezu gleichauf. In Teilbereichen wie dem Strategiemanagement verzichten indes immer noch viele Unternehmen auf jegliche Software.
Zuwachs in einzelnen Bereichen
Diese BARC-Grafik zeigt, in welchen Bereichen des Performance Management die Unternehmen die Zahl ihrer Mitarbeiter wie stark erhöht haben. Es offenbaren sich unübersehbare Unterschiede in Abhängigkeit von der Größe der Firmen.

Stärkster Treiber für das zunehmende Engagement in Sachen PM ist die Wirtschafts- und Finanzkrise. Mehr als ein Drittel der Befragten benennen die Turbulenzen in der Weltökonomie als eine aktuelle Herausforderung. Damit einher geht bei den Befragten die Empfindung, immer komplexere Aufgaben bewältigen zu müssen. Anspruchsvoller als ehedem scheint es zu sein, Geschäftsprozesse zu planen, die Kosten im Griff zu behalten und die Zukunft zu vorherzusagen. Entsprechend gestiegen sind die Bemühungen im Bereich Planung, Budgetierung und Forecasting. In einem großen Unternehmen sind mittlerweile durchschnittlich 164 Mitarbeiter in diesen PM-Prozess involviert, vor drei Jahren kamen Konzerne noch im Schnitt mit 102 Mitarbeitern aus. In kleineren und mittleren Unternehmen ist der Anstieg weniger drastisch, was an der geringeren Betroffenheit oder den fehlenden Möglichkeiten zum Gegensteuern liegen mag. Mittlere Unternehmen beziehen etwa 30 Mitarbeiter in den Performance-Management-Prozess ein; in kleinen Firmen sind es sieben Mitarbeiter.

Langfristig Konsolidierung zu erwarten

Über alle PM-Prozesse und Unternehmensgrößen hinweg beobachtet BARC in den vergangenen drei Jahren einen Anstieg der involvierten Mitarbeiter um 30 Prozent. Beim genaueren Blick offenbaren sich allerdings große Unterschiede in den Prioritäten. Große Unternehmen setzen nicht nur bei Planung, Budgetierung und Forecasting mehr als doppelt so viele Mitarbeiter ein wie vor drei Jahren, sondern auch in den Bereichen Compliance, Risikomanagement, Legale Konsolidierung sowie Finanz-Reporting. Mittlere Firmen legten beim Strategiemanagement spürbar eine Schippe drauf, kleine Unternehmen allgemein beim Reporting.

Noch schließen die Firmen ihre PM-Lücken also mit gesteigerter Manpower. BARC prophezeit allerdings, dass dies ein vorübergehender Trend ist. Langfristig sei von einer Konsolidierung durch Integration und Automatisierung auszugehen. "Ein kleineres, konzentriertes Team kann dabei Gesamtprozesse kontrollieren, während ein größere Mitarbeiterzahl Analysen und Performance Management als Anwender nutzen", heißt es in der Studie.

Bei den verwendeten Applikationen offenbart sich ein vielfältiges Bild mit signifikanten Unterschieden bezogen auf die jeweiligen Prozesse. Am niedrigsten ist der Reifegrad offensichtlich beim Strategiemanagement, wo fast ein Drittel der Unternehmen überhaupt keine Software einsetzt. Bei Compliance und Risikomanagement verzichtet ein Fünftel völlig auf IT-Unterstützung. Nicht zu vergessen ist dass, außer im Bereich des Strategiemanagements, PM-Prozesse durch das Enterprise Resource Planning (ERP) unterstützt werden. Spezialisierte PM-Software hat sich bislang vor allem beim Reporting, bei Planung, Budgetierung und Forecasting durchgesetzt - mit Anteilen von jeweils rund 40 Prozent.

In etwa genauso oft wird Excel verwendet, was auch Sicht von BARC eine höchst erfreuliche Nachricht ist. Bislang sei Excel das wichtigste Software-Tool zur Performance-Steuerung gewesen, nun gerate die Vormachtstellung ins Wanken und spezialisierte Software schließe auf. "Wir gehen davon aus, dass dieser Trend anhält", sagen die Analysten. Die Unternehmen kaufen laut BARC auch künftig verstärkt PM-Anwendung, um die Potenziale voll auszuschöpfen.

Verbesserungsbedarf sehen 32 Prozent der befragten Unternehmen vor allem bei Planung, Budgetierung und Forecasting. Nur neun Prozent berichten hier von gut laufenden Prozessen. In den anderen Segmenten sind jeweils rund ein Fünftel der Befragten zufrieden.

Als Hauptziel für Ihre PM-Initiativen sehen Unternehmen die Verbesserung von Prozessen. Dieser Punkt stehe stärker im Fokus als die Ressourcenoptimierung oder die Anwenderfreundlichkeit. Insbesondere streben die Unternehmen nach schnellerem Reporting und einer höheren Reaktionsgeschwindigkeit insgesamt. Angesicht immer kürzerer Planungszyklen nicht verwunderlich - und mit Sicherheit auch durch die Krise befeuert. Das Ergebnis spiegle die Anforderungen einer globalen Wirtschaft wider, in der die schnelle Anpassung an neue Marktbedingungen überlebenswichtig ist, so die Analysten von BARC.

Für die Studie "Performance Management - Aktuelle Herausforderungen und Perspektiven" befragte BARC von März bis Mai 2009 mehr als 553 Verantwortliche weltweit. Die Erhebung kann auf den Websites der Sponsoren pmOne und Tagetik kostenlos heruntergeladen werden.