Unternehmen konsolidieren sich

Pinguine auf der Einkaufsliste

25.04.2006 von Christiane Pütter
Im Open-Source-Becken schlagen derzeit die Übernahmewellen hoch. Aktuelles Beispiel ist das Interesse von Oracle an Linux-Spezialisten wie Novell. Schon mutmaßt der Berater Berlecon, bei der Verquickung von Open-Source-Modell und kommerziellen Interessen bekämen letztere die Oberhand.

Red Hat hat den Anbieter des Open Source Applications Servers JBoss gekauft, zuvor übernahm IBM bereits Gluecode und Oracle prüft nun die Übernahme eines Linux-Spezialisten wie Novell – die Mitarbeiter in Open-Source-Projekten dürften die Konsolidierungswelle mit Skepsis betrachten, so Berlecon-Analyst Thorsten Wichmann. Er rechnet damit, dass sich die Entwicklung fortsetzt.

Der Analyst stellt in den Raum, dass "bei der Verquickung von Open-Source-Modell und kommerziellen Interessen letztere die Oberhand gewinnen". Thorsten Wichmanns provokante Frage: "Sollte man als Open-Source-Projekt lieber auf eine strikte Trennung von wirtschaftlichen Zielen und der Entwicklung von Open-Source-Software achten?"

Er unterscheidet drei Gruppen von Open-Source-Software:

1. Große, etablierte Open-Source-Projekte wie Linux, der Webserver Apache oder die Entwicklungsplattform Eclipse, deren Software als etablierter Bestandteil vieler IT-Lösungen gelten kann. Dass sie von Übernahmen betroffen sind, hält der Analyst für unwahrscheinlich – Konsolidierungen in dieser Liga seien meist organisatorische Zusammenführungen von Projekten, aber keine Aufkäufe und Verbindungen mit rein kommerzieller Software im eigentlichen Sinn.

2. Die Vielzahl der kleineren Projekte, die aus Sicht eines Betriebswirtes einfach nicht interessant sind. Das kann an mehreren Gründen liegen: So ordnen die Programmierer den eigenen Spaß am Programmieren höher ein als die Interessen der Kunden oder die Software-Lösung lässt sich nur schwer kapitalisieren, wie etwa bei Filesharing-Software.

3. Die Unternehmen, die seit der Gründung versuchen, auf Grundlage von Open-Source-Software rentable Geschäftsmodelle umzusetzen. Dazu zählen viele US-amerikanische Start Ups. Sie sehen das Open-Source-Modell nicht als Selbstzweck, sondern als Werkzeug und sind damit für Übernahmen am interessantesten. Und gerade die mit Venture Capital finanzierten Start-Ups sehen Aufkäufe oft als Teil der Unternehmensstrategie, so Wichmann.

Konkurrenz belebt das Geschäft

Fazit aus Analystensicht: Solche Übernahmen werden der Open-Source-Idee nicht schaden. Denn alle Open-Source-Projekte profitierten davon, wenn sich die Software an den Bedürfnissen von Unternehmen ausrichtet. Außerdem sei Konsolidierung Teil der Markt-Dynamik.

Nicht zuletzt vertritt Wichmann die Haltung, dass Konkurrenz das Geschäft belebt: "Die besten Open-Source-Projekte stellen eine Konkurrenz zu rein kommerzieller Software dar, was deren Preise drückt und ihre Anbieter zu Innovationen zwingt."

Berlecon-Analyst Thorsten Wichmann hat seine Überlegungen in der Spotlight-Analyse "Konsolidierung bei Open-Source-Unternehmen?" zusammengefasst.