Time to market reduzieren

Planung mit langem Atem

22.06.2007 von Patrick Goltzsch
Wer nicht ständig neue Produkte präsentiert, hat verloren. Auf die Ansprüche der Kunden reagiert die IT in der Konsumgüterbranche mit straffen Prozessen.
Thomas Ochs, Leiter IT, Villeroy & Boch: "Die Pflege der Kundenbeziehungen ist für uns ein klarer strategischer Schwerpunkt, damit wir ein gesamtheitliches Kundenbild bekommen."

Bei den Unternehmen der Konsumgüterbranche rücken die längerfristigen Ziele in den Mittelpunkt. "Die Konzerne haben wieder Themen mit langer Laufzeit auf der Agenda", konstatiert Waldemar Gerlach, Leiter des Bereichs Industrie, Handel & Logistik bei CSC. Dabei planen die CIOs die Projekte teilweise mit einer Laufzeit von über 18 bis 24 Monaten.

Besonders die Logistik steht in der Konsumgüterindustrie im Vordergrund. "Es zählt jeder Cent", sagt der CSC-Mann. Daher seien die Kunden interessiert, ihre Prozesse zu beschleunigen, um die Time to Market zu reduzieren. Unter dem Aspekt der Logistik bemühten sich die Kunden um einen ganzheitlichen Blick auf die Wertschöpfungskette.

Lieferketten straffen

Konsumgüterindustrie: Weniger Insolvenzen.

Thomas Ochs, CIO beim Keramikhersteller Villeroy & Boch, bestätigt die Einschätzung. Der Konzern will seine Lieferkette durchgängig vom Vertrieb bis zur Beschaffung optimieren. Daneben nennt Ochs drei weitere Schwerpunkte seiner Arbeit. Dazu gehört die Pflege der Kundenbeziehungen, denn "CRM ist ein klarer strategischer Schwerpunkt, damit wir ein gesamtheitliches Kundenbild bekommen."

Im Bereich Business Intelligence sollen die Kennzahlen des Unternehmens dem Management in Zukunft unmittelbar auf Anforderung zur Verfügung stehen. Gleichzeitig sollen die über CRM- und BI-Werkzeuge gewonnenen Erkenntnisse in die Produktentwicklung einfließen und helfen, das Sortiment anzupassen. Dabei sieht Ochs die Ausrichtung der IT vornehmlich strategisch: "Die IT optimiert die Prozesse und hilft als Innovator, die Produktivität über die Geschäftsprozesse zu steigern."

Adidas: Business Intelligence zur Verbesserung des Kundenservice.

Erneut Vorreiter auf der Ebene der Prozesse zu sein, ist das Ziel von Oliver Fischer, IT-Leiter der Loewe AG. Noch hat der Spezialist für Unterhaltungselektronik mit den Nachwirkungen des LCD-Booms zu kämpfen.
2003 und 2004 ging das Unternehmen durch eine Krise, da der Markt plötzlich zu LCD-Fernsehern schwenkte. Der damit einsetzende Preisverfall bei Röhrengeräten überraschte Hersteller wie Marktforscher gleichermaßen.

2005 schaffte das Unternehmen den Turnaround, und im April vergangenen Jahres stellte Loewe schließlich die Fertigung von Röhrenfernsehern ein.

Fokus auf Investitionen

Villeroy & Boch: CRM für ein gesamtheitliches Kundenbild.

Langfristige Vorhaben standen bei dem Traditionsunternehmen bislang zurück. Zuletzt schloss die IT die Server-Konsolidierung im SAP-Umfeld ab. Dieses Jahr soll die Umstellung auf SAP Netweaver folgen.
Zukunftsprojekte - die Produktionssteuerung enger an die Unternehmens-IT heranrücken und die Lieferanten über SCM besser einbinden - hat die IT jetzt wieder aufgenommen.

Gemessen am Umsatz scheint die IT in den Unternehmen mit einem kleineren Budget auskommen zu müssen. Bei Villeroy & Boch erwirtschafteten rund 10 000 Mitarbeiter einen Umsatz von gut 965 Millionen Euro. Bei einem Etat von 1,8 Prozent der Einnahmen kann Ochs heute jedoch wieder mehr investieren als in den vergangenen Jahren.

S.Oliver: ITIL-konformes IT-Management.

"Wir haben die Betriebskosten durch Zentralisierung gesenkt", sagt der CIO. Und auch bei Loewe legt Fischer mit seinem Etat, der 1,1 Prozent vom Umsatz ausmacht, den Akzent deutlich auf Investitionen. Das Unternehmen erreichte 2006 mit seinen knapp 1.000 Mitarbeitern einen Umsatz von 342 Millionen Euro. Rund 31 Prozent des Budgets will Fischer für Investitionen nutzen.